Jesusbücher schaffen es immer wieder in die Bestsellerlisten. Die Figur des umherwandernden und zu Unrecht verfolgten Propheten mit seiner Liebesbotschaft fasziniert bis heute selbst Menschen, die eigentlich nichts mit der angeblich von ihm gegründeten Kirche zu tun haben wollen. Sicherlich 99 Prozent der Jesusbücher jedoch sind religiöser Kitsch, sind fromme Elaborate, entstanden mehr aus Gefühl statt aus Nachdenken, gefertigt von Gläubigen, denen jegliche Kritik an ihrem "Heiland" abgeht. Das restliche 1 Prozent sind Bücher mit einem gewissen Anspruch, geschrieben von Menschen, die sich bewusst wissenschaftlich und auch kritisch mit dieser antiken Person beschäftigen wollen. Reza Aslan ist solch ein Ausnahmeautor.
Einst Moslem, wurde er evangelikaler Christ, studierte dann in universitärem Rahmen die Überlieferung zu Jesus, um dann wieder Moslem zu werden. Über Letzteres mag man mit Recht den Kopf schütteln, aber es muss uns hier nicht weiter kümmern. Denn sein Buch mit dem Titel "Zelot. Jesus von Nazareth und seine Zeit" ist es auf Grund des Wissens seines Autors und seiner Sichtweise durchaus würdig, gelesen zu werden. Es ist ein kenntnisreiches und ansprechendes Buch, fesselnd geschrieben und mit einer provokanten Zentralthese. Jesus von Nazareth war keineswegs der Friedensfürst, als den ihn die spätere Kirche verkündet hat. Nein, so Aslan, sein Wirken sei eminent politisch gewesen. Er war in seinem Denken ein Zelot (auch wenn die eigentlichen Zeloten erst 30 Jahre nach seinem Tod auftauchen), er wollte die politische Befreiung seines Volkes von römischer Vorherrschaft erreichen. Das Reich, das er verkündete, war kein Reich "in den Himmeln", sondern ein irdisches Reich. Schon deshalb mussten die Römer verschwinden, und schon deshalb war er für die Römer eine Gefahr. Aslan meint, für sich selbst habe Jesus durchaus eine Rolle als Messias und König vorgesehen. Sein Kampf gegen die Reichen, gegen eine korrupte Priesterschaft, sein entschiedenes Eintreten für die Armen musste ihn in Konflikt nicht nur mit der sadduzäischen Oberschicht bringen, sondern auch mit Pilatus, der ihn, den Eiferer und Revolutionär kurzerhand hat umbringen lassen.
Diese Sicht von Jesus als einem Umstürzler, einem gescheiterten Revolutionär, der erst viel später zu einem unpolitischen Messias, dann sogar Gottessohn verwandelt wurde, hat als erster schon Reimarus vertreten. Die Kirchen haben dies immer heftig bestritten. Das Reich, für das Jesus gestorben ist, sei "nicht von dieser Welt" gewesen. Nur hat die Forschung zu Jesus von Nazareth in den letzten 200 Jahren schon so manche traditionelle kirchlich-liebgewonnene Meinung löchrig gemacht oder gar ganz verschwinden lassen. Ein Gottessohn ist Jesus für die neutestamentliche Forschung schon lange nicht mehr. Aber will man ihn sich in den Niederungen der nationalistischen Freiheitsbewegung seines Volkes vorstellen? Das wäre Kirche wie Gläubigen zu wenig.
Aslan bringt einige gewichtige Argumente für Jesus als (vielleicht sogar gewaltbereiten) Aufrührer. Das wichtigste ist zweifellos sein Tod. Jesus' Wirksamkeit endete schon nach kurzer Zeit am Kreuz. Die Kreuzigung war aber die übliche Todesart für Rebellen und Aufständige. Damit demonstrierte Rom seine Macht über seine Feinde. Hätten die Juden ihn z. B. wegen Blasphemie hingerichtet, wäre Jesus gesteinigt worden. Doch Jesus starb den Tod eines Aufrührers. Mit anderen "lesthai", anderen Banditen und Räubern, wird er öffentlich hingerichtet. Der Evangelist Lukas versucht diesen Eindruck zu verwischen, indem er aus den lesthai "kakourgoi" (Übeltäter) macht. Doch die Schändlichkeit der Todesart Jesu bleibt, und sie hat den ersten Christen arge Probleme bereitet. Fiel doch ein am Kreuz Gestorbener schlichtweg als Messias aus. Wer am Kreuz hing, galt als von Gott verlassen. Seine Todesart war geradezu der Beweis, dass Jesus unmöglich der Messias gewesen sein konnte.
