Die muslimische Hochschulgruppe "MUSA" ist an der Universität Trier mit ihrer Forderung nach einem Gebetsraum gescheitert. Begründet wurde die Entscheidung mit der weltanschaulichen Neutralität der Universität.
Laut einer Meldung des Referats für Antirassismus und Antifaschismus im AStA der Universität Trier wurde bereits Anfang Mai über einen Gebetsraum auf dem Campus abgestimmt. Dem Senat der Universität wurde ein Antrag der Hochschulgruppe Muslimische Studierende und Akademiker Trier (MUSA) vorgelegt, in dem gefordert wurde, einen Gebetsraum für Musliminnen und Muslime oder ersatzweise einen "Raum der Stille" einzurichten. Angeblich habe es zahlreiche Anfragen hinsichtlich eines solchen Raums gegeben.
Beide Begehren wurden in der Sitzung des Senats abgelehnt. Der Präsident der Universität und Vorsitzende des Senats Professor Michael Jäckel erklärte, dass man andernorts bereits schlechte Erfahrungen mit konfessionsgebundenen Gebetsräumen gemacht habe. Vor allem aber verbiete das staatliche Neutralitätsgebot eine Vermengung universitärer mit religiösen Angelegenheiten. Die Universität sei zwar weltanschaulich offen, aber zugleich säkular. Angemerkt wurde zudem, dass es bereits einen interreligiösen Ruheraum der Evangelischen Studentinnen- und Studentengemeinde (ESG Trier) in unmittelbarer Nachbarschaft zur Universität gebe.
Über den vorliegenden Fall hinaus beschloss der Senat schließlich, keine universitären Räumlichkeiten zu religiösen Zwecken zur Verfügung zu stellen.
Ein "Triumph der Laizität"
Das Referat für Antirassismus und Antifaschismus im AStA der Universität Trier beglückwünschte den Senat und die Universität für diese Entscheidung, da Religion Privatsache sei. Weil es sich bei einem Gebetsraum um einen Ort "ideologischer Praxis" handele, könne er von "Ideologien der Ungleichwertigkeit stets auch für menschenfeindliche Praxen – wie beispielsweise eine strikte Geschlechtertrennung – nutzbar gemacht werden". Zudem sei zu befürchten, dass aus einem solchen Gebetsraum mittelfristig ein Ort des politischen Islams werden könnte. Deshalb gratuliere das Referat umso mehr "zu diesem Triumph der Laizität über den hier unternommenen, neuerlichen Versuch einer – islamischen – Klerikalisierung des Campus."
16 Kommentare
Kommentare
Siegrun am Permanenter Link
Eine gute Entscheidung mit einer guten Begründung! Ich gratuliere!
Reinhold Schlotz am Permanenter Link
"Vor allem aber verbiete das staatliche Neutralitätsgebot eine Vermengung universitärer mit religiösen Angelegenheiten. Die Universität sei zwar weltanschaulich offen, aber zugleich säkular."
Werner Haas am Permanenter Link
... weil stellenweise die Offenheit so groß ist, dass man den Obskurantisten die Freiheit lässt, ihre Botschaft der geistigen Unterwerfung auch an Orten der geistigen Emanzipation zu verbreiten.
A.S. am Permanenter Link
Haben Sie sich schon mal gefragt, welchen Nutzen der Staat von religiöser Erziehung hat?
Und auf einmal versteht man, wieso
- das Verteidigungsministerium die Militärseelsorge bezahlt
- Religion ordentliches Unterrichtsfach an deutschen Schulen ist und die Religionslehrer vom Staat bezahlt werden
- die Generäle nicht die ach so friedfertigen Religionen aus den Kasernen verbannen
- der Staat die Theologenausbildung an öffentlichen Hochschulen finanziert
Kay Krause am Permanenter Link
Und nicht vergessen, dass der Staat für die Dienstleistung des Kirchensteuer- Einzuges 10% einbehält, dafür müssen wir Bürger dann wohl auch noch dankbar sein?man könnte den Spieß direkt umdrehen und behaupten: Die Ki
Dieter Kaiser am Permanenter Link
Die Kosten für die Dienstleistung des Staates für den Einzug der Kirchensteuer sind mit der Einbehaltung von 10% nicht abgedeckt (siehe Carsten Frerk).
Dieter Kaiser am Permanenter Link
Die aufgeführten subevntionierten Einrichtungen gehören alle abgeschafft!
Kay Krause am Permanenter Link
Sehr gute Frage, Reinhold Schlotz, die ich wie folgt erweitern möchte: Mit welcher Begründung wird "Theologie" als"wissenschaftliches" Studienfach bezeichnet?
Allenfalls könnte man ein Studienfach "Religions-Historie" als wissenschaftlich bezeichnen und hier Forschung betreiben. Der Titel einer Doktorarbeit könnte dann lauten: "wie sinnvoll ist Religion überhaupt? Brauchen wir Religion und die gesamte darauf aufbauende Kirche, und - wenn ja: wozu?
Dieter Kaiser am Permanenter Link
Die Theologie ist kein wissenschaftliches Fach, sondern eine Ausbildung zur Rhetorik, wie man Märchen als Wahrheiten verkauft und dafür bezahlt wird.
Dieter Kaiser am Permanenter Link
Vieles ist Tradition, althergebracht und überliefert. Dadurch ist es in manchen Köpfen heilig und unantastbar geworden, nach dem Motto "Das war schon immer so". Damit muss endlich Schluss gemacht werden.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Tagsüber sollten wir alle normale Menschen sein, Religion gehört zum Feierabend.
Kay Krause am Permanenter Link
Einverstanden! Wenn jemand bereit ist, sich mit diesem hirnrissigen Blödsinn den Feierabend zu versauern! schließlich haben wir Religionsfreiheit......
Jeder nach seiner Fasson!
Harald am Permanenter Link
Endlich wachen die Menschen und Institutionen, wenn auch noch zaghaft, auf um dieLaizitaet und andere Kernerrungenschaften der Demokratie zu verteidigen. Glueckwunsch an den Senat der Uni Trier
Paul am Permanenter Link
Die Uni verhält sich ziemlich inkonsequent, einerseits verweigert sie "angeblich" den Gebetsraum, aber andererseits scheinen die MUSA einen Raum fürs Fastenbrechen bekommen zu haben, dazu macht MUSA Werbung
Florian Chefai am Permanenter Link
Als registrierte Hochschulgruppe können auch die MUSA Räume an der Universität für eigene Veranstaltungen reservieren – genauso wie die Evolutionären Humanisten, christliche Hochschulgruppen, der Manga-Club und andere
Paul am Permanenter Link
Das muss man mir jetzt doch etwas genauer erklären, dafür ist bin doch etwas zu klein geraten, mein Verständnis, Beten ist eine religiöse Verantstaltung, Fastenbrechen genauso.