Am 22. April finden weltweit Kundgebungen und Demonstrationen statt, die den Wert der Wissenschaft betonen. Geplant sind mehrere "Märsche für die Wissenschaft", die sich gegen eine Politik der "alternativen Fakten" wenden. Auch in Deutschland wird demonstriert.
Angelehnt an den "Women's March", der einen Tag nach Donald Trumps Amtseinführung stattfand, formiert sich nun ein weiterer Protest unter dem Motto "March for Science". Mit einer Großkundgebung in Washington D.C. soll gegen eine zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit demonstriert werden. "Die jüngsten politischen Änderungen haben zu einer erhöhten Sorge bei den Wissenschaftlern geführt", heißt es im Aufruf zur Demonstration. Daher sei es an der Zeit, die wissenschaftliche Forschung und evidenzbasierte Politik zu unterstützen, um ein Zeichen zu setzen und wahrgenommen zu werden.
Weltweit finden Ableger der Demonstration statt. In Deutschland sind bisher Berlin, Dresden, Hamburg, Heidelberg, Leipzig, München, Göttingen, Kassel und Tübingen als teilnehmende Städte aufgelistet. In weiteren Städten befinden sich mehrere Organisationsgruppen im Aufbau. Zur Teilnahme sind bewusst nicht nur WissenschaftlerInnen aufgerufen, sondern alle, "denen die deutliche Unterscheidung von gesichertem Wissen und persönlicher Meinung nicht gleichgültig ist."
Weitere Informationen und einen aktuellen Überblick über die teilnehmenden Städte findet man auf der Website des "March for Science" sowie auf der Internetseite des "Science March Germany".
6 Kommentare
Kommentare
Rainer Bolz am Permanenter Link
Diese Kundgebungen sind mehr als notwendig, denn immerhin haben die Amerikaner es vor Jahren aufgegeben, die erforderlichen gigantischen Maschinen wie CERN, für die Wissenschaft zu bauen.
Quelle: Ernst Peter Fischer - Die Verzauberung der Welt
Sven Schultze am Permanenter Link
Und genau dieser Ernst Peter Fischer schrieb 2011 in seinem Buch "Die kosmische Hintertreppe" (S. 332f.): "Aber wir zittern vielleicht vor der Wissenschaft.
Rainer Bolz am Permanenter Link
Nur zur Klarstellung, es ging mir um den atemberaubenden Unsinn eines US-Senators mit einer Quellenangabe.
Die Ansichten von Ernst Peter Fischer sind mir nicht vollständig bekannt.
David am Permanenter Link
"Die jüngsten politischen Änderungen haben zu einer erhöhten Sorge bei den Wissenschaftlern geführt"
Die jūngsten? Der unwissenschaftliche Homöopathie- und Genderwahnsinn hat sich doch bereits seit Jahren in Politik und "Bildung" festgesetz mit weitreichenden Folgen fūr die gesamte Gesellschaft. Es wird sich zeigen, ob der Marsch tatsächlich ernst gemeint ist und nicht zur Karrikatur einer politischen Demo verkommt.
Ulf am Permanenter Link
Was ist gesichertes Wissen, was ist eine Meinung...
Vor dem Jubel gebe ich Folgendes zu bedenken:
1. Sicht aus Philosophie und Wissenschaft: Nicht erst seit Sokrates wissen wir, dass wir nichts wissen, Gerhard Vollmer schuf den treffenden Satz: Wir irren uns empor und Sir Karl Popper nahm die Wissenschaftler in die Pflicht, ihren eigenen Thesen gegenüber kritisch zu sein und ständig nach Schwachpunkten zu suchen, weil wir nie sicher sein können, die absolute Wahrheit gefunden zu haben. Sich dieser anzunähern bedarf es der ständigen Kritik und nicht der Implementierung einer Einheitsmeinung!
Humoristisch nahm es Hirschhausen: Wissenschaft ist der aktuelle Stand des Irrtums...
2. Aus politischer Sicht : Die Finanzierung von großen Teilen der Wissenschaft ist leider oft von politischer Gewogenheit oder politischen Interessen abhängig. Dies ist insofern problematisch, dass es durch Steuerung der Förderung genehmer Theorien schnell zu einem gewissen Opportunismus kommt, während durch Entzug von Subventionen für ungenehme Vertreter anderer Denkrichtungen widersprechenden Beweisführungen jedwede finanzielle Basis entzogen wird. Kritik wird, sagen wir mal so, trockengelegt, was obendrein leider auch häufig mit persönlichen Abwertungen und Diffamierungen dieser, eine Gegenmeinung vertretenden Wissenschaftler einhergeht, was wiederum zu einer Selbstzenzierung führt. Mit rationaler Wissenschaft und Forschung hat dies dann freilich wenig zu tun.
3. Derartige weltumspannende Aktionen sind i.d.R. auf gut geölte und funktionierende Netzwerke zurückzuführen. Wer aber diese finanziert, wer wirklich anstößt, bleibt im diffusen Licht. Besonders problematisch wird es dann, wenn diese Bewegungen dem Charakter nach als grassroot Aktionen beworben werden.
Fazit: Es gibt sicher genügend gute Gründe Trump zu kritisieren, doch sollte man jeden einzelnen aus meiner Sicht klar definieren und empirisch belegen, sowie einen öffentlichen Diskurs zulassen.
Derartige Aktionen dienen aus meiner Sicht eher einer pauschalisierenden Agenda, grenzen große Menschengruppen aus (Trump ist nach wie vor gewählt), zementieren so Spaltungen innerhalb einer Gesellschaft und haben einen arg populistischen Beigeschmack...
Grüße
Martin Mair am Permanenter Link
Für was bedarf es im Zeitalter des Internets denn noch der "gut geölten Netzwerke"?
Anahnd der Verfolgung von kritischen WissenschafterInnen in der Türkei sehen wir doch wie notwendig da die Bewußtseinsbildung in Sachen möglichst großer Freiheit für die Wissenschaft (von der Wirtschaft sowieso schon sehr unterminiert) ist und dass Solidarität notwendig ist!