Dem Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) in Berlin-Brandenburg wurde jüngst der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen. Im Spektrum der säkularen Vereinigungen Deutschlands wird der Weg des HVD durchaus skeptisch betrachtet. Ein Kommentar von Rüdiger Weida, Vorsitzender der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V.
Der HVD hat gerade gefeiert, dass der Berliner Verband die Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) verliehen bekommen hat. Die wesentlichen Vorteile dieser Verleihung nennt Wikipedia:
"Der Staat begünstigt Religionsgemeinschaften, denen er unter bestimmten Voraussetzungen Körperschaftsrechte verleiht, und kooperiert mit ihnen. Sie unterstützen ihrerseits den Staat im Sinne der Bildung und Erhaltung eines Wertekanons, indem sie friedens-, rechts- und wertefördernd auftreten und ihrerseits das staatliche Gewalt- und Strafmonopol anerkennen. Diese Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaften äußert sich etwa in der Steuerbefreiung von Spenden, dem Erteilen von Religionsunterricht oder speziellen Regelungen im Arbeits- und Sozialrecht."
Damit ist der Humanistische Verband Deutschlands nun auch in Berlin faktisch den Kirchen gleichgestellt. In anderen Bundesländern war er das schon, weitere sollen folgen.
Katholisch.de beschwert sich heftig, lustigerweise genau über die Sachen, die für die evangelische und katholische Kirche schon lange selbstverständlich sind:
"Da kommt es gelegen, dass er [der HVD – Anm. d. Red.] künftig von der Körperschaftssteuer, der Umsatzsteuer und der Erbschaftssteuer befreit ist. Zudem unterliegt er als Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht der 'zeitnahen Mittelverwendung'. 'Wir müssen Gelder dann nicht mehr innerhalb einer festen Frist ausgeben, sondern können das machen, wenn es sinnvoll ist', erläutert Raczynski [Katrin Raczynski, Vorstand des HVD Berlin-Brandenburg – Anm. d. Red.]. Außerdem gelte eine Körperschaft im Insolvenzrecht als insolvenzunfähig – was im Fall einer Zahlungsunfähigkeit zulasten der Mitarbeiter gehen könnte. (...) Dabei kommt ihm [dem HVD – Anm. d. Red.] seine gute Vernetzung mit den Regierungsparteien zugute."
Wenn dein Gegner dich tadelt, alles richtig gemacht?
Das sehen nicht alle so. Manche sehen nun den HVD als verlorenen Partner in der säkularen Szene, wenn es um Abschaffung der Kirchenprivilegien geht.
Nur, muss man die überhaupt abschaffen? Wir sehen das doch unter dem Aspekt der Gleichbehandlung von Weltanschauungsgemeinschaften. Die könnte man auch erreichen, wenn alle die gleichen Privilegien hätten.
Doch das ist bereits theoretisch schwer möglich. Immer wird ein Punkt bleiben, wo sich eine Weltanschauung noch benachteiligt sieht. Praktisch ist sie überhaupt nicht machbar und, vor allem, auch gar nicht sinnvoll. Wollen wir z.B. wirklich, dass an Schulen nach den evangelischen und katholischen Kirchen, nach Islam- und nun auch Humanistenverbänden irgendwann auch noch Buddhisten, Zeugen Jehovas, Evangelikale, Hindus, Juden und andere Unterricht erteilen?
Für mich wäre das ein Albtraum. Religiös-weltanschauliche (Privat-)Lehren haben im Unterricht gar nichts zu suchen. Es braucht ein Fach "Ethik", das von den Schulen selbst verbindlich für alle Schüler unterrichtet wird, und es braucht das um so mehr, je vielfältiger unsere Gesellschaft wird.
Gleichberechtigung ist also nur möglich, wenn alle Privilegien fallen.
Das muss nicht zwingend bedeuten, die nicht nutzen zu wollen, solange es sie gibt. Wir [Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. – Anm. d. Red.] wollen das ja auch, wenn es um piratige Kopfbedeckungen auf Ausweisen oder Nudelmessenhinweisschilder an Straßenrändern geht.
