Der ZDF-Terrorismusexperte Elmar Theveßen legt in seinem Buch "Terror in Deutschland. Die tödliche Strategie der Islamisten" eine journalistische Bestandsaufnahme vor und geht dabei von der Existenz eines "Materplans" aus. Es handelt sich um eine anschauliche Darstellung von einem Kenner der Materie, die aber etwas mehr Analyse und Systematik verdient gehabt hätte.
"9/11 war eine große Falle, und wir sind mitten hineingetappt" (S. 7). Mit diesem Satz beginnt das Buch "Terror in Deutschland. Die tödliche Strategie der Islamisten", das der Journalist und Politikwissenschaftler Elmar Theveßen vorgelegt hat. Er ist seit Jahren Terrorismusexperte des ZDF, hat durch viele Filme ein informelles Kontaktnetz entwickelt und verfügt über gute Verbindungen zu den Sicherheitsbehörden.
Die erwähnte Einschätzung macht deutlich, dass er im Unterschied zu vielen sonstigen Experten in den Medien auch die Strategie des Terrorismus verstanden hat. Den Akteuren geht es mit ihren Gewalthandlungen um das Auslösen bestimmter Handlungen, die für sie aus politischen Gründen von Vorteil sind. Genau diese Dimension des terroristischen Handelns macht Theveßen durch sein Buch hin kontinuierlich deutlich. Es will laut seiner Formulierung "ein Leitfaden für einen wirksameren Kampf gegen den Islamismus" (S. 10) liefern, ein Versprechen, das es aber nicht wirklich einlöst, gleichwohl ist es durchaus interessant.
Der Autor geht zunächst auf aktuelle Fälle in Deutschland und Frankreich ein und macht dadurch deutlich, dass die Gefahr des islamistischen Terrorismus in Europa noch nie so groß war. Gleichzeitig hegt er daran Zweifel, dass auch die Gesellschaft und nicht nur der Staat auf diese Herausforderung vorbereitet sind. Danach geht es um strategische Konzepte, die bereits seit über einem Jahrzehnt vorliegen und handlungsleitend seien. Es ist gar vom "Drehbuch des Terrors" (S. 51) die Rede.
In der Tat handeln die Djihadisten in ähnlicher Art und Weise wie in eben diesen Papieren vorgeschlagen. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob die Taten durch die Lektüre direkt angeregt wurden oder nicht doch die Akteure zu ähnlichen Ideen kamen. Ein Blick auf solche Konzepte ist gleichwohl immer bedeutsam, allein schon aufgrund der Hinweise auf die Organisationsform, denn eine "dezentrale Zellenstruktur des Widerstands" (S. 75) gilt auch hier als "erfolgreiches" – falls man diese makabere Formulierung bemühen mag – Modell des allgemeinen wie des islamistischen Terrrorismus.
Ausführlicher geht der Autor auf den ideologischen Aspekt ein, welcher angesichts der Fixierung auf die Gewalthandlungen häufig in Untersuchungen ignoriert wird. Auch Theveßen betreibt keine Ideologieanalyse, er macht aber die Relevanz von Saudi Arabien als Wirkungsfaktor deutlich. Dann fällt der Blick auf die US-Außenpolitik, wobei anhand von Libyen das Scheitern des Westens konstatiert wird. Zwar gab es einen Regimewechsel, aber keine Stabilität. Derartige Gegebenheiten sind ein Musterfeld für Rekrutierungsstrategien von Terroristen. Auch in den folgenden Ausführungen bleibt Theveßen seiner Auffassung treu: "Der IS mag al-Qida ein wenig in den Hintergrund gedrängt haben, aber beide operieren nach dem Masterplan, den Abu Musab al-Suri und andere Islamisten schon vor rund zehn Jahren entworfen haben ..." (S. 132f.). Er fragt dem folgend nach den Gegenstrategien, die nicht nur militärisch orientiert sein sollten, gehe es doch auch um die "Kritik an den negativen Folgen der Globalisierung" und "der mutwilligen Theologisierung der Gottlosigkeit" (S. 148).
Gegen Ende fällt der Blick noch auf den europäischen Rechtsextremismus, wobei zunächst Gemeinsamkeiten der Islamhasser mit den Islamisten konstatiert werden. In der Tat besteht ja ein Kontext, der sich im gegenseitigen Aufschaukeln artikuliert. Hier findet der Autor auch deutliche Worte hinsichtlich der Fernwirkung von AfD und Pegida in Deutschland, letztendlich besorgen sie mit das Geschäft der Islamisten bezogen auf die Aufhetzung von Muslimen.
Gegen Ende des Buches geht Theveßen noch einmal auf Gegenstrategien ein: Für ihn ist die Prävention genauso richtig wie die Repression. Gleichwohl bleibt der Autor hier sehr allgemein und unverbindlich. Es brauche eine Politik, "die weitsichtig ist, gelassen, aber auch ein Stück weit unberechenbar" (S. 300). Das ist viel zu allgemein und blumig. Genau hier scheitert Theveßen auch am selbstgestellten Anspruch. Gleichwohl erweist er sich in den Beschreibungen als guter Kenner der Materie. Insofern ist das Buch als Einstieg ins Thema durchaus empfehlenswert. Analytisch könnte es ein "Mehr" liefern.
Elmar Theveßen, Terror in Deutschland. Die tödliche Strategie der Islamisten, München 2016 (S. Piper-Verlag), 303 S., ISBN: 978-3-492-05803-2, 22,00 Euro
1 Kommentar
Kommentare
Ilse Ermen am Permanenter Link
Die Rezension ist leider etwas wirr, so dass man nicht genau weiss, was Theveßen denn eigentlich sagen möchte.
Es geht darum, Bevölkerungsgruppen des Westens gegeneinander aufzuhetzen, auch Hass gegen "Muslime" zu schüren, damit diese sich als Opfer fühlen und dem Djihad anschliessen. Die heilige Einfalt der Multikultis ist auch Teil des Kalküls, also die Ausnutzung der Opferrolle, aus der ein Sich-aus-der-Verantwortung-Ziehen resultiert.