Der Religionsunterricht an staatlichen Regelschulen kann seine Existenz argumentativ nicht rechtfertigen, was das Fach aber keineswegs davon abhält, sein Ende mit allen Mitteln in die Länge zu ziehen. Erst kürzlich zog Luxemburg "Reli" den Stecker. Weshalb dieser Schritt auch in Deutschland lange überfällig ist, findet zahllose zwingende Gründe.
Religionsunterricht lehrt einseitige Normativität
Während in allen übrigen Fächern der sogenannte "Beutelsbacher Konsens" den Lehrpersonen verbietet, zu Fragen der Ethik oder Weltanschauung Position zu beziehen, gehört es hier zum guten Ton, über das Lehrerpult hinweg zu moralisieren. Auch wenn einzelne Lehrkräfte dieses Machtpotenzial nicht ausschöpfen und vielleicht sogar kritische Episoden in das Unterrichtssegment einbauen, um einen Anschein von Transparenz zu erwecken: Die Offenbarungsschriften halten die letztlich richtigen Antworten parat.
Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass deutscher Religionsunterricht konfessionsgebunden erfolgt, die Schülerschaft also nach Konfessionszugehörigkeit sortiert beschult werden. Man stelle sich vor, im Sozialkundeunterricht würde aufgeteilt: Im ersten Kurs würden einzig marxistische Texte behandelt, wenngleich gelegentlich mit hinterfragendem Narrativ, während die andere Klassenhälfte ausschließlich neoliberale Schriften büffelte. Dies wäre offensichtlich inakzeptabel. Wieso erregt diese Systematik in den Religionen weniger Empörung? Vielleicht, weil wir uns einfach daran gewöhnt haben.
Die Untergliederung der Lernenden nach Bekenntnis ist übrigens weitaus ungewöhnlicher, als man es intuitiv annehmen würde. In kaum einem anderen Land findet sich ein vergleichbares Modell.
Religionsunterricht macht unmündig
Konzeptualisiert man den Religionsunterricht als Vermittlung der Offenbarungslehre, widerspricht er dem aufklärerischen Bildungsauftrag, wie er in der übergreifenden Schulordnung (ÜSchO) verankert ist. Die Anerziehung eines antiquierten Sets überholter Überzeugungen steht nicht im Dienste einer Entfaltung zu mündigen Bürgern. Eine Verteidigung gegen diesen Einwand wird abermals durch die Konfessionsbindung erschwert. Ganz offensichtlich soll die jeweils gewählte Religion als normativer Fluchtpunkt dienen, was Güter wie Pluralität oder offene Diskursivität zu Treppenwitzen degradiert. Ein Austausch zwischen den Weltbildern wird aktiv verhindert, stattdessen wird dem Entstehen eines Ingroup-Bias guter Nährboden gestreut. Ein "Wir" wird konstruiert und gegen "die Anderen" kontrastiert; der bestmögliche Vorschub für breite Gräben zwischen den Religionen, eine religiöse Ghettoisierung.
Auch fraglich, wie in diesem Lichte noch von Religionsfreiheit gesprochen werden kann. Es gibt schließlich keine katholischen Kinder, es gibt auch keine muslimischen Kinder. Lediglich Kinder katholischer oder muslimischer Eltern. Dasselbe gilt für alle übrigen Konfessionen. Hat sich ein solches Kind wirklich für seine Religion entschieden, wenn es schon in der Grundschule zu mustergültigen Anhängern des sozial geerbten Bekenntnisses geformt wurde? Eher leistet der Staat Beihilfe zur systematischen Gehirnwäsche, ist es doch eher auszuschließen, dass sich die meisten Kinder vollkommen frei und aus purem Zufall für genau jene Religion entscheiden, zu welcher sie erzogen wurden.
Religionsunterricht ist unwissenschaftlich
Dass keine religiöse Offenbarungslehre dieser Welt einer wissenschaftlichen Prüfung standhält, dürfte allgemeinen Konsens finden. Dem zu widersprechen wird wohl auch den meisten Religionslehrern zu heikel sein, weswegen man sich in eine Metaperspektive zu flüchten pflegt. Der Unterricht gebe nicht einfach nur die Offenbarung wieder, sie lehre einen methodisch-wissenschaftlichen Umgang damit, heißt es oft. Man will sich der Offenbarung historisch, philosophisch, soziologisch oder gar literaturwissenschaftlich nähern. Aber gibt es dafür nicht die Fächer Geschichte, Philosophie, Sozialkunde und Deutsch, die mit speziell für die jeweilige Methodologie ausgebildeten Lehrpersonen aufwarten können?