Auch der Kreuzestitulus "Jesus von Nazareth, König der Juden" weist Jesus als politischen Aufrührer aus. Wie die Kreuzigung selbst ist der titulus wohl schwerlich später erfunden worden, und wird in der Forschung als historisch bewertet. Aslan macht klar: "Wenn man nichts weiter über Jesus von Nazareth wüsste, als dass er von Rom gekreuzigt wurde, wüsste man praktisch alles, was man brauchte, um aufzudecken, wer er war, was er war und warum er an einem Kreuz endete … Jesus von Nazareth, König der Juden. Sein Verbrechen war, dass er gewagt hatte, Anspruch auf die Königsherrschaft zu erheben … Alles andere über die letzten Tage … muss vor dem Hintergrund dieser einzigen, nicht wegzudiskutierenden Tatsache gesehen werden." (S. 202)
Nach Aslan (aber auch nach dem Gros der Neutestamentler) war Jesus ein ungebildeter Bauer und Tagelöhner, der aus einem unbedeutenden Dorf kam, und der wohl jahrelang Arbeit in der neu entstehenden Stadt Sepphoris fand (die er später aber auffällig meidet). Sein Lehrer war Johannes der Täufer gewesen. Ihn hat er verehrt. Jesus wurde einer seiner Jünger, bevor er selbst anfing, Jünger zu sammeln. Wie sein Lehrer predigte er das bevorstehende Gericht. "Doch er ahmte Johannes nicht einfach nach. Jesu Botschaft war weit revolutionärer, sein Konzept des Gottesreiches sehr viel radikaler und sein Identitäts- und Sendungsbewusstsein viel gefährlicher als alles, was Johannes der Täufer sich hätte ausdenken können." (S. 129)
Aslan scheint Johannes also weniger politisch zu verstehen als Jesus, obwohl ja auch Johannes später bereits Opfer der Politik wurde. Von seinem Lehrer Johannes hat Jesus die Ankündigung der "Gottesherrschaft" übernommen, die Vorstellung, dass Gott nun selbst bald die Herrschaft über sein Land übernehmen würde. Diese Ankündigung der nahen Gottesherrschaft (Mk 1,15) wird in der Forschung übereinstimmend als das zentrale Verkündigungsanliegen Jesu erkannt. Heutige Christen verstehen sie rein spirituell, aber zweifellos war sie so nicht gemeint. Sie hat selbstverständlich auch eine politische Implikation. "Zu sagen, 'das Reich Gottes ist nahe', bedeutet daher etwa so viel, als sagte man, das Ende des Römischen Imperiums sei nahe. Es bedeutet, dass Gott den Kaiser als Herrscher des Landes ablösen wird. … Das Königreich Gottes ist schlicht und ergreifend ein Aufruf zur Revolution." (S. 162)
So haben es die Römer sehr deutlich verstanden, und sie verfolgten jeden, der meinte, ein Anstifter oder Verkündiger der Gottesherrschaft zu sein, oder der sich gar als Messias gebärdete. Und von diesen religiösen und politischen Eiferern gab es im 1. Jahrhundert eine ganze Reihe. Aslan stellt sie vor. Immer wieder gelang es ihnen, Anhänger zu finden und Unruhe zu stiften. Die meisten wurden mit Waffengewalt zum Schweigen gebracht. Und immer wieder tauchten sie in Jerusalem auf. "Jeder Sektierer, jeder Fanatiker, jeder Zelot, Messias und selbsternannte Prophet fand irgendwann den Weg nach Jerusalem." (S. 210) Und auch Jesus kam, und ließ sich beim Einzug feiern als einer wie "König David". Sich selbst bezeichnet er (meint Aslan) als "Menschensohn", worin Aslan so etwas sieht wie einen leicht kaschierten Königstitel, den Jesus auf sich bezieht. Seinen Jüngern, ungebildeten Zeitgenossen wie er selbst, stellt Jesus ebenfalls Herrschaftspositionen in Aussicht.
Auf die Frage hin, ob man dem Kaiser Steuern zahlen soll, habe Jesus gesagt: "Also, gebt dem Kaiser zurück, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott zurück, was Gott gehört." Aslan versteht dies anders als viele Ausleger eminent politisch und meint: "Das ist die zelotische Position in ihrer schlichtesten, knappsten Form. Und in den Augen der Machthaber in Jerusalem ist es offenbar genug, um Jesus sofort als lestes abzustempeln. Ein Bandit. Ein Zelot." (S. 116)
Seine Anhänger fordert er auf, sich Waffen zu besorgen. "Wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen" (Lk 22,36), befiehlt Jesus seinen Jüngern direkt nach dem Paschamahl. Selbst frommen Christen ist der Jesus, der zum Kauf von Waffen aufruft, meist unbekannt. Bei seiner Festnahme im Garten Gethsemane, wo sich Jesus "versteckt" habe, aber sind die Jünger offenbar tatsächlich bewaffnet und setzen diese Waffen offenbar auch ein.
In Jerusalem tritt Jesus offenbar sehr großspurig auf und prophezeit: "Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten." Es scheint gesichert, dass Jesus sich irgendwie negativ zum Tempel stellte, und damit vor allem die sadduzäische Oberschicht angriff. Wie er dies aber gemeint hat, darüber streiten sich die Exegeten. Ebenso darüber, welche Bedeutung die sog. Tempelreinigung hatte, wo er (mit Gewalt!) gegen Händler im Tempelvorhof vorgeht. Es sei jedenfalls "verblüffend – und wirklich nicht zu übersehen – … wie unverhohlen und unbestreitbar eifernd Jesu Auftreten im Tempel wirkt." (S. 114) Dies ist sicherlich auch den Römern auf der nahen Burg Antonia nicht verborgen geblieben. Sie konnten wissen: Hier ist wieder einer dieser Eiferer, dieser gefährlichen Fanatiker und Volksverführer. Und sie haben ihn sich gegriffen, bevor er weiteres Unheil anrichten konnte.
