Iran-Telegramm

Hamed Abdel-Samad kritisiert Bundespräsidenten

Der Islamkritiker und Politologe Hamed Abdel-Samad hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisiert. Der Grund: Steinmeier hatte ein Glückwunsch-Telegramm an das iranische Mullah-Regime zum Nationalfeiertag gesendet.

Am gestrigen Dienstag fand in der Residenz des Bundespräsidenten eine Diskussionveranstaltung statt, die sich Fragen nach dem Verhältnis von Kirche und Staat, dem Einfluss von Religion auf Politik, der Bedeutung des Glaubens für politische Akteure und der Rolle der Religionen für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft widmete. Geladen waren zahlreiche ExpertInnen sowie Religions- und WeltanschauungsvertreterInnen. 

Im Publikum saß auch der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler und Publizist Hamed Abdel-Samad, der sich während der Diskussionsrunde zu Wort meldete. Zunächst warnte er in seinem Redebeitrag vor Gefahren, die vom politischen Islam ausgehen. Schließlich richtete er seine Kritik direkt an Steinmeier, der nur wenige Meter vor ihm auf dem Podium saß: Der Bundespräsident hätte mit einem Glückwunsch-Telegramm zum 40. Jahrestag der sogenannten "Islamischen Revolution" im Iran einen Fehler begangen, so Abdel-Samad. An das iranische Mullah-Regime schrieb Steinmeier unter anderem: "Zum Nationalfeiertag der Islamischen Republik Iran übermittle ich Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, meine herzlichen Glückwünsche." 

Abdel-Samad erklärte, dass mit dem Telegramm nicht nur an die iranische Regierung, sondern auch an die demokratische Opposition und die Menschen in Deutschland falsche Signale gesendet wurden: "An die eigenen Menschen in Deutschland haben Sie das Signal gesendet, wir nehmen unsere Werte nicht ernst. Und deshalb sage ich: Nicht in meinem Namen", stellte Abdel-Samad klar.

Steinmeier, der zuvor das Glückwunschschreiben an den Iran verteidigte, konterte gelassen: "Ich finde es schade, dass Sie meiner Rede, in der ich dazu Stellung genommen habe, offenbar nicht zugehört haben."