Aber uns würde es überhaupt nicht schwer fallen, darauf zu verzichten, wenn das grundsätzlich nicht mehr möglich wäre. Das dürfte für fast alle säkularen Vereinigungen zutreffen, selbst für solche wie den bfg, der schon lange KdöR ist.
Wenn man sich jedoch finanziell und am Ende sogar existenziell von diesen Privilegien abhängig macht, ist das nicht mehr zu erwarten. Wenn Lehrer entlassen werden müssen, weil plötzlich kein Lebenskundeunterricht mehr möglich wäre oder wenn sich die Vorteile der KdöR gegenüber dem Verein als erheblich erwiesen haben, wird der Verzicht auf Privilegien schwer fallen bis unmöglich sein. Deshalb sehe auch ich den HVD eher auf Seiten der Kirchen. Allerdings nicht erst jetzt, sondern schon lange. Bereits 2013 stellte der langjährige Vorsitzende seines Bundesverbandes, Horst Groschopp, fest:
"...Auch wenn immer wieder verdienstvoll und aufwändig versucht wird, beide humanistischen Konzepte unter ein organisatorisches Dach zu bringen, bei allen Überschneidungen, bei aller gegenseitigen Zuneigung – sie passen politisch nicht zusammen. Ich spitze es in meinen Worten einmal so zu: Das 'konfessionelle' Konzept der Gleichbehandlung mit den Religionsgesellschaften und das 'laizistische' der Trennung von Staat und Kirche haben viele Konflikte miteinander..."
Inanspruchnahme von Kirchenprivilegien durch andere ist nur so lange sinnvoll, wie sie nicht zu Abhängigkeiten führt.
Unsere Forderung ist und bleibt weiter, alle Kirchenprivilegien aufzuheben. Das bedeutet auch, die Kirchen dem Vereinsrecht zu unterstellen und die KdöR für religiös-weltanschauliche Vereinigungen abzuschaffen.
Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung des Autors übernommen von der Webseite der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. http://www.pastafari.eu/.
26 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das ist in der Tat ein höchst kitzliges Thema - und richtig lachen kann ich dabei trotzdem nicht.
Letztlich sollte es darum gehen, dass Weltanschauungsgemeinschaften ihre finanziellen Dinge selbst regeln wie jeder andere Verein auch. Wäre es anders, könnten irgendwann die Dämme brechen und wir sähen uns einer Flut unterschiedlichster Weltanschauungs-Clubs ausgesetzt, ich käme mit einigem Nachdenken sicher auf tausend derartiger Organisationen.
Das ist also kein sinnvolles Ziel. Aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und dieser Weg lautet für mich in der Tat, dass es so viele weltanschauliche KdöRs geben sollte, wie nur irgendwie möglich, bis der Staat begreift, dass dies ein Irrweg ist. Dann müssten aus Gründen der Gleichbehandlung alle einen normalen Vereinsstatus bekommen. Finanzielle Zuwendungen vom Staat gäbe es dann nur für Leistungen zugunsten des Staates. Allerdings ohne das Privileg eines speziellen Arbeitsrechts oder der Missionierung in Schulen etc.
Da dies sicher noch einige Jahre dauern kann, soll der HVD abschöpfen, was nur irgendwie abzuschöpfen ist. Warum nicht mal ein schönes Sommerfest in Berlin feiern, das mit 5 Mio. Euro von der Stadt bezuschusst wird? Mal ein Fest für die säkulare Mehrheit der Hauptstadt.
Der HVD sollte sich allerdings nicht zu sehr von Staatsleistungen abhängig machen. Denn der Super-GAU, wenn ALLE KdöR werden wollen und der Staat nicht mehr kann/will, wird kommen. Und wenn ich mich frage, wer eher die Zeit danach überleben wird - die Religionsgemeinschaften oder der HVD - dann sicher die humanistische Idee, denn an einen Schwurbelgott will doch heute so richtig niemand mehr glauben...
Rolf Heinrich am Permanenter Link
Das ist auch hundertprozentig meine Meinung, was Rüdiger Weida schreibt - und daher kommen auch meine mehr als gemischten Gefühle, wenn es um den HVD und sein Selbstverständnis geht.
