Die Corona-Pandemie versetzt viele Leute weltweit in Angst und Schrecken. Wann hat es schon ein Ereignis gegeben, das die Mehrheit der Weltbevölkerung zum gleichen Zeitpunkt von einer tödlichen Bedrohung erfasst? Wohl noch nie in der Geschichte der Menschheit.
Das kollektive Trauma löst primär bei der Risikogruppe und bei ängstlichen Menschen reflexartig apokalyptische Fantasien aus. Doch woher stammt eigentlich die Vorstellung von einer umfassenden Endzeit?
Verantwortlich sind die Religionsgemeinschaften. Fast alle kennen in der einen oder anderen Form apokalyptische Szenarien. Grundlage ist das religiöse Konstrukt von Sünde, Hölle und Satan, das ebenfalls in praktisch allen Religionen zu finden ist, wenn auch in unterschiedlichen Spielformen.
Die Vorstellung vom definitiven Ende der Menschheit diente stets der Disziplinierung der Gläubigen und dem Machterhalt der Religionen. Die religiöse Idee von der radikalen Zerstörung hat sich tief ins kollektive Bewusstsein eingegraben und ist zum Kulturgut geworden. Viele Maler, Schriftsteller und Philosophen haben sich an diesem erdrückenden Thema abgemüht.
Heute können die meisten Leute Endzeitängste abstrahieren. Übersensible und ängstliche Personen geraten aber in Panik. Deshalb ist die Vorstellung vom definitiven Ende der Welt ein ebenso überflüssiges wie schreckliches Erbe der Religionen.
Religionen haben die martialischen Bilder ins Bewusstsein gehämmert
Kein Ruhmesblatt sind die apokalyptischen Szenarien speziell für die christlichen Kirchen. Kaum eine andere Religion hat derart martialische Bilder und Geschichten ins Bewusstsein der Gläubigen gehämmert.
Zuständig für das endzeitlichen Grauen in der Bibel ist der Evangelist Johannes. In seiner Offenbarung beschreibt er Horror-Szenarien. Der zürnende Gott lässt apokalyptische Reiter losschicken, die sich als erbarmungslose Tyrannen entpuppen.
Einer hat die Macht, der Erde den Frieden zu nehmen, damit die Menschen sich gegenseitig abschlachten. Ein anderer symbolisiert den Tod, der die Hölle hinter sich herzieht. Er besitzt die Macht, ein Viertel der Erde zu zerstören. Seuchen grassieren, das Meer brennt, Katastrophen peinigen die Menschen. Diese möchten sterben, doch der Tod flieht von ihnen. Sie versuchen vergeblich, den Qualen zu entkommen.
Man kann einwenden, dass dies reine Metaphern oder Gleichnisse seien, die heute niemand mehr wörtlich verstehe. Einverstanden, doch die Bilder sind immer noch in uns lebendig und entfalten bei vielen apokalyptische Ängste.
Außerdem predigen viele Freikirchen die Johannes-Offenbarung auch heute noch. Denn die Bibel ist für sie nach wie vor das authentische Wort Gottes. Und die erzkatholische Bewegung kath-zwd.ch, die sich auch "Zeugen der Wahrheit" nennt, fragte vor einiger Zeit auf ihrer Homepage, ob wir die Generation seien, die Zeugen der Apokalypse werden.
Kein Wunder, messen christliche Fundamentalisten der Corona-Pandemie eine religiöse Dimension bei. Manche sehnen sich in ihrer apokalyptischen Sehnsucht das Ende der Welt herbei.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
8 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dieser Artikel zeigt eindeutig, wie krank die Fantasie der Gläubigen ist, denen man seit Jahrtausenden diesen Unfug einredet, solange bis sie endlich recht haben.
Klaus Bernd am Permanenter Link
"Man kann einwenden, dass dies reine Metaphern oder Gleichnisse seien"
Hans Trutnau am Permanenter Link
Disziplinierung (aber wahrlich nicht nur "der Gläubigen"!) ist ein gutes Stichwort. Es geht dem globalen Gespann aus Politik und Religion um Machterhalt, m.E. nichts sonst. Da kommt eine Panik gerade recht.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Zitat: "Kein Wunder, messen christliche Fundamentalisten der Corona-Pandemie eine religiöse Dimension bei. Manche sehnen sich in ihrer apokalyptischen Sehnsucht das Ende der Welt herbei."
Wolfgang am Permanenter Link
Ich bin als Atheist mit einer bayerischen Katholikin verheiratet. Mir braucht keiner mehr über den Irrsinn des Christentums etwas erzählen.
Aber es besteht Hoffnung, meine drei Söhne sind alle aus der RKK ausgetreten! Mutter steht ziemlich alleine da und das ist auch gut so. Gottseidank!
