Vor 10 Jahren stand die "Säkulare Buskampagne" unter dem Motto "Gottlos glücklich". Die Botschaft, dass ein sinnerfülltes Leben keinen Gott braucht, ist inzwischen in der Gesellschaft angekommen, doch an den politischen Verhältnissen hat sich wenig verändert. Deshalb fordert die im Mai startende "Buskampagne 2019" die Abschaffung aller staatlichen Regelungen, die religionsfreie Menschen diskriminieren.
Auf der gerade freigeschalteten Website der Buskampagne schlussmachen.jetzt heißt es dazu: "Es muss endlich Schluss damit sein, dass Bischofsgehälter aus dem allgemeinen Steuertopf bezahlt werden, dass die Kirchen das Arbeitsrecht unterlaufen können, dass katholische Missbrauchstäter der Strafverfolgung entgehen, dass schwerstkranken Menschen das Recht verwehrt wird, selbstbestimmt zu sterben, oder dass Frauen Zwangsberatungen über sich ergehen lassen müssen, wenn sie sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden! Werden diese und andere Kirchen-Privilegien nicht abgeschafft, so lassen sich auch die politischen Bestrebungen der Islamverbände nicht stoppen, die für sich ebenfalls 'religiöse Sonderrechte' beanspruchen."
Die von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) in Kooperation mit dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) und dem Humanistischen Pressedienst (hpd) getragene Buskampagne erhebt diese Forderungen ganz bewusst auch vor dem Hintergrund der beiden großen Verfassungsjubiläen dieses Jahres, wie gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon betont: "100 Jahre Weimarer Verfassung und 70 Jahre Grundgesetz bedeuten nicht zuletzt auch 100 Jahre beziehungsweise 70 Jahre Verfassungsbruch. Deshalb ist es höchste Zeit, die Politikerinnen und Politiker aus ihrer religiösen Filterblase zu befreien und die verfassungswidrige Diskriminierung religionsfreier Menschen zu beenden."
Bustour durch 25 Städte
Die Tour der "Buskampagne 2019" wird am 4. Mai in Berlin starten und durch 25 Städte führen, darunter sämtliche Landeshauptstädte. An vielen Orten wird es nicht nur Pressekonferenzen und Informationsgespräche am Bus geben, sondern auch öffentliche Abendveranstaltungen mit prominenten Fürsprecherinnen und Fürsprechern des weltanschaulich neutralen Staates, u.a. mit der ehemaligen SPD-Spitzenpolitikerin Ingrid Matthäus-Maier, den religionskritischen Autoren Carsten Frerk, Philipp Möller und Michael Schmidt-Salomon sowie der nach §219a StGB verurteilten Ärztin Kristina Hänel. Die entsprechenden Termine werden auf der Kampagnenwebsite in den nächsten Wochen bekanntgegeben. Thematisch wird es dabei nicht nur um die Privilegien der Religionsgemeinschaften gehen (etwa um die verfassungswidrigen Staatsleistungen an die Kirchen), sondern auch um die vielfältigen Formen der religiösen Bevormundung, die in Deutschland noch immer existieren, etwa die weltanschaulich parteiischen Gesetze zum Schwangerschaftsabbruch (§§ 218-219a StGB) oder die christlich begründete Missachtung der Selbstbestimmung am Lebensende (§ 217 StGB).
"Die konfessionsfreien Menschen stellen in vielen Großstädten schon heute die Mehrheit der Bevölkerung und in absehbarer Zeit wird dies auf ganz Deutschland zutreffen. Allerdings sind sie bislang kaum organisiert, weshalb es der Politik leicht fällt, ihre Interessen zu ignorieren, wie jüngst der Angriff der SPD-Führung auf die säkularen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gezeigt hat", sagt Schmidt-Salomon. "Mit der Buskampagne wollen wir die Menschen mobilisieren und den politisch Verantwortlichen klarmachen, dass wir diese Ungleichbehandlung nicht widerstandslos hinnehmen werden!"