Die Evangelien schildern uns einen Prozess vor Pilatus. Aber schon früher hat man gesehen, dass dieser Prozess gegen Jesus eine ganze Fülle von Problemen bereitet und (bis zu 27!) Verfahrensfehler enthält. Aslan geht deshalb wie andere davon aus, dass es gar keinen Prozess gegeben hat, und dass auch die Begegnung zwischen Pilatus und Jesus reine spätere Ausschmückung ist. Jesus wurde als Aufwiegler und Unruhestifter ohne längeres Verfahren hingerichtet. Pilatus war ein Mann von wenig Mitgefühl, und immerhin war vor dem Passahfest viel Volk in der Stadt und die Gefahr eines Aufstands hoch. Tausende hat Pilatus während seiner zehnjährigen Herrschaft hinrichten lassen. Aslan meint: "Dass Pilatus sich auch nur in einem Raum mit Jesus aufhielt, ganz zu schweigen davon, dass er ihm einen 'Prozess' gewährte, übersteigt die Phantasie." (S. 193)
Es ist ein ungewohntes Bild, das Aslan hier zeichnet. Der wohl am meisten verkitschten Figur der Weltgeschichte stellt er den religiösen Eiferer Jesus gegenüber. "Die allgemeine Vorstellung von Jesus als unumstößlichem Friedensstifter, der seine Feinde liebte und die andere Wange hinhielt, fußt Großteils auf seiner Darstellung als unpolitischer Priester, der sich für die politisch turbulente Welt, in der er lebte, weder interessierte, noch sie überhaupt wahrnahm. Dieses Bild von Jesus hat sich längst als reines Phantasieprodukt erwiesen … Er war ganz bestimmt kein Pazifist. Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Mt 10,34; Lk 12,51; Aslan S. 163) Jesus war "ein eifernder Revolutionär", er hatte … "wenig Ähnlichkeit mit dem Bild des guten Hirten, das die frühchristliche Gemeinde pflegte." (S. 25)
Doch wieso erscheint das Bild Jesu in den Evangelien dann so anders? Nun, das Reich Gottes ist nicht gekommen. Jesus hatte sich geirrt. "Die Wahl, vor der die Frühkirche stand, war eindeutig: Entweder war Jesus nur einer von vielen gescheiterten Messiassen, oder die Erwartungen der Juden an den Messias zu Jesu Zeit waren falsch und mussten entsprechend angepasst werden." (S. 189) Dass dieser Jesus tatsächlich der erwartete Messias gewesen ist, das war schon eine sehr dreiste Behauptung. Doch Gläubige sind gerne zu allem bereit, wenn es um ihren Guru oder Gott geht. Nach dem Tode Jesu vollzog sich seine Verwandlung. Die Jesusbewegung war einst von ungebildeten Fischern und Bauern getragen gewesen. Diese waren schwerlich in der Lage, eine solche Uminterpretation zu bewerkstelligen. "Die Aufgabe, Jesu Botschaft zu definieren, fiel stattdessen einer neuen Liga gebildeter, städtischer, griechischsprachiger Diasporajuden zu." Sie "verwandelten den revolutionären Eiferer Jesus Schritt für Schritt in einen romanisierten Halbgott. Aus einem Mann, der versucht hatte, die Juden von der römischen Unterdrückung zu befreien, und dabei gescheitert war, wurde nun ein himmlisches Wesen, für das alles Weltliche vollkommen uninteressant war". (S. 218)
Das Reich Gottes, der Kampfbegriff Jesu, wurde spiritualisiert und schließlich gar nicht mehr verwendet. Ein Paulus z. B. interessierte sich dafür längst nicht mehr. So wie Matthäus aus dem vermutlich historischen Jesus-Wort "Selig sind die Armen" ein "Selig sind die Armen im Geiste" gemacht, und damit der Verkündigung Jesu eine ganz neue Ausrichtung gegeben hat, man kann auch sagen völlig verdreht hat, so hat man auch das Reich Gottes nun nur noch geistlich verstanden. Es wurde zu einem imaginären "Reich der Himmel", das gänzlich von aller irdischen Unbill geschieden war. Aus dem religiös verblendeten Revolutionär Jesus wurde ein unpolitischer Gotteslehrer, der für ein Reich kämpft, das mit dem Hier und Jetzt wenig zu tun hat. Und tatsächlich sind sich die Historiker einig, dass in vielen Teilen der Evangelien und des NT die Tendenz vorherrscht, Jesus und seine Bewegung zu entpolitisieren. Für die Apostelgeschichte ist es geradezu eine Hauptintention, die Loyalität der frühen Christen dem römischen Staat gegenüber unter Beweis zu stellen. Künftig wurde immer wieder betont, dass die Christen keinerlei politische Ambitionen haben, und dass sie deshalb auch keine Gefahr für den Staat seien. Wäre Jesus damit einverstanden gewesen? Aslan hat seine Zweifel. Jedoch: Als Revolutionär musste Jesus scheitern, aber als Prophet, als Weisheitslehrer, und später als Gottessohn und sogar als Gott selbst konnte er überleben. Das war seine wahre Auferstehung.