Junius am Permanenter Link
Das ist alles richtig. Es gibt nur einen Einwand: Der HVD erreicht und organisiert mehr Menschen als alle anderen säkularen Vereine zusammen. So verkehrt kann der Weg also nicht sein.
Bernd Vowinkel am Permanenter Link
Der HVD sieht den von ihm vertretenen (alten) Humanismus selbst als subjektive Weltanschauung an.
Wissenschaft kann zwar noch nicht alles erklären, aber Religion, Metaphysik und Esoterik können überhaupt nichts erklären. Wer gar naturwissenschaftliche Erkenntnisse als „auch nur Theorie“ einstuft, dem mangelt es an Bildung oder Urteilsvermögen, meistens wohl an beidem.
Wolfgang Wuschek am Permanenter Link
Wie begründen Sie die Aussage, dass der HVD dem alten Humanismus vertritt?
In seinem Selbstverständnis steht der Satz: "Humanismus orientiert sich am jeweiligen Wissensstand seiner Zeit."
Klaus am Permanenter Link
Ihren Satz: "Wer gar naturwissenschaftliche Erkenntnisse als „auch nur Theorie“ einstuft, dem mangelt es an Bildung oder Urteilsvermögen, meistens wohl an beidem." möchte ich ganz dick unterstreichen.
Dampfnudel am Permanenter Link
Ganz klar abschaffen! Glaubensgemeinschaften/Religionen sind auch nur Menschen, einfache Menschen ohne eine solche Institution erhalten die Privilegien auch nicht, warum also mal bevorteilen und mal nicht.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Einfache Lebensweisheit: Nix ist umsonst. In einer oder anderer Form wird der HVD irgendwann "zur Kasse gebeten". Die Antwort auf die Titelfrage ist also eindeutig: Privilegien abschaffen!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Dem (insbesondere der Forderung im letzten Absatz) kann ich mich vollends anschließen.
Thomas Heinrichs am Permanenter Link
Über den KdöR Status kann man trefflich streiten, ich bin auch kein Fan davon. Aber man sollte wissen, worüber man da streitet, das wikipedia-zitat hat leider mit dem, was KdöR ist, nichts zu tun.
http://www.diesseits.de/aktuelle-ausgabe/1505426400/lange-dauert-solange
Nur mal als kurzes Beispiel: wenn in Sachsen demnächst (also nach der nächsten Wahl) die AFD mit in der Regierung sitzt und dort z.B. den Minister für die Schule stellt, dann kann man sich den Ethiklehrplan vier Jahre später gut vorstellen... - Da fände ich es sehr gut, es gäbe dort auch humanistische Lebenskunde, ein Fach dessen Lehrplan der Minister nicht so einfach ändern kann.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Ein anderes Beispiel:
Ein Minister hingegen kann den Schulunterricht alleine nicht ändern, der wird mit den Koalitionsvereinbarungen festgelegt.
Sollte die AfD Mehrheiten bekommen, um keine Koalition zu brauchen oder zumindest den Führungsanspruch bekommen, wäre das gesamtgesellschaftliches Versagen und der Schulunterricht wäre unser geringstes Problem.
Diese Geschichte ist mindestens so wahrscheinlich, wie die, dass die AfD Mehrheiten bekommt mit denen sie den
Roland Mross am Permanenter Link
Sehr guter Beitrag - solange es Privilegien gibt, müssen auch säkulare Vereine partizipieren können.
F. P. am Permanenter Link
Volle Zustimmung. Ich nehme die Entwicklung des HVD mit zunehmender Skepsis zur Kenntnis.