Wäre der Umgang mit dem Glauben im Religionsunterricht federführend wissenschaftlicher Art, ließe er sich restlos durch jene Fächer ersetzen, die hier behelfsmäßig imitiert werden sollen. Religion ist zwar ein bedeutsamer Bestandteil der Menschheitsgeschichte und kann als Unterrichtsgegenstand nicht ignoriert werden, gleichzeitig ist sie aber auch nicht wichtig genug, dass sie eines separaten, interdisziplinären Fachs bedürfte, dem die meisten Bundesländer drei Stunden pro Woche widmen.
Wem nun der diffuse Gedanke kommt, die analoge Übertragung des Themas Religion in andere Wissenschaften sei verlustbehaftet, sollte sich nun fragen, was denn genau verloren ginge. Etwa Unwissenschaftliches?
Religionsunterricht ist nicht meinungsfrei
Im Religionsunterricht werden Tests geschrieben, wie in allen anderen Fächern auch. Das Bestehen dieser ist notwendig, um den jeweiligen Schulabschluss zu erreichen. Es scheint also unausweichlich, sich als Schüler an einer religiösen Metrik bemessen zu lassen. Dass Schule ein größtmögliches Machtgefälle zwischen Lehrer- und Schülerschaft ist, liegt in der Natur der Sache, weshalb Anpassungsdruck eine wirkliche Meinungsbildung verhindert. Jedem Schüler und jeder Schülerin ist klar, dass pro-religiöse Statements im Religionsunterricht besser ankommen als ketzerische Pamphlete. Ich spreche über unterbewusste Mechaniken, die so tief in der evolutionären Menschwerdung verhaftet sind, dass sie sich kaum umgehen lassen. Die Reihenfolge lautet: Kampf, Flucht, Unterwerfung. Ist das eine nicht möglich, triggert unser Reptilienhirn das nächste. Haben Sie als SchülerIn schon einmal versucht, in einer Prüfungssituation zu kämpfen oder zu fliehen?
Religion wird, als sogenanntes Nebenfach, folgende Regelung zuteil: Die Zeugnisnote konstituiert sich zu zwei Dritteln aus den Epochalnoten, also jenen Noten, welche der Lehrer über die Mitarbeit in ganz gewöhnlichen Unterrichtsstunden vergibt. Der Unterricht ist also eine ununterbrochene Prüfungssituation. Welcher Schüler würde es da für eine gute Idee halten, seinem Lehrer die Stirn zu bieten? Survival of the fittest (Überleben des Angepasstesten) scheint die bessere Strategie, wenn man eine gute Note haben möchte. Ein Problem, das sich in einem weltanschaulich neutralen Schulsystem nicht ergäbe.
Allgemeinverbindlicher Ethikunterricht wäre in jeder Hinsicht überlegen
Ich bin bereit, dem Religionsunterricht ein einziges gutes Haar zu lassen: Er kann sinnstiftend wirken, lebensweltliche Orientierung anbieten. Doch darauf besteht kein Monopol. Würde stattdessen ein Ethikunterricht eingeführt, der nicht nur ein paar Kindern als behelfsmäßiges Ersatzfach vorbehalten bliebe, könnten dieselben abstrakten Fragen des Lebens behandelt werden, ohne auf religiöse Indoktrination zurückzugreifen.
Wo Religionsunterricht religiöse Werte vermittelt, präsentiert Ethikunterricht ethische Werte. Beide Disziplinen bieten Antworten auf die Frage: "Was soll ich tun?" – Die Ethik bietet sogar ein paar hundert mehr davon als nur eine einzige. Eine heterogene Lerngemeinschaft könnte gesellschaftliche Diskurse im Klassenzimmer abbilden und die mündige Bewältigung moderner Pluralität einüben. Traditionelle Dogmen könnten wissenschaftlichen Argumenten in einem fairen Wettstreit gegenübergestellt werden. Und das politisch-administrative System könnte ein Element von der langen Liste jener Belange streichen, in denen man die verfassungsgemäße Trennung von Staat und Kirche eher gewagt zu interpretieren pflegt.