Hat Aslan mit der Charakterisierung Jesu als gescheiterter Revolutionär Recht? Letztlich wird man diese Frage nicht mehr sicher beantworten können, denn die Überlieferung zu Jesu ist trotz gleich vier Evangelien äußerst unzuverlässig. Jesus, da sind sich selbst konservative Exegeten weitgehend einig, hat nur einen kleinen Teil der Worte gesprochen, die ihm zugeschrieben wurden, und er hat nur einen kleinen Teil der Taten begangen, die von ihm erzählt werden. "Faktentreue war unwichtig. Was zählte, war Christologie, nicht historische Genauigkeit." (S. 200) Das Bild Jesu ist schon 40 Jahre nach seinem Tod so glaubensmäßig überformt, dass sich psychologische Spekulationen dem Historiker einfach verbieten. Wir können nicht mehr wissen, wie sich Jesus selbst verstanden hat, ob sein Eiferertum tatsächlich so weit ging, dass er sich als König eines künftigen Reiches sah. Alles bleibt Spekulation.
Spekulieren aber darf man als Historiker durchaus, sofern man es verantwortlich und mit Argumenten tut, also versucht, aus den Brocken der Überlieferung so etwas wie ein "So könnte es gewesen sein" zu destillieren. Und dies macht Aslan großartig. Nicht nur, dass er als Wissenschaftler vom Fach sich offenbar sehr gut in der Forschungslage auskennt (sogar viele deutsche Neutestamentler werden zitiert), es gelingt ihm auch vorbildlich, die Zeit des ersten Jahrhunderts bildkräftig und aussagereich vor dem Auge des Lesers auferstehen zu lassen. Der zeitgeschichtliche Kontext Galiläas, die immer wieder auftretenden religiösen Spinner, die die Römer beschäftigt haben, das Miteinander der jüdischen Oberschicht und der römischen Herrschaft: all das beschreibt Aslan äußerst spannend und lehrreich. Großartig auch die Charakteristik der Urgemeinde mit ihrem Leiter, dem Jesusbruder Jakobus und dem Neuerer Paulus, die den letzten Teil von Aslans Buch ausmacht (und mir persönlich sogar am besten gefallen hat). Es wäre eigentlich Stoff für ein weiteres Buch und eine weitere Rezension dazu. Aslans Buch ist auf jeden Fall lesenswert, und sein politischer Jesus könnte durchaus mehr die Wirklichkeit treffen, als das seinen Gläubigen und seiner angeblichen Kirche lieb ist.
Reza Aslan "Zelot. Jesus von Nazareth und seine Zeit", Rowohlt 2013, 22,95 Euro (Hartcover) 9,99 Euro (Taschenbuch & E-Book)
29 Kommentare
Kommentare
Johannes Gerdes am Permanenter Link
In diesem Kontext sei auch auf ein Buch von Hyam Maccoby ("Jesus und der jüdische Freiheitskampf") verwiesen, das dieser sehr kompetente Judaist jüdischer Herkunft schon 1973 (auf englisch unter anderem Tite
Martin Mair am Permanenter Link
... die Geschichte hat ein Haken: Es gibt ja nicht einmal Indizien dafür, dass Jesus von Nazareth tatsächlich hingerichtet wurde ...
Roland Weber am Permanenter Link
Dieser Text enthält eine Fülle von Argumenten und Aspekten, die über den Raum für eine Kommentierung hinausgehen. Um nur einige Aspekte herauszugreifen.
So gibt es unter Christentumskritikern vor allem zwei Denkrichtungen zu einem Jesus: Entweder war er tatsächlich eine historische Figur, ein Aufrührer und Zelot (also alles andere als ein Friedensfürst) oder die andere Meinung, der der Autor Josph Atwill und ich selbst folge: Der Friedensfürst wurde genauso erfunden, wie es die Römer nach ihrem Sieg über die Juden nach 70 brauchten. Als Autor kommt vor allem Flavius Josephus und der Kaisersohn Titus in Frage. Auch dieser Messias-Glaube der Juden musste verschwinden und „Rom-tauglich“ gemacht werden. Keine irdische Erlösung von der Fremdherrschaft, sondern eine im Jenseits. Statt eines jüdischen Jesus ein römischer Christus. Alles nachzulesen in „Jesus, Römer, Christentum“.
Es mag jeder glauben, was er will, mit einer Historie um die Jahre 30 hat dies auf diese Weise nichts zu tun. Es gab durchaus historische Motive, das Christentum so entstehen zu lassen, wie wir es heute zu kennen glauben. Und das ist das eigentlich Spannende.
Man hat also die Wahl und sollte dies prüfen: Entweder gewalttätiger Umstürzler oder Manipulation zur Ausschaltung des jüdischen Widerstands. Zum beiden Sichten kann man sich informieren. Was ist denkwürdiger: Eine radikale Geschichtsklitterung oder die Erfindung einer religiösen Legende?
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Nächstenliebe, alle (!) Menschen sind Kinder Gottes und ein Hauch von Pazifismus als Alternative zum abrahamitischen Rachegedanken - das wird Jesus zugeschrieben und "bleibt".