Junius am Permanenter Link
Mehr als an den Religionen liegt das aber diesmal meiner Ansicht nach an der ausufernden Berichterstattung.
yulo am Permanenter Link
„Jesus Christus gibt es gar nicht.“
Der Autor Hugo Stamm erwähnt in seinem Artikel nicht, dass die „Offenbarung des Johannes“ eine angebliche „Offenbarung Jesu Christi“ ist, „die Gott ihm gegeben hat, damit er seinen Knechten zeigt, was bald geschehen muss“ (Offb 1,1).
In meinem Kommentar vom 13. Mai 2020 - 20:14 ( https://hpd.de/comment/62452#comment-62452 ) habe ich darauf hingewiesen, dass die „Gläubigen“ die ihnen im Neuen Testament von der Jesusfigur prophetisch zugesagten besonderen Fähigkeiten zu Krankenheilungen und Wundertaten ganz offensichtlich nicht besitzen. Also handelt es sich um reine Lügen der Jesusfigur. „Christen“ kann es daher gar nicht geben.
Eine weitere Lüge ist die von der Jesusfigur vielfach erwähnte „Naherwartung“ des endzeitlichen Weltgerichts und seiner „Wiederkunft“, die bis jetzt nicht eingetroffen ist. Die folgenden Textbeispiele der synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) enthalten konkrete Zeitaussagen zur „Naherwartung“ und Bezüge zu damals lebenden Personen (Einheitsübersetzung 2016):
Matthäusevangelium: Mt 10,23; 16,28; 24,34; 26,29 und 64;
Markusevangelium: Mk 9,1; 13,30; 14,62;
Lukasevangelium: Lk 9,27; 21,32 und 36
Da es diesen „Jesus Christus“ aufgrund der Bibeltexte und der wahrnehmbaren Realität nicht geben kann, handelt es sich dann folglich bei diesem apokalyptischen Bibeltext um eine reine Lügengeschichte.
Im Deuteronomium (5. Buch Mose), Kapitel 18,20-22 werden solche Lügenpropheten mit dem Tod bedroht, denn die Prophezeiung ist nicht eingetroffen (Vers 22) und daher kann der HERR sie auch nicht gesprochen haben (Vers 21):
Dtn 18,20-22: „20 Doch ein Prophet, der sich anmaßt, in meinem Namen ein Wort zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe, oder der im Namen anderer Götter spricht, ein solcher Prophet soll sterben. 21 Und wenn du denkst: Woran können wir ein Wort erkennen, das der HERR nicht gesprochen hat?, 22 dann sollst du wissen: Wenn ein Prophet im Namen des HERRN verkündet und sein Wort sich nicht erfüllt und nicht eintrifft, dann ist es ein Wort, das nicht der HERR gesprochen hat. Der Prophet hat sich nur angemaßt, es zu sprechen. Du sollst dich dadurch nicht aus der Fassung bringen lassen.“
Die Jesusfigur des Neuen Testaments ist also nach Dtn 18,20-22 bereits durch die nicht eingetretene Prophezeiung der „Naherwartung“ und außerdem wegen der fehlenden Fähigkeiten der "Gläubigen" zu den von der Jesusfigur versprochenen Krankenheilungen und Wundertaten zum Tod verurteilt worden. Um einen „Sohn Gottes“ kann es sich daher auch nicht handeln. Zu einem „Christus“ kann die Jesusfigur daher niemals geworden sein.
Da die Jesusfigur nachweislich gelogen hat, trifft sie daher laut Offb 21,8 das folgende Schicksal: „Aber die Feiglinge und Treulosen, die Befleckten, die Mörder und Unzüchtigen, die Zauberer, Götzendiener und alle Lügner - ihr Los wird der See von brennendem Schwefel sein. Dies ist der zweite Tod.“ In Offb 20,10 kommt dieser „ See von brennendem Schwefel“ auch schon vor. Dort befindet sich dann die Jesusfigur in der Gesellschaft des Teufels: „Und der Teufel, ihr Verführer, wurde in den See von brennendem Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind. Tag und Nacht werden sie gequält, in alle Ewigkeit.“ Nach der Bibel erleidet also die Jesusfigur jenes Schicksal, dass er z.B. den Ungläubigen mehrfach gewünscht hat.
Wenn es also am Schluss der „Offenbarung des Johannes“ in Offb 22,20 heißt: „Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. - Amen. Komm, Herr Jesus!“ dann wusste der Autor des Textes offenbar nichts davon, dass diese Jesusfigur längst zum Tode verurteilt worden ist und gar nicht mehr wiederkommen kann.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Alles völlig richtig yulo,
aber Behauptungen, es gäbe etwas nicht, sind genauso angreifbar wie die Behauptung, etwas existiere, ohne den Existenznachweis zu liefern.