30 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Genau dieses Problem hatte ich mit 13 Jahren, (also vor 60 Jahren) als ich mit dem Herrn
Mein inzwischen angesammeltes Wissen über das Thema Religionen hat mich veranlasst,
in humanistisch, atheistischen Vereinigungen tätig zu werden.
Eine Buchempfehlung: Von Yuval Noah Harari " eine kurze Geschichte der Menschheit "
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Kenne ich zur Genüge: Ein Pfarrer riet mir, den Gläubigen ihren Glauben zu lassen. Meine Frau bezeichnet mich als KETZER!
steht einsam mit ihrem Jesus da und der kommt und hilft nicht. Gottseidank! Gemein? Nee!
Lukas Wagner am Permanenter Link
Dann bist du wie der Professor aus dem Film "Gott ist nicht tot"
Rene Goeckel am Permanenter Link
Solange es Eltern gibt, die ihre Kinder branden lassen, wird es Religionsunterricht geben. Es liegt in den Händen der Eltern.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Die Reihenfolge lautet: Kampf, Flucht, Unterwerfung."
Jau. Stecker ziehen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich teile die Ansichten des Autors völlig. Dennoch eine kleine Ergänzung:
"Ich bin bereit, dem Religionsunterricht ein einziges gutes Haar zu lassen: Er kann sinnstiftend wirken, lebensweltliche Orientierung anbieten."
Es gibt noch ein hypothetisches gutes Haar: Ich hatte das Glück (oder war es in den 70er-Jahren üblich?) bei einem evangelischen Pfarrer Religionsunterricht haben zu dürfen. Er hat sein Fach als eine Art von Religionskunde oder Religionsgeschichtsunterricht aufgefasst und uns Schülern alle Religionen vorgestellt in ihrem historischen Kontext. Das hätte - zumindest in meinem Fall - auch als "Atheismusunterricht" bezeichnet werden können, da ich die Beliebigkeit und Widersprüchlichkeit von Religion erfahren und erlernen durfte.
Das war in meinem Fall der erste Schritt in einen aufgeklärten Atheismus und letztlich hin zum Humanismus. Wer Religion wirklich kennt, meidet sie...
rainerB. am Permanenter Link
"Er hat sein Fach als eine Art von Religionskunde oder Religionsgeschichtsunterricht aufgefasst und uns Schülern alle Religionen vorgestellt in ihrem historischen Kontext."
RU ist "eine Veranstaltung zur Glaubensunterweisung. In ihm sind die Glaubenssätze der jeweiligen Religionsgemeinschaft als bestehende Wahrheit zu vermitteln. Der Religionsunterricht ist in konfessioneller Positivität und Gebundenheit zu erteilen. Er zielt nicht auf eine überkonfessionelle vergleichende Betrachtung religiöser Lehren, ist nicht bloße Morallehre, Sittenunterricht, historisierende und relativierende Religionskunde, Religions- oder Bibelgeschichte (BVerfG, Beschluss vom 25. Februar 1987)
D.h. RU ist lt. BVerfG nur als Missionsunterricht zulässig - zumindest seit 1987.
M. Landau am Permanenter Link
RU ist Zwangssozialisation mittels Hirnwäsche.
Solche Informationsgebote könnten auch als "Aufklärung" etikettiert werden; um bizarre Argumentationsverrenkungen waren eifrige Missionare noch nie verlegen. Dennoch leben wir heute in etwas besseren Zeiten. Einst galt es als legal und legitim diejenigen, die "Tugenpfad des wahren Glauben" abgekommen waren, kurzerhand zu verbrennen, um die Seele zu reinigen, wie es hieß.
Dieter Bauer am Permanenter Link
… Wer Religion wirklich kennt, meidet sie …
RICHTIG!!!
Amelie Metze am Permanenter Link
Der Ethikunterricht ist die einzige Lösung für Alle. In der Grundschule sind die konfessionsfreien Kinder auf dem Schulhof, oftmals nur mäßig beaufsichtigt. Das ist eigentlich schon gelebte Diskriminierung.