Roland Weber am Permanenter Link
Genau dieser Wischi-Waschi-Haltung gilt es entgegenzuhalten. Zitat:
Wer die Bedeutung dieser Frage nicht erkennt, ist zu bedauern. Noch immer profitieren die Kirchen im Übermaß (das Vermögen der kathl Vatikan-Kirche ist unbezifferbar!) von dieser rom-gestrickten Legende.
Ganz abgesehen davon, kann man sich auch einmal unter "kriminalistischen Gesichtspunkten" der Sache nähern ... Der gesunde Menschenverstand freut sich jedenfalls, wenn er einmal konkrete Fragestellungen zu untersuchen hat!
Glauben kann sicherlich jeder, was er denn will, niemand soll aber behaupten, es handele sich um ein historisches Geschehen. Wenn - und da wird es eben spannend! - um ein gänzlich anderes. So wie ich einen Josephus maßgeblich als Initiator dieser Geschichte sehe, so sehen andere einen Jünger Johannes als Autor bzw. treibende Kraft hinter den Evangelien. Aber das Motiv für die Schaffung wäre ich beiden Fällen das gleiche:
Die Juden von weiteren Aufständen abzuhalten und genau das zu produzieren, was die Schreiberin an dieser Stelle für uns heute als wichtig reklamiert.
Bruno Kaufmann am Permanenter Link
«Einst Moslem, wurde er evangelikaler Christ, [...], um dann wieder Moslem zu werden. [...], aber es muss uns hier nicht weiter kümmern.»
Doch, das sollte einen kümmern: Reza Aslan ist ein islamischer Apologet der übleren Sorte, dem es mit diesem Buch wahrscheinlich darum geht, Jesus – als politischer Führer mit Gewaltgelüsten – in die Nähe von Muhammed zu rücken, um damit Mohammed für wankelmütige Christen bekömmlicher zu machen.
Sein Geschwurbel bezüglich Genitalverstümmelung und Charlie Hebdo sind so abwegig, dass ich auch keine «Jesuskritik» von ihm annehmen kann. Diesem Herr ist auch deshalb nicht zu trauen, weil er sich in der Öffentlichkeit authoritär gibt und sich wiederholt Universitätstitel zugesprochen hat, die es so nicht gibt.
Ich verstehe die Buchempfehlung des HPD nicht. Jeder Buchkauf nützt Aslans zweifelhafter Agenda.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Ja, Sie haben Recht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Repräsentant einer Religion (=immer die einzig richtige Religion!) objektiv über eine andere Religion schreiben kann.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das ist keine Buchempfehlung des hpd, sondern des Autors, H.-W. Kubitza, der diese persönliche Rezension für den hpd schrieb.
Bruno Kaufmann am Permanenter Link
Lieber Herr Trutnau, bitte entschuldigen Sie die Ungenauigkeit bezüglich Buchempfehlung/Rezension.
Maximilian Winkler am Permanenter Link
Lieber Herr Kubitza, darf ich Ihnen einfach mal danken für Ihre fundierte Besprechung von Reza Aslan. Ich hatte mir das Buch über die Weihnachtszeit geholt - als Antidot gegen die allzu rührselige Stimmung.
Bruno Kaufmann am Permanenter Link
Lieber Herr Winkler
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man zur Weihnachtszeit ein Antidot brauchen kann. Aber ist es als Humanist wirklich nötig, sich dieses Antidot bei einem islamischen Apologet der üblen Sorte zu beziehen, der z.B. die Angriffe auf Charlie Hebdo dem französischen säkularen Staat in die Schuhe schieben will?
Ich für meinen Teil verlange auch von meinem Drogendealer einen ethischen Mindeststandard.
Es ist ziemlich bedenklich, dass Hr. Kubitza sich «nicht weiter kümmern» will, wer Reza Aslan ist, zumal das Thema viel Interpretationsspielraum zulässt und wie geschaffen ist für Aslans Agenda.
Herzlich Bruno Kaufmann
Maximilian Winkler am Permanenter Link
Lieber Herr Kaufmann, ich hatte jetzt nicht den Eindruck beim Lesen des Buchs von Reza Aslan, dass er Muhammad in ein besseres Licht setzen will, indem er Jesus speziell aus- und beleuchtet.
Bruno Kaufmann am Permanenter Link
Lieber Herr Winkler, bitte entschuldigen Sie meine Ignoranz; ich habe das Buch nicht gelesen und ich werde es auch nicht lesen.
Andreas E. Kilian am Permanenter Link
Eine fachlich hervorragende Rezension, die ich sehr begrüße.
Allerdings bleibt das „Geschmäckle“, dass es Jesus – als Friedens- oder Kriegsengel – in der Realität wirklich gegeben hätte. Ich wünsche mir von Herrn Dr. Kubitza eine Rezension zum Stand der Dinge, die die Existenz eines historischen Jesus eher anzweifeln. Zu nennen wären hier Autoren wie Joseph Atwill, Roland Weber, Harald Specht, Hermann Detering und andere.