Horst Groschopp am Permanenter Link
Da ich zitiert werde, will ich den weggelassenen Schluss gern anfügen: „besonders dann, wenn die Vertretungen des letzteren Programms [des laizistischen, HG] noch zusätzlich traditionell freidenkerisch oder neuatheist
Das Ganze ist einem hpd-Interview vom 20.2.2013 entnommen, in dem ich mich zu dem von mir herausgegebenen Buch „Humanismus-Laizismus-Geschichtskultur“ äußere. Darin gibt es viele Texte zum Thema, inklusive das fast schon berühmte Vorwort von Thomas Hummitzsch. Wenn der Vorsitzende der Spaghetti-Anhänger dort meinen Text „Laizismus und Kultur“ gelesen hätte, wüsste er, dass ich die „Privilegierung von Kult- gegenüber Kultureinrichtungen“ kritisiere, warum und welche Perspektive ich dem gebe.
Ich stelle dort die Frage, ausgehend von der deutschen „Kulturverfassung“ und der „Kulturhoheit“, was die Aufführung eines Gottesdienstes von der Inszenierung einer Oper – kulturell, rechtlich, finanziell… unterscheidet. Man darf das Problem doch nicht so laizistisch engführen und sollte nicht ewig die alte (erfolglose) Forderung wiederkäuen, wenn sich die Welt verändert hat. Wenn die Spaghettigläubigen es mit ihrer Religion ernst nehmen, sollten sie die Förderung aus Religionsgründen beantragen, statt Späße mit den Religiösen zu treiben. Das ist gute Kunst, provokativ, aber eben Kabarett in den Varianten Böhmermann und Zentrum für Politische Schönheit. Vielleicht springt eine Kulturförderung heraus? Keine Angst, es wäre keine „Inanspruchnahme von Kirchenprivilegien“.
Die endlich erfolgte Höherstufung des HVD BB in eine KdÖR zeigt doch vor allem, dass sich die reale religiös-weltanschauliche Landschaft ein kleines Stück mehr dem Grundgesetz, eigentlich der bald 100-jährigen Weimarer Reichsverfassung, annähert, dem Art. 140 GG iVm Art. 137,7 WRV. Da wird von Gleichstellung, also Gleichbehandlung gesprochen, von Religionsgesellschaften (nicht Kirchen) und Weltanschauungsgemeinschaften (nicht Vereinen), da ist nicht die Rede von Ausdehnung der Kirchenprivilegien auf andere. Das kann man so sehen, klingt aber denunziatorisch.
Man sollte das Erreichte nicht überschätzen. Aber: Da kommt ein ganz anderes Segel aus dem Nebel.
Rüdiger Weida am Permanenter Link
Da ich hier direkt angesprochen werde. Das von Ihnen, Herr Groschopp, ergänzte Inverview ist im Beitrag verlinkt, jeder konnte es sich leicht komplett durchlesen. Danke für Ihre zusätzlichen Erklärungen.
Wenn Sie mir noch zwei bis drei Fragen beantworten würden, könnte sich das vielleicht ändern.
1. Sind Sie persönlich dafür, ausnahmslos alle weltanschaulichen bzw. religiösen Privilegien abzuschaffen?
2. Tritt der HVD für die ausnahmslose Abschaffung dieser Privilegien ein und im Falle eines Ja,
3. wo tut er das?
Horst Groschopp am Permanenter Link
1. Nein, ich bin für Gleichbehandlung von Religionen und Weltanschauungen entsprechend Art.
2. Da fragen sie mal den HVD, ich kann und möchte nicht für ihn antworten, vermute und hoffe aber, die Antwort lautet nein; aber was bedeutet "ausnahmslos", siehe Antwort 1.
3. Die Frage ist eine Fortsetzung von 2.
Rüdiger Weida am Permanenter Link
Danke für Ihre Antwort.
Das bedeutet leider wirklich, wir gehen mit völlig anderen Interessen in dem Kampf um Gleichbehandlung.
Als Privilegien gelten für mich alle Rechte die sich allein daraus ergeben, dass die Mitglieder der Organisationen eine weitestgehend geschlossene Weltanschauung vertreten. Ob finanzieller Art, geborene Sitze in Ausschüssen, Sendezeiten im Öffentlich-Rechlichem usw. ist egal.