Roland Fakler am Permanenter Link
Mein ausführlicher Kommentar dazu findet sich hier: http://rolandfakler.de/?p=2135
Kay Krause am Permanenter Link
Zitat: "Dass keine Offenbarungslehre dieser Welt einer wissenschaftlichen Überprüfung standhält, dürfte allgemeinen Konsens finden" Zitat Ende.
Michael am Permanenter Link
Schule ist Ländersache. Außer bei Religion. Sie ist das einzige Schulfach, welches im Grundgesetz garantiert wird:
Art. 7 GG
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach.
Warum wird nicht eher Lesen, Schreiben und Rechnen vom Grundgesetz garantiert? Das ist deutlich wichtiger, als Religion jeder Art.
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Noch was zu lachen/heulen: 3. Klasse ev. Religion. Hausaufgabe war, ein Bild von Gott zu malen. Hatte ich vergessen. Pfarrer (als Releigionslehrer) kontrolliert die Hausaufgaben: "Wo ist Deine Zeichnung?" Ich gesistesgegenwärtig: "Du sollst Dir kein Bild von Gott machen." Dafür bekam ich eine 6. Für einen Verstoß gegen das Gebot hätte es eine 1 gegeben. Absurd!
Auch sonst wurde in Religion immer wieder von Lehrern/Pfarrern gefragt, wie wir uns Gott vorstellen. Im katholischen Kindergarten wurde ich dagegen von der Nonne nie danach gefragt! Sie hat eben einfach an Gott geglaubt, ohne sich ein Bild von ihm zu machen. In diesem Kindergarten war die religiöse Indoktrination im übrigen fast nicht vorhanden, im Gegensatz zum ev. Religionsunterricht in den staatlichen Schulen, die ich besuchte (inkl. Berufsschule immerhin 6 Stück). Es gab dort ein kleines Kreuz an der Wand, welches nie thematisiert wurde, und eben viele Nonnen im Habit (es war ein Mutterhaus dabei).
(In der Pfalz ist die ev. Kirche eine unierte Kirche aus Lutheranern und Reformierten. Die Reformierten halten das Bilderverbot sehr hoch!)
Religion habe ich schon lange hinter mir gelassen, habe aber noch immer großen Spaß daran, Pfarrer (vor allem katholische) oder Theologen in Grund und Boden zu diskutieren. In der Berufsschule wollte mich der katholische Pfarrer, der Vertretung für den ev. Pfarrer gemacht hatte, rauswerfen, weil er mir in einer Diskussion nicht gewachsen war. Diskutieren geht eben nicht mit Leuten, die derart Gehirngewaschen sind, dass die das für die absolute Wahrheit halten. Die sind argumentieren einfach nicht gewohnt.
M. Landau am Permanenter Link
Das Gebot des Bilderverbots ist ja auch aus dem sogennanten "Alten Testament"; der Torah im Judentum.
Lesen, Schreiben und Rechnen wird nicht garanatiert, weil sie religionsgefährdend sind. Der Leitspruch religöser Eifereren und ihnen wohlwollenden Potentaten: Halte du sie arm, ich halte sie dumm.
Krümel am Permanenter Link
Ach, was bin ich froh, dass meine Kinder hier in Brandenburg nie irgendeine Berührung mit einem Religionsunterricht erdulden mussten.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Kann man doch nur sagen: Gottseidank!
Roland Weber am Permanenter Link
Jede Meinung zum Schulfach Religion ist so lange vollkommen belanglos, wie unser Grundgesetz als einziges Religionsunterricht als zwingendes Lehrfach vorschreiben kann!
Dass da viele eine ablehnende Meinung haben, ist lobenswert - mehr nicht!
Unechter Pole am Permanenter Link
Nein, im Grundgesetz stehen doch so viele Dinger, die den Parlamantariern und Gerichten am Allerwertesten vorbei gehen. Z.B.
Es ist in der Praxis wirklich egal was im GG steht, das einzig Wichtige ist, wie das gelebt wird. Der Freistaat B. beweist, dass sogar Urteile des BVerfG im Zweifel egal sind.
Roland Weber am Permanenter Link
Nachtrag, da leider den GG-Text nicht angehängt:
Artikel 7
(1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.
(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.