Dies würde sicherlich auch viele interessieren, die gute Argumente in Diskussionen brauchen. Vielleicht zum 1. Advent;-)
rainerB. am Permanenter Link
Bei allen hilfreichen kritischen Einlassungen scheint die Frage nach der Historizität des bilbischen Jesus v.N. so etwas wir der 'blinde Fleck' v. Hr. Kubitza un auch anderen zu sein.
Für diesen blinden Fleck scheinen mir eventuelle, religiöse Restbestände beim Autor verantworlich zu sein...
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Schon wieder ein Jesusbuch, könnte man stöhnen. Aber die Figur (nicht Person) Jesus gibt aufgrund ihrer Bekanntheit immer wieder Gelegenheit, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
Die Faktenlage zu dieser Figur ist jedoch so dünn und die Quellen maximal aus dritter, vierter Hand, dass verbindliche Aussagen zu einer "Person" Jesus praktisch nicht gemacht werden können.
Ich bin definitiv davon überzeugt, dass der biblische Jesus nie gelebt hat. Das ist eine reine Kunstfigur, die politisch hingebogen wurde, um deutlich späteren Zwecken zu genügen.
Dass es einen Aufständischen namens Jesus gab, ist hingegen sogar äußerst wahrscheinlich. Vermutlich sogar mehrere davon, denn Jesus (Yeshua) war ein häufiger Name. Ich habe mal für ein literarisches Projekt die Bergpredigt minimal bearbeitet und erhielt die Rede eine Aufrührers, der Mitstreiter für seine Untergrundbewegung sucht. Ob die Volksfront von Judäa oder die judäische Volksfront habe ich offengelassen.
Es ist auf jeden Fall ein Leichtes, in dieser Figur einen Aufrührer zu erkennen - unterhalb der christlogischen Überformungen. Ob eine oder mehrere Personen zum biblischen Jesus verschmolzen wurden, ist jedoch letztlich gleichgültig. Keine seiner göttlichen Eigenschaften ist authentisch und doch essenziell für das Christentum, folge ich Paulus. D.h. der "geglaubte Jesus" ist 100% unhistorisch und der "echte Jesus" ist so gewöhnlich und uninteressant, wie hunderte seiner Kollegen im 1. Jh. u. Z.
Daher kann weder die Figur noch die Person Jesu für die heutige Zeit etwas sagen. Erträgliche Reste, wie Nächstenliebe, sind ältere Konzepte, die in jüdischen Strömungen schon gepredigt wurden. Und wenn ich mir die Ergebnisse des real existierenden Christentums anschaue, dann muss ich sagen, dass selbst dieses simple Konzept der Nächstenliebe von eifernden Christen bis heute nicht verstanden wird. Gerade, wenn ich Luthers Interpretation davon lese.
Wenn man aus diesen Inhalten etwas Positives oder Humanistisches ableiten will, dann müsste man das Christentum komplett neu erfinden. Doch wozu? Wir brauchen Konzepte, die vom ideologischen Ballast der Vergangenheit befreit sind. Wir können "Werte" heute besser...
Roland Weber am Permanenter Link
Der Analyse Kubitzas kann man sich im Großen und Ganzen anschließen, aber auch hier stimmt einiges einfach nicht. Nicht zutreffend ist nach meinen eigenen Untersuchungen - Zitat:
Was hätte einen Evangelisten nach 40 Jahren (und dem Ende des Krieges) dazu noch bewegen sollen, genau diesen Text als erkennbaren Irrtum (eine Generation übrigens!) aufzunehmen? Der Messias-Anwärter war ja bekanntlich (oder als Erfindung unbekannt) gekreuzigt worden und damit sowohl mit einer Botschaft als auch dieser Prophezeiung schon gescheitert?!
Die gemeinsamen Schreiber haben sich eben durchaus nicht geirrt: Nach 70 entstand das Reich Gottes in Judäa. Allerdings nicht das jüdische, sondern das des römischen Imperiums! Ein Gott-Kaiser Vespasian hatte mit seinem "Gottes"-Sohn Titus die Juden unterworfen. Das Reich war für Rom da (erobert), aber auch noch nicht ganz da (Messias-Glauben ausgelöscht / befriedet!). Steht alles da!
Auch die angebliche spätere Umschreiberei zugunsten Roms entbehrt einer seriösen Grundlage oder anders: Wie unseriös wäre es denn, wenn die Evangelisten als Christen wider besseres Wissen die Geschichte so ins groteske Gegenteil zum historischen Geschehen umgeschrieben hätten????
Worauf Kubitza zu recht (wie auch viele erkannt haben) hinweist: So kann es niemals einen Prozess gegen einen Jesus gegeben haben! Ein Zelot, bei dem man nicht weiß, warum er eigentlich angeklagt wurde? Ein Zelot (Eiferer!), der keine Silbe zu seiner Verteidigung vorzubringen weiß und keinerlei Anklage gegen eine römische Besatzungsmacht erhebt!? Wie soll man so etwas noch glauben?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Das einfache Problem, einen Jesus hat es nie gegeben, Es gibt auch keinen Gott, es gibt nur Millionen von Menschen, die das glauben. Und diese Menschen sind einfach für mich nicht glaubwürdig.
