Spanien

Exhumierung Francos ist Teufelswerk

Die sozialistische Regierung Spaniens plant die Exhumierung und Umbettung der Überreste des Diktators Francisco Franco und des Gründers der faschistischen Bewegung Falange, José Antonio Primo de Rivera. Die Umbettung soll dafür sorgen, dass Rechtsextreme und Franco-Fans nicht mehr zur Grabanlage Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) bei El Escorial pilgern, in der beide begraben sind. Kirchenvertreter wie der Prior Administrator des Valle de los Caidos erklärten das Vorhaben zum Teufelswerk und sehen Unglauben nebst Hass, Neid und Sünde aufziehen.

Während der 39 Jahre andauernden Franco-Diktatur in Spanien (1936–1975) wurden hunderttausende Gegner*innen ermordet und unzählige weitere entführt, gefangengehalten und gefoltert. Noch immer sind die Personen in den Massengräbern nicht identifiziert, um wenigstens teilweise die Jahrzehnte der Unsicherheit für Angehörige zu beenden. Auch Primo de Rivera ist kein unbeschriebenes Blatt der Geschichte. Er gründete die faschistische Bewegung Falange, die im Zusammenschluss mit diversen rechten, unter anderem an der NSDAP orientierten Parteien, schließlich unter dem Begriff Movimiento Nacional (Nationale Bewegung) einzige Partei unter Vorsitz Francos wurde.

Die katholische Kirche in Spanien bekleckerte sich während der Franco-Diktatur nicht mit Ruhm, bildete sich doch der catolicismo-nacional (Nationalkatholizismus) aus. Dieser umfasste unter anderem die Legitimation der Diktatur und ein Gottesgnadentum für den Diktator. Da die Kirche vor der Machtübernahme Francos ihre Privilegien verloren hatte, sah sie in der Unterstützung des Diktators die Möglichkeit, ihre Privilegien zurückzuerhalten.

Da die Verehrung Francos durch Rechte und wohl auch Teile des Klerus noch immer vorhanden ist, wurde vor einiger Zeit in Spanien eine breite Debatte angestoßen, bei der Lösungen zur Beendigung des Kultes gesucht wurden. Die aktuelle Regierung unter Führung der Sozialisten beschloss schließlich mit den Stimmen von acht Parteien und der Enthaltung von zwei Parteien, die Überreste des Diktators sowie des Falange-Gründers aus der Grabanlage im Tal der Gefallenen zu entfernen und andernorts zu begraben.

Für die bisherige Grabstelle, erbaut von Zwangsarbeiter*innen und von Franco selbst im Jahre 1959 als Nationalmonument eingeweiht, gibt es zahlreiche Ideen. Zum Beispiel die Nutzung als Friedhof für die Opfer des Bürgerkrieges oder die Errichtung einer Gedenkstätte. Die Vizepremierministerin erklärte, dass die Exhumierung nötig sei, um der Schande, den Diktator und seine Opfer nebeneinander zu begraben, ein Ende zu setzen. Denn in der Umgebung der Grabanlage sind tausende Gefallene des Bürgerkrieges in anonymen Massengräbern verscharrt worden. Mit dabei unzählige Gefallene, die gegen die rechte Bewegung kämpften. Auch diese Menschen sollen exhumiert, identifiziert und erneut begraben werden.

Direkt mit der bombastischen Grabstätte Franco verbunden ist ein Kloster. Dessen Mönche feiern täglich über Francos Grab eine Heilige Messe. Was die Mönche von der Exhumierung halten, verkündete der Prior Administrator des Valle de los Caidos, Santiago Carrera, im Rahmen der alljährlichen Prozession zu der Grabstätte vor etwa 300 Teilnehmenden. Eine Exhumierung stünde, so Carrera, in direkter Verbindung mit dem Teufel, sei doch das Tal der Gefallenen in seinem derzeitigen Zustand eine wahre Kultstätte und ein Heiligtum. Eine Gesellschaft, die an diesem Heiligtum rühre, sei eine Gesellschaft, die sich vom Baum des Lebens, dem Kreuz und Christus abwende. Und wer sich davon abwende, verfiele dem Hass, dem Ehrgeiz, der Lüge, der Falschheit, der Vergeltung und Rache.

Während Spanien noch immer die Nachwirkungen von fast 40 Jahren Diktatur inklusive Verschleppung, Folter und Morden verarbeiten muss, versuchen kirchliche Würdenträger wie Santiago Carrera den atheistischen Menschen als Feindbild zu etablieren. Eine Verurteilung dieses Verhaltens seitens der katholischen Kirche bleibt aus. Einzig die Erzdiözese Madrid hatte sich zu Wort gemeldet. Allerdings nur, um ein Begräbnis der Überreste Francisco Francos anzubieten. Die Umbettung solle möglichst im Einvernehmen zwischen der Regierung und Francos Nachfahren geschehen. Man sei bereit, die sterblichen Überreste eines Getauften in heiliger Erde aufzunehmen.