Bekenntnisfreie Schulen zeichnen sich hingegen dadurch aus, dass sie keinerlei Religionsunterricht erteilen (Art. 149 Abs. 1 WRV). Welche dieser Schulformen eingeführt wird, ist nach dem Bundesverfassungsgericht der „demokratischen Mehrheitsentscheidung des Landesgesetzgebers anheimgegeben“ (BVerfGE 41, 88 (107)).
Hans Trutnau am Permanenter Link
D.h. es muss nicht unbedingt das GG geändert werden; es reichte, auf Landesebene nur noch bekenntnisfreie Schulen zuzulassen.
Auch nicht einfach, aber einfacher. Und z.B. in Berlin vorstellbar.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das Sache ist vertrackt; z.B. in Berlin gilt die Bremer Klausel und damit Art. 7 (3) GG eben gerade nicht. RU gibt's dort trotzdem.
Thomas R. am Permanenter Link
"Eher leistet der Staat Beihilfe zur systematischen Gehirnwäsche, ist es doch eher auszuschließen, dass sich die meisten Kinder vollkommen frei und aus purem Zufall für genau jene Religion entscheiden, zu welcher
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KEINE Entscheidung für ein religiöses Glaubenssystem ist wirklich frei, denn sie setzt bereits Unmündigkeit in Form eines irrationalistischen Verblödungszustandes voraus.
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"Ich bin bereit, dem Religionsunterricht ein einziges gutes Haar zu lassen: Er kann sinnstiftend wirken, lebensweltliche Orientierung anbieten."
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ILLUSIONÄRE "Sinn"stiftung und Orientierung - soll das ein "gutes" Haar sein?
Gerhard Lein am Permanenter Link
Wenn ich den Beutelsbacher Konsens richtig verstanden habe, geht es gerade nicht darum, dass Lehrpersonen keine Positionen beziehen dürfen oder sollten. LehrererInnen sollten gerade authentisch sein, d.h.
Insgesamt: Ich würde einen Unterricht über Religionen, Glauben und Nichtglauben für alle SchülerInnen einer Klasse gemeinsam bevorzugen, gerade da aber muss die persönliche Einstellung der Lehrperson erkennbar sein, wiewohl von ihm/ihr ein Unterricht erwartet werden muss, der nicht "überwältigt".
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Religion ist keine Bildung, eher Einbildung. Ein Gott im Himmel? Einwandfrei Einbildung!
A.S. am Permanenter Link
Eltern können entscheiden, ob ihre Kinder religiös indoktriniert werden oder nicht. Hier gilt es meiner Meinung nach mit der politischen Agenda anzusetzen.
Im Übrigen:
Die Kleriker haben einen sehr langen Atem bei der Durchsetzung ihrer Interessen. Nach dem 2. Weltkrieg waren auch die Kirchen wegen ihrer Zusammenarbeit mit Hitler und der Unetstützung seines Kriegs gegen die gottlosen Bolschewiken und die Juden diskreditiert. Strategisch war es wichtig, die schlechte Praxis religiöser Indoktrination im Kindesalter aufrecht zu erhalten. Parallel dazu versuchten die religiösen Führer sich als Friedenskraft im öffentlichen Bewusstsein zu verankern (deusch-französische Zusammenarbeit z.B.). In den 80ern war das erfolgreich bewerkstelligt. Jetzt galt es einen Gang höher zu schalten: Das geschah durch das BVerfG-Urteil von 1987 (siehe Kommentar von rainerB.) . Die weiteren Eskalationsstufen waren: 1. Die These vom Menschenrecht auf Religion, 2. der Versuch, Religion als über den Menschenrechten stehend zu setzen (Kanzlerschaft Merkels: Rücksicht auf religiöse Gefühle sei wichtiger als Meinungsfreiheit, Erlaubnis genitaler Verstümmelung von Buben, die Islam-Kuschelei).
Ich sehe da ein Jahrhundert-Projekt in Arbeit: Die Wiederherstellung klerikaler Oberherrschaft in Deutschland, 1949 bis 20xx!
Die ganze Welt hat ein Riesenproblem mit eitlen, herrschsüchtigen, machtgeilen Klerikern!
Und in Deutschland sind Merkel & Co. und das BVerfG die wichtigsten Verbündeten genau dieser Typen.
