Verbände fordern:

Bekämpfung von Kinderarmut muss Priorität haben!

Jedes fünfte Kind in Deutschland erlebt Armut täglich und unmittelbar. Materielle Armut ist der zentrale Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen. Sie wirkt sich entscheidend auf die Zukunfts- und Bildungschancen aus: Kinder aus armen Verhältnissen sind sozial häufiger isoliert, gesundheitlich beeinträchtigt und in ihrer gesamten Bildungsbiografie deutlich belasteter als Kinder in gesicherten Einkommensverhältnissen. Für diese Kinder werden die von der UN-Kinderrechtskonvention zugesicherten Rechte auf soziale Sicherheit und angemessene Lebensbedingungen derzeit nicht eingehalten.

Deshalb fordert ein Bündnis anlässlich des 13. Treffens der Menschen mit Armutserfahrung die Bundesregierung auf, mit großer Priorität wirksam und zielgerichtet die Armut von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien zu bekämpfen.

Dem Bündnis gehören neben dem Deutsche Kinderhilfswerk unter anderem die Nationale Armutskonferenz, der Arbeiter-Samariter-Bund, der AWO Bundesverband und das Zukunftsforum Familie an.

"Um Kindern eine gerechtere Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, muss das Recht auf ihr soziokulturelles Existenzminimum gesichert sein. So gibt es auch die UN-Kinderrechtskonvention in den Artikeln 26 und 27 vor. Sprudelnde Steuereinnahmen durch die positive wirtschaftliche Lage in Deutschland und die dadurch vorhandenen Verteilungsspielräume müssen konsequenter für eine grundlegende Reform der Familienförderung genutzt werden", betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Die Nationale Armutskonferenz und die im "Ratschlag Kinderarmut" zusammengeschlossenen Verbände bemängeln, dass die Erhöhung des Kindergeldes bei Familien im Grundsicherungsbezug und vielen Alleinerziehenden nicht ankämen, denn das Kindergeld würde mit der Grundsicherung und dem Unterhaltsvorschuss verrechnet. Außerdem würde die dringend notwendige Neuberechnung der Kinderregelsätze komplett ausgeklammert. Auch Maßnahmen wie das Baukindergeld würden Familien, die kein Geld für den Erwerb von Wohneigentum haben, nicht helfen. Darüber hinaus griffen die geplanten Reformen des Kinderzuschlags und des Bildungs- und Teilhabepakets zu kurz und seien nicht mit genügend Geld unterlegt.

Die Verbände fordern die geplanten Maßnahmen so auszugestalten, dass sie tatsächlich zur Armutsbekämpfung beitragen. Zudem heißt es im Aufruf wörtlich:

Grundsätzlich brauchen wir eine echte Gesamtstrategie, um Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen:

  • Ein einheitliches Existenzminimum, das materielle Grundbedürfnisse und Bildung und Teilhabe sichert, muss sauber ermittelt und für alle Kinder und Jugendlichen einfach und unbürokratisch ausgezahlt werden.
  • Leistungen müssen alle Familienformen erreichen, egal ob verheiratet oder nicht, Alleinerziehende ebenso wie Familien mit vielen Kindern.
  • Leistungen müssen einfacher und transparenter gestaltet sein, sodass der Zugang für die Berechtigten verbessert wird.
  • Die Infrastruktur vor Ort, die für arme Kinder, Jugendliche und ihre Familien besonders wichtig ist, muss gestärkt und der Zugang sichergestellt werden.

Die Erklärung "Bekämpfung von Kinderarmut muss Priorität haben" und eine Übersicht über die Mitzeichnenden kann zum Beispiel auf der Webseite des Kinderhilfswerkes heruntergeladen werden.