Die finanzielle Aufwertung der Altenpflege ist an der Caritas gescheitert. Die Säkularen Sozialdemokrat_innen kritisieren die Sonderstellung der Kirchen im Arbeitsrecht, die, wie sich nun zeigt, für Arbeitnehmer_innen weit über das kirchliche Umfeld hinaus negative Folgen haben kann.
Die Caritas hat mit ihrer Ablehnung eines bundesweiten Tarifvertrags für die Pflege bewiesen, dass die Sonderstellungen der Kirchen im Arbeitsrecht negative Folgen für Flächentarifvereinbarungen und letztendlich die Beschäftigten in den sozialen Einrichtungen haben. An den Verhandlungen beteiligte Gewerkschaften kritisieren die Haltung des christlichen Wohlfahrtsverbandes scharf. Eine Einigung zwischen Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften hätte ab August 2021 für Mindestentgelte und eine bessere Absicherung der Beschäftigten gesorgt.
Diese tariflichen Verbesserungen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in der Pflege wollte die Caritas nicht mittragen und hat damit eine bundesweite Regelung verhindert, denn gesetzlich müssen die Arbeitsrechtskommissionen der Kirchen in den entsprechenden Branchen einer einheitlichen Regelung zustimmen. Der Sonderstatus der Kirchen ist an dieser Stelle weder mit Religionsfreiheit noch Tarifautonomie zu erklären, sondern fußt auf den Privilegien im Arbeitsrecht, die Gewerkschaften und Säkulare schon seit Längerem kritisieren.
Bei ihrem Online-Bundestreffen haben die Säkularen Sozis erneut beschlossen, Seit' an Seit' mit den Gewerkschaften für eine Beendigung des kirchlichen Sonderwegs im Arbeitsrecht zu kämpfen.
8 Kommentare
Kommentare
Giordano Bruno am Permanenter Link
Das ist die schäbige Habgier der Kirchen, als reichster Verein weltweit, zu geizig um die Angestellten innerhalb von Diakonie und Caritas-Heimen leistungsgerecht zu bezahlen.
Es ist ein "Himmelschreiender" Skandal.
Peter Linke am Permanenter Link
Die Caritas nennt als einen der Ablehnungsgründe, sie zahlt sowieso mehr als der Branchendurchschnitt:
"Zum anderen befürchtet sie, dass die Kostenträger (im Wesentlichen die Pflegekassen) sich künftig am Tarifvertrag Altenpflege als Norm orientieren und die Mehrkosten der Einrichtungen nicht mehr refinanzieren, die höhere Löhne zahlen. Das ist der Fall bei der Caritas, die Pflegerinnen und Pfleger höhere Löhne zahlt als der Branchendurchschnitt und als das im Tarifvertrag von BVAP und ver.di festgelegte Lohnniveau vorgesehen ist. "
https://www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/gesundheit/der-tarifvertrag-in-der-altenpflege-komm
Sicher ist der arbeitsrechtliche Sonderweg der Kirchen apriori abzulehnen. Ich habe aber keinen Einblick in Details. Ist an dem Argument etwas dran?
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Es sind die Säkularen in den Parteien, die Hoffnung machen.
M. Landau am Permanenter Link
Sklaventreiber und Ausbeuter. Menschen in den Pflegeberufen sollten sich an entsprechend spezialisierte Zeitarbeitsunternehmen wenden.
Zeitarbeit hat, nicht zu Unrecht und oft durch eigenes Bestreben, ein schlechtes Image. Manches soll sich jedlch gebessert haben. Doch auch in diesem Zweig bestimmen Angebot und Nachfrage das Business. Zugegeben, das Kapitalistische darin widerstrebt mir schon in der Grundlage, ganz besonders in Berufen, wo der Mensch im Mittelpunkt steht oder stehen sollte und nicht die Dividenden der Aktionäre, aber hier wäre es, zumindest zweitweise, wie die Bezeichnung 'Zeitarbeit' schon sagt, eine realistische Option. Das umso mehr der Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen sich, vor allem in unseren Zeiten, zugunsten der Arbeitnehmer-innen entwickelt. Die Lohnforderungen und die, im Sinne der Pfleger-innen, flexibleren Arbeitsbedingungen, sollten sich derzeit recht gut realisieren lassen.
Moral? Wenn es nach den Maßstäben der Kirche ginge, dürfte sich das von selbst erledigen, denn die sind, frei von Skrupeln, eiskalt berechnend. Ganz gleich worum es geht: deren Interessen stehen immer an erster Stelle. Nun denn, die Ersten werden die Letzten sein - gelle?
Und der/die Patient-inn-en? Um die geht es schließlich. Sie werden in jeder Weise davon profitieren; personell, finanzielle und auch menschlich. Vor allem jedoch müssen die religiösen Institutionen, am besten gleich morgen, ganz aus dem gesamten Sozial- und Gesundheitswesen raus. Das Gemeinwesen ist unser aller Besitz und damit in unser aller Verantwortung und nicht das vermeintliche Eigentum einiger vorgestriger alte weiße Männer mit dem Muff der Zweitausend Jahre unter den Nachthemden. Sie richten dort nur Schaden an und kosten das Gemeinwesen und die Sozialversicherungen Jahr für Jahr Millionen und Abermillionen - Geld, das dringend anderweitig benötigt wird, gerade jetzt in Zeiten der Pandemie. Ich rede etwas viel vom Geld? Muss ich wohl, denn den Kirchen geht es nur darum, ist die Penunze doch deren stärkstes Machtinstrument. Diese Macht muss in die Hände jener gelegt und die Verantwortung jenen übertragen werden, denen sie zusteht: dem Volk und allen Menschen. So wage ich zu diesem Thema zu sagen: »Wir sind das Volk!« und ich meine, das ist hier durchaus angebracht, ist unsere Gesundheit doch ein ähnlich hohes Gut wie unsere Freiheit.
Klaus Weidenbach am Permanenter Link
Carsten Frerk zitiert in seinem "Violettbuch Kirchenfinanzen" auf Seite 215 die Deutsche Bischofskonferenz ("Berufen zur Caritas") :"Als Empfänger der Liebe Gottes sind die Menschen eingesetzt
G. Hantke am Permanenter Link
Ist vermutlich meine Schuld.
Martha Beéry-Artho am Permanenter Link
Schon als Kind war ich mit dieser Haltung der Kirche in Sachen Wert einer Arbeit, Arbeitsrecht und den damit verbundenen Sozialen Absicherungen konfrontiert.
Ingrid Matthäus... am Permanenter Link
Die ZEIT vom 4.3.