David gegen Goliath
Dieses Ziel rechtfertige auch den hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand, den die Giordano-Bruno-Stiftung als Hauptträgerin der Kampagne bei der Durchführung der bundesweiten Bustour auf sich nehme, erklärt der Philosoph und Stiftungssprecher. Allerdings hofft die Stiftung dabei durchaus auf Hilfen durch die Zivilgesellschaft.
Wer die "Säkulare Buskampagne" unterstützen möchte, kann eine Spende auf das Konto der gemeinnützigen Giordano-Bruno-Stiftung überweisen (Konto: 2 222 222, BLZ: 560 517 90, KSK Rhein-Hunsrück, IBAN: DE40 5605 1790 0002 2222 22, BIC: MALADE51SIM, Verwendungszweck: "Buskampagne") oder sich an der Buskampagnen-Spendenaktion auf dem Portal betterplace.org beteiligen.
"Je mehr Gelder wir einnehmen, desto besser können wir die weltanschauliche Schieflage des Staates ins öffentliche Bewusstsein rücken. Angesichts der Milliardenvermögen der Kirchen und der starken Religionslobby in der Politik handelt es sich dabei zweifellos um einen Kampf zwischen David und Goliath, aber dieser Streit ging in der Bibel ja auch nicht zugunsten von Goliath aus", meint Schmidt-Salomon. Augenzwinkernd fügt er hinzu: "Wir haben die religiös bestimmten Verhältnisse in diesem Staat lange genug interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern."
Erstveröffentlichung: Giordano-Bruno-Stiftung
22 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
wenn der bus losfährt und nicht behindert wied vom Staat kann er einfach seine arbeit machen und wenn er behindert wird (hoffentlich) gibt es kostenlos PR
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Früher kam ein Jesus auf einem Esel geritten und hat gepredigt. Die Esel haben sich nicht
verändert.
Heute fährt ein Bus vor und steht wieder vor Eseln....
Werner Helbling am Permanenter Link
Man sollte diese Kampagne zusätzlich mit einer Unterschriftensammlung (Volksbegehren/Referendum) verstärken.
Andres Zaugg am Permanenter Link
Dieser Meinung bin ich auch.
Kay Krause am Permanenter Link
Jaeoll, Werner Helbig, ich bin dabei!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Bei aller Sympathie - das wird nix, weil bisher das Interesse daran viel zu gering ist. Lieber mal für die Buskampagne spenden!? Siehste...
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Endlich tut sich etwas in der Öffentlichkeit um darauf aufmerksam zu machen das die Mehrheit der Deutschen sich längst innerlich und viele auch äußerlich bereits von den Kirchen verabschiedet haben.
Bundesbürgern über ihr Steueraufkommen bezahlen lassen ist ein "Himmelschreiendes" Unrecht. Damit MUSS nach 100 Jahren endlich Schluß sein.
Der Verfassungsbruch kann und darf nicht länger hingenommen werden.
Die Kirchenfürsten leben in Saus und Braus und für die Bürger fehlt es an allen Ecken.
Es ist eine Schande, dass unsere Politiker diesen Missstand so lange geduldet haben und es wird höchste Zeit, dass wir diesen einmal gehörig auf die Finger klopfen Punkt
Hans Trutnau am Permanenter Link
Endlich, Herr Beierlein? An die erste Buskampagne 2009 erinnern Sie sich nicht? Ach so, bitte vielmals um Entschuldigung, Sie sind ja erst letztes Jahr hier aufgeschlagen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Herr Trutnau, besser jetzt als nie, von der Buskampagne 2009 habe ich nur in dem Buch GOTLOS GLÜCKLICH von Phillip Möller gelesen. hpd habe ich erst 2018 entdeckt.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Sie meinen wohl den Autor Philipp Möller und dessen Buch GOTTLOS GLÜCKLICH, aber da hat Ihnen sicher Ihr Korrekturprogramm wieder einen Streich gespielt - doch erst beim Versenden, nich?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Werter Herr Trutnau, in den Artikeln sowie in den Kommentaren findet man haufenweise
Schreibfehler, aber Sie finden diese nur bei mir beachtenswert, wie komme ich zu der Ehre.
