Der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) hat seinen Austritt aus dem Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO) erklärt. Die Trennung kommt nicht überraschend und wird hoffentlich beiden Partnern gut tun. Ein Kommentar der stellvertretenden hpd-Chefredakteurin Daniela Wakonigg.
Nun hat es also gerumst. Jedem, der sich mit dem säkularen Spektrum in Deutschland auskennt, war klar, dass dieser Rums wahrscheinlich irgendwann kommen würde. Und nun ist er da: Der Bundesverband des Humanistischen Verbands Deutschland (HVD) hat seinen Austritt aus dem Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO) erklärt. Zu unterschiedlich, ja gar konträr seien wichtige Positionen, erklärte der HVD.
Was alle säkularen Organisationen in Deutschland eint, ist die Überzeugung, dass religionsfreie Menschen gegenüber religiösen benachteiligt sind. Obwohl die Religions- oder Konfessionsfreien in Deutschland die am stärksten wachsende "weltanschauliche" Gruppe sind, zu der inzwischen rund 40 Prozent der Bevölkerung gehören, sind Politik, Medien und gesellschaftliche Strukturen noch immer stark von religiöser Einflussnahme geprägt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Staat Religionsgemeinschaften enorme Privilegien zubilligt, bis hin zu rechtlichen Ausnahmeregelungen sowie finanziellen Unterstützungen und Vergünstigungen.
Ein solches Ungleichgewicht zwischen Religiösen und Nicht-Religiösen kann nun auf zwei Weisen beseitigt werden. Erstens durch eine Abschaffung religiöser Privilegien oder zweitens durch die Gewährung derselben Privilegien auch für religionsfreie Menschen. Und an genau diesem Punkt scheiden sich die Geister. Während die meisten säkularen Organisationen in Deutschland die Abschaffung der Sonderprivilegien für Kirchen und Religionsgemeinschaften fordern, strebt der HVD dieselben Privilegien für sich als Vereinigung humanistischer Menschen an. Entsprechend versteht er sich auch nicht primär als Interessenvertretung nicht-religiöser Menschen, sondern als humanistische Weltanschauungsgemeinschaft.
Beide Ansätze, das gesellschaftliche Ungleichgewicht zu Lasten Religionsfreier auszugleichen, sind vollkommen legitim. Doch gleichzeitig ist klar, dass die Vertreter der beiden Positionen nicht in jeder Hinsicht denselben Kampf kämpfen. Wer, wie der HVD-Bundesverband, primär den Auf- und Ausbau von praktisch-humanistischen Angeboten anstrebt, wie die Ausbildung von Lehrkräften für humanistischen Lebenskundeunterricht, die Errichtung von humanistischen Kindergärten, humanistischen Hospizen usw. – sprich: den Aufbau einer humanistischen Infrastruktur analog und parallel zu jener der Religionsgemeinschaften –, dem ist verständlicherweise am langfristigen Erhalt von entsprechenden staatlichen Fördermaßnahmen für Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gelegen. Klar ist deshalb, dass dort Forderungen nach einer Abschaffung dieser Privilegien auf wenig Gegenliebe stoßen – selbst wenn dies aufgrund der gegenwärtigen politischen Machtverhältnisse wohl kaum zeitnah Realität werden dürfte.
Seit seiner Gründung 2008 hatte man im Koordinierungsrat säkularer Organisationen versucht, alle unterschiedlichen Positionen unter einen Hut zu bekommen, um das säkulare Spektrum mit einer Stimme sprechen zu lassen. Diesen Versuch hat der HVD nun abgebrochen. Aber das muss nicht unbedingt schlecht sein.
Wenn Partner in einer Ehe über Jahre unglücklich sind, weil beide unterschiedliche Auffassungen vom Leben haben, dann ist es das Beste für alle Beteiligten, sich eine Auszeit von der Beziehung zu gönnen. Wichtig ist, dass man sich dabei erwachsen verhält und die gemeinsamen Kinder nicht leiden. Beides scheint bei HVD und KORSO der Fall zu sein. Keine Schlammschlacht, ganz im Gegenteil: Beide Partner haben bereits erklärt, dass man auch in Zukunft zusammenarbeiten werde, wo es nur gehe. Auch gemeinsame Projekte zwischen HVD und anderen Organisationen des säkularen Spektrums stünden nicht in Gefahr. Ja, vielleicht werde es sogar noch weitere gemeinsame Kinder geben.