Torsten Krallmann am Permanenter Link
Das Fach Religion ist nicht nur das einzige vom GG privilegierte Fach, es ist auch noch (neben Sport) das einzige Fach mit der maximal möglichen Stundenzahl. Zumindest in Niedersachsen ist dies so.
Damit ergibt sich ein äußerst skurriles Ergebnis: Sport und Religion sind die wichtigsten Fächer im deutschen Schulsystem! Dem Fach Sport mag ich diesen Sonderstatus (aus gesundheitlichen Gründen) zubilligen, aber Religion? Die Stundentafeln suggerieren: Religion ist wichtiger als Politik, wichtiger als Geschichte, wichtiger als Physik, Chemie, Biologie usw.
Eine ziemliche Schieflage!
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Religionsunterricht: Beten, bis der Jesus kommt.
Sinnlos, denn er kommt nicht!!
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Religion ist keine Bildung, nur reine Einbildung.
H.h am Permanenter Link
Ich arbeite an einer staatlichen Schule mit Schulseelsorger. Dort bin ich der einzige, der diesen Missstand anprangert. Es ist unverständlich, wie Lehrer Theologie als Wissenschaft anerkennen.
Ute Soltau am Permanenter Link
Ich stimme im Grundsatz überein.
Das Fach sollten unbedingt ersetzt werden durch ein Fach für alle Kinder!! Ethik, Tierkunde, Naturkunde und praktischen Umweltschutz, natürlich in altersgemäßen Abstufungen.
Meine ganz persönliche praktische Erfahrung vor circa 30 Jahren ist gewesen :
WIr waren als Eltern konfessionsfrei, so konnte unser Sohn in der Grundschule nicht zur Teilnahme am Religionsunterricht verpflichtet werden, beziehungsweise war davon, befreit.
Es hat sich aber ganz unspektakulär ergeben, daß ich als Mutter in Übereinstimmung mit dem Vater, einfach einverstanden war, dass unser Sohn am Religionsunterricht teilnahm.Das war irgendwie selbstverständlich und wurde auch nicht weiter diskutiert. Zu keiner Zeit hatte ich Bedenken, mein Kind würde indoktriniert.
Der Religionsunterricht wurde vom Klassenlehrer erteilt, der als Schulleiter kommissarisch als Klassenlehrer eingesetzt wurde.
Zu diesem etwas älteren Pädagogen, bestand allseitig ein väterliches Vertrauensverhältnis.
Das verrückte war dann, daß der Junge mit 7 Jahren sehr gerne am Religionsunterricht teilnahm. Die Geschichte von der Arche und den Tieren war sehr schön und faszinierend.
Der Lehrer berichtete uns, dass er mit gröstem Interesse folgte, und eine 1 bekommen musste! im Gegensatz zu den anderen Fächern, vor allem Rechnen, und überhaupt war er kein williger Schulanfänger.
Der Religionsunterricht hat ihm nie geschadet, im Gegenteil.
Als nicht! getauftes Kind, ist er später auch nicht! konfirmiert worden, auch nicht im Hinblick auf die Geschenke natürlich.
Das war überhaupt kein Thema bei uns.
Heute wird der Sohn 36 Jahre, hat 2 Kinder und ist natürlich Nontheist geblieben.
Er ist geprägt durch seine Kindheit und seine Eltern, die als getaufte und konfirmierte Mitglieder einer evangelischen Konfession, aufgewachsen sind, und die diesem Kind immer authentisch vorgelebt haben, was Wirklichkeit ist:
Die Natur, die Tiere, das Universum und schließlich auch wir selbst.
Naturalismus und Realität.
Humanismus.
In der 3. Klasse haben wir die Grundschule verlassen, weil wir mit dem gesamten! Bildungssystem von Anfang an, überhaupt nicht einverstanden waren, und haben uns eine Privatschule gesucht, die unseren Vorstellungen von Bildung mehr entsprach.
Wir wollten nicht länger abhängig sein, von einem staatlichen unzureichenden !Bildungssystem.
Der Religionsunterricht war dabei das aller Wenigste.
Dennoch gilt, was ich anfangs sagte.
Religionsunterricht ersetzen durch Menschenbildung.
U. S.