Wir werden also automatisch Gegner sein, wenn wir um deren Abschaffung kämpfen. Ich stimme Ihnen völlig zu in dem oben Gesagtem: "...Auch wenn immer wieder verdienstvoll und aufwändig versucht wird, beide humanistischen Konzepte unter ein organisatorisches Dach zu bringen, bei allen Überschneidungen, bei aller gegenseitigen Zuneigung – sie passen politisch nicht zusammen. Ich spitze es in meinen Worten einmal so zu: Das 'konfessionelle' Konzept der Gleichbehandlung mit den Religionsgesellschaften und das 'laizistische' der Trennung von Staat und Kirche haben viele Konflikte miteinander..."
Horst Groschopp am Permanenter Link
Mein eigenes Interesse an der Gleichbehandlung ist gering. Was hätte ich persönlich davon? Es geht also wesentlich um Organisationen und deren Konzepte.
Noch ein Satz zu den Privilegien. Die Frage ist, wenn ich Ihnen folge, Privilegien für alle oder für keinen, Sie sind für "keinen". Das ist aber nun wirklich zu einfach und „alle“ und „keiner“ müsste definiert werden. Das macht Sie nicht nur sehr einsam, was nicht mein Problem ist, sondern zwingt sie zu revolutionärem Tun, ähnlich Ende 1918/Anfang 1919.
Sie müssten nämlich folgendes Problem lösen, einen Ansatz anbieten: Die Kirchen sind nicht nur Heilsgemeinschaften, Interessenorganisationen, Steuerverbände, Arbeitgeber, Großgrundbesitzer und Kulturbetriebe. Sie haben Verlage, Brauereien, Bauernhöfe, Stiftungen, Krankenhäuser, Kindergärten, Hospize und Seniorenresidenzen. Die Kirchen sind auch ganz normale Wirtschaftsunternehmen, die entsprechend kommerziell und säkular handeln, sich aus eigenen Banken, privaten und öffentlichen Mitteln, aber auch diversen Kassen, darunter denen der Krankenversicherung, finanzieren. Caritas verstaatlichen? Der Diakonie den Geldhahn zudrehen?
Letzteres würde mich persönlich treffen, weil da meine Ärztin arbeitet.
So … nun aber an die Arbeit, zunächst die konzeptionelle.
Das Nudelsieb macht mehr Spaß.
Rüdiger Weida am Permanenter Link
Selbstverständlich stellt sich die Frage der Gleichbehandlung auch auf persönlicher Ebene. Organisationen sind ja gerade dafür da, etwas für ihre Mitglieder zu erreichen. Bestes Beispiel sind die Gewerkschaften.
Was uns Pastafari, so unsere offizielle Bezeichnung, gerade besonders beschäftigt, ist die Frage der Kopfbedeckung auf Ausweisen. Ein klarer persönlicher Vorteil für Gläubige.
Den KORSO halte ich für wenig handlungsfähig, eben auch wegen der Art und Weise des Agierens des HVD dort. Ich stimme Ihnen nochmals ausdrücklich zu, wenn Sie sagen, unsere unterschiedlichen humanistischen Konzepte passen politisch nicht zusammen. Dann macht es auch keinen Sinn zu versuchen, politische Ziele in einem gemeinsamen Verbund durchsetzen zu wollen. Da wären wir klar für eine Trennung. Ob durch Auflösung des Vereins oder Abgang des HVD wäre eine Frage des besseren Verfahrens.
Aber das ist Sache des KORSO selbst, in dem wir weder Mitglied sind noch werden wollen.
Weltanschauliche Privilegien für alle zu streichen macht weder einsam, noch ist es zu einfach. Es ist viel mehr der einzig praktikable Weg, wirkliche Gleichbehandlung zu erreichen.
Die "Revolution" müsste wesentlich geringer ausfallen. Wir wollen ja die Kirchen und ihre Organisationen nicht auflösen, sondern lediglich dem Vereinsrecht unterstellen. Ihre Betriebe könnten dann ohne Probleme als Zweckbetriebe weiter geführt werden. Sollte das ohne die "normale" Förderung, die auch für Vereine auf verschiedensten Gebieten möglich ist, nicht mehr möglich sein, müssten sie, wie Zweckbetriebe von anderen Vereinen auch behandelt werden.