David Z am Permanenter Link
"Über Letzteres mag man mit Recht den Kopf schütteln, aber es muss uns hier nicht weiter kümmern. "
Entschuldigung, Herr Kubitza, aber das sollte einen Rezensenten sogar sehr kümmern, drängt sich die Möglichkeit eines "bias" doch förmlich auf. Und in der Tat, wenn man sich mit Reza Aslan näher beschäftigt, offenbart sich ein im angloamerikanischen Raum durchaus nicht unumstrittener Autor. Das muss seine Thesen nicht notwendigerweise schmälern, sollte man aber nicht ganz aus dem Auge verlieren.
Sibylla am Permanenter Link
Ich habe erst gestern Jesus in meiner Meditation wieder gesehen, wie ein strahlendes Juwel, tut mir leid Ihr müsst Euch alle täuschen...Ihr erzählt von einem anderen Mann..
Thomas Göring am Permanenter Link
Und falls Ihr Ego sich "täuschen" sollte? - Ihr Jesus in der Meditation sei Ihnen von Herzen gegönnt, wenn Ihrem Ich das spirituell gut tut.
Und ein in der Meditation (dem persönlichem Bedürfnis & Glauben zufolge) innerlich geschautes Licht muss als solches eben keineswegs zwingend eine (von der meditierenden Person unabhängige) äußere Existenz haben, also ein eigenständiges Wesen oder eine äußere Realität sein. (Wenn es für Sie dennoch eine solche äußere Realität sein soll, dann tun Sie sich doch bitte keinen Zwang an und erfreuen Sie sich weiter an diesem Ihrem "Juwel". Nur dann auch bitte nicht enttäuscht darüber sein, wenn andere Leute Derlei anders sehen als Sie.)
Wir Menschen sind evolutionsbedingt überaus kreative Wesen - und das auch in unserem Inneren und Unbewussten.
Das sollte dem Meditieren allerdings keinen Abbruch tun (wenn man von Meditation einen subjektiv spürbaren persönlichen Nutzen oder Gewinn hat).
Ralf B. am Permanenter Link
Ich wundere mich schon sehr:
Wir wissen nicht, wer die Evangelien geschrieben hat, aber wir wissen recht gut, wer die erste amtliche – also römisch-katholische – Bibelfassung, die sogenannte Vulgata, zusammengestellt hat. Beteiligt waren an diesem Projekt der "Heilige" und "Kirchenvater" Hieronymus (347-420) und der ebenfalls heiliggesprochene "Mörderpapst" Damasus (305-384), und beide stellt Karlheinz Deschner in seiner "Kriminalgeschichte des Christentums" nicht gerade als ausgesprochen wahrheitsliebende und vertauenswürdige Personen dar. Manipulationen oder zumindest eine tendenziöse Auswahl aus den überlieferten Texten sind umso wahrscheinlicher, da laut Karlheinz Deschner "alle Seiten fälschten – am meisten die Priester".
Jetzt aber mal Spekulationen beiseite:
Nach Karlheinz Deschner ist es Fakt, dass die Nachfolger Jesu in den ersten drei Jahrhunderten streng pazifistisch gelebt haben. In Band 1 seiner "Kriminalgeschichte des Christentums" führt Karlheinz Deschner in dem Kapitel "Von der Kirche der Pazifisten zur Kirche der Feldpfaffen" auf mehreren Seiten Belege dafür an:
»Im Neuen Testament sollen die Christen nur "den Schild des Glaubens" ergreifen, "den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes". Und in Übereinstimmung
mit den neutestamentlichen Tötungsverboten wird im Christentum der ersten drei Jahrhunderte nirgends der Kriegsdienst erlaubt!
Justin, Tatian, Athenagoras, Tertullian, Origenes, Cyprian, Arnobius, Laktanz, wie unterschiedlich auch immer menschlich und theologisch, ob sie "Ketzer" geworden, "verketzert" worden, "rechtgläubig" geblieben sind, sie alle ermüden nicht, der Welt Gewaltlosigkeit zu verkünden.
Sie alle versichern, wie Athenagoras, daß Christen "ihre Feinde nicht hassen, sondern sogar lieben ... sie sogar segnen und für die, welche ihnen nach dem Leben streben, sogar beten", daß sie "geschlagen nicht wieder schlagen, ausgeraubt nicht prozessieren".
"Wir dürfen so nicht Widerstand leisten", kommenriert der hl. Justin die Bergpredigt. Der Kaiser könne kein Christ, ein Christ niemals Kaiser sein. Scharf konfrontiert Tertullian Christenpflicht und Kriegsdienst, göttlichen und menschlichen Fahneneid, "das Feldzeichen Christi und das Feldzeichen des Teufels, das Lager des Lichts und das Lager der Finsternis". Er nennt sie "unverträglich" und erklärt jede Uniform "bei uns verboten, weil sie das Abzeichen eines unerlaubten Berufs ist". "Wie kann man Krieg führen, ja selbst im Frieden Soldat sein ohne das Schwert, das der Herr fortnahm?" Er nämlich habe "Petrus entwaffnet und damit jedem Soldaten das Schwert genommen".«
Die Wende von der pazifistischen Lehre Jesu zu Augustinus Lehre vom gerechten Krieg kam erst mit Kaiser Konstantin. Erst seit Kaiser Konstantin ist es zu einer der Hauptaufgaben der jetzt staatskirchlichen Theologen geworden, die Kriege der Obrigkeit zu legitimieren.
