Mit Prof. Franz Josef Wetz und dem Thema: "Im Garten der Lüste gedeiht kein Terror. Wer tanzt, tötet nicht" wurde kurz vor dem unrühmlichen ersten Jahrestag des Attentats auf dem Berliner Breitscheidplatz ein Aspekt des Geschehens betrachtet und analysiert, der bisher recht unbeachtet blieb.
Seine These, dass in uns allen ein evolutionär begründeter dunkler Punkt existiert, der unkontrollierte und unberechenbare Gewalt hervorbringen kann, ist durchaus nachvollziehbar. Um diese Gewalt sozialverträglich kanalisieren zu können, bedarf es nach Prof. Wetz Freiräume sowie Ersatzrituale, welche Sportveranstaltungen, Techno-Clubs, aber auch tolerierte hedonistische Ausschweifungen bieten können.
Das hervorragend angewandte Wissen des Referenten, der Philosophie, Theologie und Germanistik studiert hat, war in jedem Gedankenzug zu erkennen. Dabei schaffte er es, die Aufmerksamkeit des Publikums mit seiner unterhaltsamen rhetorischen Stärke über die gesamten eineinhalb Stunden hellwach zu halten. Bei seiner gleichzeitig bodenständigen Attitüde und offensichtlichen Lebensfreude machen seine Vorträge jedenfalls Lust auf mehr und fordern den eigenen Geist auf einer angenehme Art und Weise heraus.
Am letzten ATHvents-Sonntag des ehbb e.V., dem 17.12., wird Philipp Möller mit seinem neuen Buch "Gottlos glücklich" zu Gast im Literaturhaus Berlin sein (siehe hpd-Kalender).
3 Kommentare
Kommentare
Klarsicht am Permanenter Link
Mehr von Prof. Dr. Franz Josef Wetz:
Gottlos - Leben ohne Religion:
http://www.freidenker-zentralschweiz.ch/vortraege/051109-gottlos-leben-ohne-religion.html
Gruß von
Klarsicht
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Vorweg: Ich habe den Vortrag nicht gehört. Ich kann also nur über die kurzen Zeilen oben etwas schreiben und bitte, das auf keinen Fall als Kritik an Prof. Wetz zu verstehen.
Die Grundthese mit dem "dunklen Punkt": Ich bin ganz einverstanden.
Ersatzrituale: Grundsätzlich auch einverstanden. Die Erforschung einer kontinuierlichen Entwicklung von Tier- und Menschenopfern, Schamanentänzen, Tempelprostitution und rituellen Schaukämpfen hin zu Halloween-Parties, Clubbings, Fußballmatches und Swingerclubs könnte ein ergiebiges Feld sein. Der Ursprung all dessen liegt sicher in einer Kanalisation und Kultivierung der Triebe.
Zu beachten aber ist, dass auch Clubbings und Parties gewalttätig ausarten können, sowohl in sexueller als auch in sonstiger Hinsicht. Von Gewalt bei Fußballmatches ganz zu schweigen (ich meine primär die Zuschauer, nicht die Spieler).
Manchmal gewinnt plötzlich der Trieb die Oberhand, und dann kann man sich in Rage tanzen. Der Satz "Wer tanzt, tötet nicht" stimmt meistens. Aber nicht immer.
Man bedenke: So mancher alte Ritualtanz endete mit der Schlachtung des Opfers.
Kay Krause am Permanenter Link
dazu und zum "göttlichen" Jahresende ein paar"Krause"-Zeilen:
Die Erschaffung der Menschheit
Langweilig war es Gott
in seinem Alltags-Himmelstrott.
und schuf den Adam sich aus Lehm.
Es ist nicht überliefert, wie er das gemacht,
der Bibelschreiber hat es sich so audgedacht.
Nun konnte Gott von oben (Wolke nummer sieben),
schauen auf sein Werk und dieses lieben.
Adam war jedoch auf Erden hier,
ganz allein mit Pflanzen und Getier.
Er wünschte sich - jedoch - er wußt' nicht was,
Ein Spielzeug nur, für Lebensfreude und zum Spaß.
Gott war klug und sah das ein.
er nahm aus Adam nun ein Stück Gebein,
als dieser schlief(es schmerzte nicht),
und schuf daraus ein Weibsgesicht.
Es fehlte nichts, mit allem Drum und Dran,
wie eben nur ein Gott es kann.
Sie war sehr schön, die erste aller Damen,
Gott gab ihr "Ewa" mit als ihren Namen.
Und als Adam aus dem Schlaf erwachte,
da saß sie nackend neben ihm und lachte.
Und du hast recht, mein Freund, wie kann es anders sein:
der Adam fiel auf diese schöne Ewa rein!
Er hatte um ein Spielzeug nur gebeten,
wollt' nur etwas Lebensfreude haben.
Nun mußte er das Unkraut jäten,
und Beete um im Garten graben.
Sie hatte das Kommando übernommen,
und auch zwei Kinder gleich bekommen.
Vorbei war's nun mit dem Familienfrieden,
denn Buben schrei'n schon morgens früh um sieben.
so gab es täglichÄrger nur und Lärm und Streit,
das ist für Liebesspiele keine gute Zeit.
Die Eva war ein Fehlprodukt, Gott hat es eingeseh'n.
Er schloß sein Wolkenfenster und ward seitdem nicht mehr geseh'n!
Und wer's nicht glaubt, und wer's nicht kennt,
der liest es nach: so steht's im alten Testament.