Sie werden das nie verstehen, wie das mit meinem Korrekturprogramm läuft, da ich beim schreiben auf meine Tastatur schauen muß (2 Finger Suchsystem) bemerke ich nicht, dass mein Programm Worte verändert hat und wenn ich dann beim nachlesen nicht aufmerksam genug bin, dann geht eben der Fehler mit raus. Ich weiss, das ist entsetzlich und kaum zu Entschuldigen aber es ist halt so, Sie müssen eben wie bei den anderen Schreibern darüber hinwegsehen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nun sah ich aber nicht darüber hinweg, sondern mutmaßte nur, welches bzw. wessen Buch Sie meinten. Und?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
stellen Sie sich doch nicht dümmer als Sie sind, es war Eindeutig welcher Autor und welches Buch gemeint war.
Kay Krause am Permanenter Link
Moin Meister Baierlein! Mein Onkel hatte einen wunderbaren Spruch: "egal, ob posi- oder negativ, Hauptsache ist, man redet über Dich!"
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Lieber Kay Krause, ich werde es genießen so lange es mir möglich ist.
Aber meinen Kampf gegen meine angehende Demenz werde ich mit m.a.S.g.W. verlieren.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Es reicht.
Es gibt m.a.S.g.W. keinen Gott - ist das schon wieder 10 Jahre her, Evelin?
A.S. am Permanenter Link
Es ist Zeit, dem "Bluff mit Gott" ein Ende zu bereiten.
Meine Frage: Wer profitiert davon, dass die Menschen dazu gebracht werden, an eine bestimmte Religion zu glauben?
Meine Antwort: Die Priester. Sie verschaffen sich durch den (psychologisch raffiniert gemachten) Bluff mit Gott gesellschaftliches Ansehen und Macht.
Meine Frage: Auf wessen Rücken geht's aus?
Meine Antwort: Auf dem Rücken der Gläubigen, denen weis gemacht wird, sie kämen ins Paradies wenn
- sie den Priestern kindlich naiv vertrauen
- brav nach der Pfeife der Priester tanzen
- den Priestern ihr Geld geben
- zur Sicherung und Erweiterung priesterlicher Macht in den Krieg gegen "Heiden" bzw. "Ungläubige" ziehen.
awmrkl am Permanenter Link
"Wer profitiert davon ...: Die Priester"
Ja, auch und vor Allem. Aber auch - anscheinend immer noch - die "Mächtigen", die Politik, die Medien, sonst würden sie keinen solchen Zirkus veranstalten um solch ein winzig kleines Event. Das alleine schon sollte uns zu denken geben (man könnte sagen, wir haben schon heute gewonnen).
Wichtig wird noch sein, dieses Thema prominent und an wichtiger Stelle zB auch in den TV zu kriegen, ich denke zB an die täglichen Nachrichten, aber auch und v.a. zB "Die Anstalt", X3, Heute-Show - das wäre wichtig.
Ich bitte schon mal um Verzeihung wg mehrfacher Verwendung von "wichtig" - HA, schon wieder!
Frank am Permanenter Link
Selbst wenn all die Privilegien der Kirchen abgeschafft werden, so bleiben die Amtskirchen weiterhin reich und mächtig.
Die Ironie ist das viele Christen betrachten Deutschland als "Missionsland", betrachten Deutschland nicht als christlich.
awmrkl am Permanenter Link
"Selbst wenn all die Privilegien der Kirchen abgeschafft werden, so bleiben die Amtskirchen weiterhin reich und mächtig"
Nein. Eben gerade nicht.
"wenn all die Privilegien der Kirchen abgeschafft werden", dann geht auch der mafiöse Einfluß dieser parasitären Kleriker-Bande zu Ende - nicht sofort, sondern vermutlich allmählich. Hauptsache aber, er geht zu Ende!
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Der Bus fährt unter Polizeischutz! Sehr verdächtig, sehr verdächtig! Denn wer schützt wen?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Es wäre schön, wenn der Bus auch durch die Regierungshauptstadt von Mittelfranken Fahren würde, da könnte ich dabei sein, alle anderen Städte sind für mich leider nicht erreichbar.