Jetzt meine Frage:
Wie kann man sich erklären, dass die Christen drei Jahrhunderte (!) lang pazifistisch gelebt haben, wenn Jesus selbst kein Pazifist gewesen sein soll?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Jetzt meine Frage:
Wie kann man sich erklären, dass die Christen drei Jahrhunderte (!) lang pazifistisch gelebt haben, wenn Jesus selbst kein Pazifist gewesen sein soll?"
Jesus muss nicht einmal existiert haben, um diesen "Effekt" zu erzielen. Eine kleine Gruppe Gläubiger, die militärisch schwach aufgestellt ist, die sich aus Underdogs der Gesellschaft rekrutiert, wird sich - wenn sie überleben will - immer "pazifistisch" verhalten. Durchaus auch aus eigenem Antrieb, aus innerer Überzeugung. Aber das ist unerheblich. Die vorpreschenden Selbstmordkommandos werden nicht lange genug gelebt haben, um ein kriegerisches Christentum zu verbreiten. Das änderte sich erst ab 380 u. Z. mit der Erhebung zur Staatsreligion.
Da die später erfundenen "Jesus-Worte" praktisch jede Position belegen, ist völlig unerheblich, ob es einen "Jesus" je gab, folglich auch, wie er eingestellt war. Entscheidend ist nur, dass die anfänglich vorsichtig agierende, schwache Gruppe nach Machtergreifung im römischen Reich ihr Verhalten schlagartig änderte...
rainerB. am Permanenter Link
"Wie kann man sich erklären, dass die Christen drei Jahrhunderte (!) lang pazifistisch gelebt haben, wenn Jesus selbst kein Pazifist gewesen sein soll?"
Für eine (noch) machtlose Sekte war das Einfordern von religiöser Toleranz (Tertullian) eine Überlebensnotwendigkeit. Es war wohl eher schlicht Realitätsinn und weniger ein angbl. pazif. Vorbild eines angebl. Jesus v. N.
Rudi Knoth am Permanenter Link
Nun ich habe mir die Kommentare durchgelesen. Dann habe ich folgende Fragen:
1. Weiche "ausserbiblische" Dokumente hat Herr Alsan vorzuweisen? Man kann ja aus de vier Evangelien sich die passenden Zitate raussuchen und dann sein eigenes Jesusbild zeichnen.
2. Stimmt das mit Charli Hebdo VT von Herrn Aslan? Nun dann wäre er schon niocht besonders glaubwürdig.
Bruno Kaufmann am Permanenter Link
Lieber Herr Knoth
Zur 2. Frage hier ein CNN-Fernsehinterview mit ihm, indem er versucht die Charlie Hebdo Attacken auf seine krumme Weise einzuordnen: https://www.youtube.com/watch?v=YvZLySfbrP8&feature=youtu.be&t=2m17s
Falls Sie noch mehr Abstruses von ihm vernehmen möchten, sei Ihnen folgendes Video (25 min) empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=E9RmAo6XVAA
Herzlich Bruno Kaufmann
Andreas Mathys am Permanenter Link
Sehr gute Rezension zu einem sehr guten Buch!
Unter den Kommentatoren gibt es zumindest auch einen, der Aslan die Fähigkeit absprechen will, als Moslem ein Buch über Jesus schreiben zu können.
"Stupidest Interview by Fox News with Reza Aslan about Jesus" anzuschauen. Der US-Sender musste sich in der Folge bei Aslan noch entschuldigen.
Bruno Kaufmann am Permanenter Link
Lieber Herr Mathys
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Sie mich gemeint haben. Ich habe mir das Interview von Fox News mit Reza Aslan angeschaut und möchte Folgendes festhalten:
– Fox News betreibt keine Journalismus; mindestens jedes zweite Interview, das auf diesem Sender ausgestrahlt wird, ist eine Beleidigung für die Menschheit. Das macht die Standpunkte von Herr Aslan aber nicht besser (black-or-white fallacy).
– Auch in diesem Interview lügt Herr Aslan, dass sich die Balken biegen: «I have a PhD in the History of Religions.» Herr Aslan hat ein PhD in Sociology (University of California, Santa Barbara, 2009) und das ist sein einziger PhD-Titel. Skepsis ist sowieso angebracht, wenn jemand mit Titeln um sich schlägt (argument from authority). Wenn aber auch noch Expertise herbeigelogen wird (false authority) sollte man erst recht alles hinterfragen. Ein Mensch, der es nicht sehr genau nimmt mit seinen wissenschaftlichen Titeln, wird es wohl auch nicht so genau nehmen, wenn es um andere wissenschaftliche Fragen geht.
Wie auch immer, es mag sein, dass das Buch trotzdem wertvoll ist. Die Haltung «egal von wem das Buch stammt, Hauptsache Jesus wird so dargestellt wie es mir passt» ist der Aufklärung nicht dienlich.
Herzlich Bruno Kaufmann
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Aus der Religion, die Liebe predigt, entstand eine Religion des Hasses und der Intoleranz.. Andere Religionen sind nicht anders. Wer hustet, wird geköpft. Frauen müssen sich vor einer Religion verhüllen!