Die beiden Partner selbst gehen aber nun vorerst getrennte Wege. Eine Entscheidung, die Vieles möglich macht. Vielleicht werden beide – wie es nach Trennungen oft geschieht – aufblühen, weil endlich jeder Partner das machen kann, was er schon immer machen wollte. Der HVD kann sich gegenüber der Politik parallel zu religiösen Organisationen stärker als humanistischer Infrastruktur-Anbieter profilieren und der KORSO kann sein Profil als Lobbyorganisation dezidiert nicht-religiöser Menschen und Verbände schärfen. Doch vielleicht entdecken beide Partner durch die Auszeit auch erneut ihre Gemeinsamkeiten und kommen nach einer Zeit der Trennung wieder zusammen. Gänzlich unwahrscheinlich ist das nicht, denn im vielstimmigen HVD gibt es bereits jetzt nicht wenige Menschen, die den Humanistischen Verband Deutschlands lieber weiterhin als Mitglied des KORSO gesehen hätten.
23 Kommentare
Kommentare
Konrad Schiemert am Permanenter Link
"durch eine Abschaffung religiöser Privilegien oder zweitens durch die Gewährung derselben Privilegien auch für religionsfreie Menschen"
Nur die Abschaffung kann sauber durchgeführt werden. Voraussetzung dafür ist eine endgültige Trennung zwischen Staat und Kirche.
Bei "derselben" Privilegien wird eine endlose Diskussion entstehen. "Derselbe" ist sehr dehnbar: Alle sind gleich, aber einige sind gleicher. Darüberhinaus organisieren sich religionsfreie Menschen kaum in irgendeine Gemeinschaften, die meisten sind Einzelgänger und so werden die Religionsgemaischaften als ordentliche Organisationen immer die Nase vorn haben.
DR.HANS GERHARD... am Permanenter Link
Also ja ...alles als gleichwertige (irgendwelche)Meinungen hinzunivellieren, kann nicht zukunftsgut sein.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ja, diese Trennung ist seit Jahren vorhersehbar gewesen.
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Es ist die unethische Botschaft, die Zentrierung auf diese erfundenen Sagengestalten und mehr noch: es ist der patriarchalische Grundcharakter der Dogmatik. Ein menschenunfreundliches, um nicht zu sagen menschenfeindliches Konstrukt, das einzig dem Zweck dient, Männerherrschaft und Männerbünde in Amt und Würden zu halten.
Die Kriminalgeschichte aller Monotheismen belegt grauenvoll, mit welcher Skrupellosigkeit diese Macht errungen und erhalten wurde. D. h. das religiöse Gesellschaftsmodell hat auf ganzer Linie versagt und zeigt sich auch unfähig zu echten durchgreifenden Reformen.
Dem gegenüber steht ein humanistisches Gesellschaftsmodell, das auch Dienstleistungen am Menschen beinhaltet. Die Begleitung durch alle Lebensphasen bis zur Sterbebegleitung und Trauerrednern. Die in der Religion gerne "spirituelle Seelsorge" genannte Zuwendung zum Menschen kann man im Humanismus als "soziale Fürsorge" erkennen. Das ist eindeutig ehrlicher, weil man sich keiner erfundenen Geschichten und schon gar keiner Drohszenarien (Hölle) bedient.
Dieser Humanismus muss selbstverständlich privilegiert werden. Er leistet Dienste für die Gesellschaft, für die die Gesellschaft als Solidargemeinschaft ihren Teil beiträgt. So besteht die Chance, Bürger zu freien Menschen zu erziehen, ihnen positive Beispiele mit auf den Lebensweg zu geben und Freude zu vermitteln.
Ich war immer der Meinung, dass die Gemeinschaft das stärkste Argument für Kirche ist. Um wie viel stärker wird dies, wenn sich diese Gemeinschaft aller Verführung durch Patriarchen entsagt. Wenn man lernt, gut zu sein, ohne auf einen Platz in der Himmelsloge zu spekulieren. Einfach, weil es toll ist, anderen zu helfen. Weil dieses Gefühl befriedigender ist, als jede religiöse Leerformel.
Daher muss der Kampf gegen die religiöse Durchdringung der Gesellschaft von allen säkularen Kräften ausgefochten werden - mit Mitteln der argumentativen Überzeugung, denn wir haben Argumente! -, um eines Tages in einer Welt leben zu dürfen, in der es kaum noch ideologische Barrieren gibt, in der Ethik und Humanismus Fuß gefasst haben und in der Religion ein privates Hobby derer ist, die das glauben zu brauchen.
Dazu muss parallel Religion enttarnt und Werbung für den Humanismus gemacht werden. Auch, dass letzterer staatliche Privilegien ehrlich verdient...
Hans Trutnau am Permanenter Link
Schön gesagt, Bernd.
A.S. am Permanenter Link
"Die Kriminalgeschichte aller Monotheismen belegt grauenvoll, mit welcher Skrupellosigkeit diese Macht errungen und erhalten wurde. D. h.
Nein, das autoritär-religiöse Gesellschaftsmodell ist außerordentlich erfolgreich und funktioniert seit Jahrtausenden bestens.
