In der kleinen Stadt Plön in der holsteinischen Schweiz wurde am vergangenen Freitag ein "Evolutionspfad" eröffnet. Kinder und Erwachsene können hier die zeitlichen Dimensionen der Evolution anschaulich nachvollziehen.
Seit 125 Jahren befindet sich ein wissenschaftliches Institut in Plön. Damals noch eine biologische Station wurde sie seit 1917 als Hydrobiologische Anstalt der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und schließlich seit 1948 als Max-Planck-Gesellschaft weitergeführt. Inzwischen ist hier das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie zu Hause.
Anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Max-Planck-Gesellschaft, das bundesweit gefeiert wurde, wollte man in Plön etwas Bleibendes schaffen: einen Evolutionspfad. Ein Projekt, das perfekt zum bereits bestehenden Planetenpfad am Großen Plöner See passt. Dieser stellt das Sonnensystem am Strandweg im Verhältnis 1:2 Milliarden nach. Von der Marktbrücke geht es links von der Sonne aus startend bis zur Prinzeninsel zum Neptun in einer Entfernung von 2,5 Kilometern. Geht man den Strandweg auf der rechten Seeseite entlang, so kann man dort nun die Evolution von der Ursuppe vor 3,8 Milliarden Jahren bis zur Entwicklung unserer Spezies auf einer Strecke von 1,3 Kilometern verfolgen. Zwei Touren, die auch für Kinder eine tolle Sache sind und einen Einstieg in die für unser Weltbild so grundlegenden Wissenschaftsbereiche darstellen, Kosmologie und Evolution.
Erstaunlich, dass das Thema "Evolution" an Gymnasien erst ab dem 10. Schuljahr auf den Lehrplänen zu finden ist, obwohl – so zeigt der Evolutionspfad des Max-Planck-Instituts – die Vermittlung der Evolutionstheorie auch an Kinder im Grundschulalter oder in noch jüngeren Jahren ohne Probleme machbar ist. Auch der Tag der offenen Tür bot Kindern eine Vielzahl von Betätigungsmöglichkeiten im Institut. So konnten sich junge Menschen ihr eigenes Bakterium bauen und Tomaten-DNS extrahieren. Auch das Evokids-Projekt der Giordano-Bruno-Stiftung und des Institutes für Biologiedidaktik der Universität Gießen konnte sich an unterschiedlichen Orten während des Tages der offenen Tür präsentieren.
Auf der Website des Evokids-Projektes heißt es: "Das Wissen über Evolution ist für das moderne Weltbild von zentraler Bedeutung. Daher sollten Kinder möglichst früh erfahren, wie sich die verschiedenen Lebensformen auf der Erde entwickelt haben. Aus diesem Grund setzt sich das Projekt "Evokids" dafür ein, dass das wichtige Thema "Evolution" nicht – wie bisher – erst in der 8.–10. Klasse, sondern bereits in der Grundschule gelehrt wird."
Das Evokids-Logo ist nun dauerhaft auf der Starttafel des Evolutionspfads mit einem Dank an die Giordano-Bruno-Stiftung zu finden. Des Weiteren konnten die kleinen Besucher den Film "Big Family" in Dauerschleife sehen. Für die Großen wurden Unterrichtsmaterialien präsentiert und es konnten u. a. Fragen von Grundschullehrern beantwortet werden.
Angesichts des Drucks, der auf die Evolutionstheorie in anderen Ländern ausgeübt wird (Türkei, USA etc.), ergibt es Sinn, das Thema Evolution in die Lehrpläne für Grundschulen aufzunehmen und es somit Evolutionsleugner wieder ein Stück schwerer zumachen, in Deutschland Fuß zu fassen. Wir sind es unseren Kindern schuldig.
8 Kommentare
Kommentare
Alexander Micha... am Permanenter Link
"Wir sind es unseren Kindern schuldig."
So ist es! Meiner Tochter bringe ich seit Klasse 1 die Evolution nahe. Inzwischen auch mit Mikroskop (Zellen, Einzeller...). Aus eigener Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass im Grundschulalter der Zugang zum Thema möglich ist, und das Weltbild fundamental prägt. Hervorragend geeignet als Einstieg ist auch das Buch "Big Family" u.a. von MSS, das immer wieder gerne aus dem Regal geholt wird. Ich bin gerne Vater und nehme auch alle Aufgaben wahr, die ich leisten kann. Dennoch sehe ich die Schule in der Pflicht, Wissen zu vermitteln. Dass ich selbst das leisten muss, ist wirklich ein Skandal.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Einfach schön! Und das mit Wegweisern und ohne Kreuze!
Arno Gebauer am Permanenter Link
Moin,
die Kirche ist ein Mediengigant. Sie besitzt Rundfunksender, Fernsehsender, Internetplatformen, sitzt in Bei- und Verwaltungsräten in Forschungs- und vielen anderen Instituten und wird von unserem Staat fürstlich finanziert.
Die Kirche erreicht so fast stündlich jeden Bürger, ob er will oder ob er nicht will!
Mit einer Förderung der Aufklärung hat das nichts zu tun.
Die Kirchen leugnen nicht die Evolution, sie werden sie aber in ihrem Sinne umdeuten.
Viele Grüße
Arno Gebauer
A.S. am Permanenter Link
Über Weltbilder kann man Menschen steuern. Weltbilder wirken wie ein "Navi im Kopf".
Weltbilder werden durch die Schulen, die Kirchen und die Medien vermittelt. Die Schule ist Handlanger der Politik, die Medien teilweise auch.
Wir müssen uns von der Illusion lösen, dass die genannten Institutionen versuchen, objektiv richtige Weltbilder zu vermitteln. Sie vermitteln Weltbilder, die in ihrem eigenen Interesse bzw. im Interesse der Politik sind.
Ich habe meine Kinder weitgehend durch die Schule durch. Außer Kreationismus und Religion wird unseren Kindern dort noch jede Menge anderer Blödsinn beigebracht.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Erstaunlich, dass das Thema "Evolution" an Gymnasien erst ab dem 10. Schuljahr auf den Lehrplänen zu finden ist [...]"
Ja, warum wohl?
Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm: "Halt' du sie dumm, ich halt' sie arm!"
So geht die unheilige Allianz zwischen Staat und Pfaffia in 'schland - noch.
Bernd Kockrick am Permanenter Link
Herzliche Gratulation zu dieser großartigen Idee und der Durchführung!
Ich wünsche Ihnen nachhaltigen Erfolg!
Helge Brunswig am Permanenter Link
Da schließe ich mich an! Hoffentlich wird das Projekt viele Nachahmer finden.
Helge Brunswig am Permanenter Link
Wirklich tolle Arbeit und ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung!
Sobald ich das nächste Mal in Schleswig-Holstein bin werde ich vorbeischauen.