Caritas und Diakonie zu verstaatlichen würde zumindest finanziell kein Problem darstellen. Die tragen nur 2% Eigenmittel zu ihrem Haushalt bei, die könnte der Staat locker übernehmen. Wobei dieses Geld durch Aufgabe der Missionswerke und sonstiger Auslandstätigkeiten sicher schon wieder eingespart wäre.
Einziges Problem ist, dass viele Gebäude und Grundstücke inzwischen tatsächlich den Kirchen gehören, auch welche, die einst eigentlich nur zur Nutzung überlassen werden sollten. Aber von Verstaatlichung habe ich nirgendwo gesprochen, sondern von Vereinsrecht.
Es bräuchte, wenn die Kirchen dem unterstellt werden sollen, sicher eine Übergangszeit um allgemeine soziale Dienste von Kirchenbetrieben in staatliche bzw. in die Hände anderer Träger zu überführen, wenn die von den Kirchen auf Vereinsebene nicht mehr weiter geführt werden können oder sollen.
Das zu regeln sollte möglich sein.
Sie könnten also weiter zu Ihrer Ärztin gehen, die würde nur von jemand anderem bezahlt werden und dem allgemeinem Arbeitsrecht unterstehen. Sicher sehr zu ihrem Vorteil.
Ja, das Pastafaritum macht mehr Spaß, als andere konzeptionelle Arbeit.
Aber Konzepte haben wir auch und die kamen nicht von oben, die mussten ebenfalls erarbeitet werden.
Dafür haben kein Nudelsieb. Das ist mehr was für Pastaamateure, nichts für uns Profis. Wir folgen unserem Evangelium als Piraten.
Achim am Permanenter Link
In Hamburg zumindest scheint eine Gleichstellung gefordert zu werden und zwar direkt eine Gleichstellung des Säkularen Forums Hamburg mit den Kirchen:
https://www.hamburgische-buergerschaft.de/nachrichten/10398408/saekulares-forum/
Horst Groschopp am Permanenter Link
Sorry, aber genau dies ist das Missverständnis von "Gleichbehandlung". Nur Gleiches kann gleich behandelt werden, in diesem Falle vom Staat, Äpfel sind keine Birnen.
Achim am Permanenter Link
Ja, ich hab das hier auch eher erwähnt, weil ich es seltsam fand.
Martin Pofahl am Permanenter Link
Alle Religionen sind für mich "Hilfswissenschaften" für Sachen, die man (noch) nicht erklären kann. Irgendwann wird die Wissenschaft jegliche Grundlage für diese eliminieren.
Unechter Pole am Permanenter Link
Der HVD gibt leider den kirchlichen Propagandisten, die unermüdlich behaupten "Atheismus sei nur eine wietere Konfession" (mit allen Abwandlungen wie "auch Atheisten glauben etwas"), reichlich Futt
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Nicht ganz, eher sogar gar nicht.
Es ist ja der HVD und nicht die AfD ("Atheisten für Deutschland", wie Thomas Strobl [CDU] die AfD mal in Atheisten beleidigender Absicht titulierte). Humanismus ist nicht gleich Atheismus. Letzteres grenzt sich von etwas ("Gott") ab, während sich der Humanismus dem Menschen zuwendet.
Natürlich gibt es unvermeidbare Überschneidungen, da ich nicht zwei Herren ("Gott" und Mensch) dienen kann. Wer Menschendienst verrichtet, kann kein Verfechter von Gottesdienst sein. Der Atheismus ist auch keine Weltanschauung, wie Azahnfeeismus auch keine ist. Den Menschen (im Idealfall das Universum) ins Zentrum seiner Handlungen zu stellen (Humanismus) ist hingegen schon eine Weltanschauung: Ich sehe die Welt aus einer diesseitigen Perspektive mit Blickrichtung Diesseits...
Marcello Granata am Permanenter Link
Die Frage nach "Privilegien abschaffen oder nutzen?" kann nur mit einem klaren "Abschaffen" beantwortet werden.