"Gott" ist die oberste Instanz aller Autorität, von der die weltlichen Autoritäten abgeleitet/legitimiert werden. "Gott" ist sozusagen der "Siemens-Luftnagel" für autoritäre Gesellschaften.
"Autorität" kann sich auf Gewehre/Gewalt gründen oder auf die Fantasiegestalt "Gott". Wenn alle an diese Fantasiegestalt glauben funktioniert die Masche.
"Gott" als Fantasie, als Schwindel zu begreifen heißt, den "Siemens-Luftnagel", an dem alles hängt, zu entfernen. In diesem Moment stürzen alle "auf Gott gebauten" bzw. "an Gott hängenden" autoritären Regime zusammen.
Das Geschäftsmodell hat nicht versagt. Es hat schön getan, die Menschen geblendet, und brutal seine Herrschaft verteidigt.
Das Herrschafts- und Geschäftsmodell ist in die Krise gekommen, weil das Bildungsniveau der Menschen gestiegen ist und "Gott" immer unglaubwürdiger wird.
Die Islamisten haben das deutlich besser begriffen als die Kirchen. Sie verteufeln Bildung und feiern die Indoktrination. Sie bekämpfen Bildung und Aufklärung mit Waffengewalt.
Anne Robel am Permanenter Link
Dann steht der Gründung des "Zentralrat der Religionsfreien" ja wohl nichts mehr im Wege? Nur, wenn wir uns als vergleichbares Gremium wie " Zentralrat der Juden" ....der Katholiken usw.
Michael Fischer am Permanenter Link
Schöner Kommentar!
Ich bin da auch hin- und hergerissen, was denn nun die sinnvollere bzw. realistischere Herangehensweise ist.
Auf die Gesellschaft bezogen finde ich das HVD-Modell konstruktiver.
Persönlich allerdings könnte ich mich nicht beim HVD wiederfinden, da ich mit Ideologien jeglicher Art wenig anfangen kann (weswegen ich mich auch nicht in eine Schublade mit dem Etikett "Humanismus" stecken lassen möchte).
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Vielen Dank für den optimistischen Blick auf die Zukunft.
Erfreulich in dem Prozess ist aber besonders, dass sich eine sehr breite Mehrheit im HVD-Delegiertenrat (und auch auf anderen Ebenen) gegen eine Abschottung und für einen weiteren Austausch ausgesprochen hat.
Das gilt es jetzt von allen Seiten mit Leben zu füllen.
Zum Schluss noch eine Anmerkung zu einer missverständlichen Formulierung:
Der HVD fordert nicht die gleichen Sonderprivilegien, die die Kirchen jetzt haben, sondern eine Gleichbehandlung der Weltanschauungen (ob religiös oder nicht). Beim Niveau, das man sich vorstellen kann, wird es dann vermutlich Unterschiede geben - aber auch größere Schnittmengen als viele vermuten.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Es gibt nur einen Weg, wirkliche Gleichberechtigung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zu erreiche: sämtliche Sonderrechte, bis hin zur Körperschaft des öffentlichen Rechts, müssen fallen.
Alles Andere würde dazu führen, dass immer nur ein bisschen Gleichberechtigung entsteht, denn nie werden sich alle Privilegien wirklich in vollem Umfang angleichen lassen.
Wer denkt, das wäre doch möglich, muss die Frage nach der finanziellen Leistungsfähigkeit des Staates beantworten. Wenn noch andere Akteure auf den Markt der Privilegien fordernd auftauchen, und das wird so sein, dürfte die gefährdet sein. Jedenfalls, wenn alle Akteure so gefördert werden wie die Großkirchen. Nur das wäre ja Gleichberechtigung.
Ralf Osenberg am Permanenter Link
„Es gibt nur einen Weg ...“
Genau das ist vermutlich der Grund, weshalb jetzt HVD und KORSO getrennte Wege gehen.
Was man oben bei „...“ einsetzt, ist letztlich egal, obwohl es hier im Forum häufig in Richtung „völlige Abschaffung der Kirchen“ geht, oder gar aller Religionen. Und das wird dann auch noch als „einziger realistischer Weg“ bezeichnet.
Ich empfinde das mitunter als genauso überheblich wie die dogmatische Selbstgefälligkeit der Kirchen.
Mit Verlaub: Wir alle müssen lernen einander zuzuhören, die andere (fremde) Position versuchen zu verstehen und am Ende auch Differenzen aushalten. Oder wollen wir ewig verfeindete Splittergruppen bleiben.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Richtig, wir müssen einander zuhören. Wir dürfen aber Wahrheiten, wie die der einzigen Möglichkeit, wirklich weltanschauliche Gleichberechtigung zu erlangen, dabei nicht unter den Tisch fallen lassen.
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Lieber Bruder Spaghettus,
deine These scheint zu sein, dass zwischen den Polen „alle Weltanschauungen werden finanziell so gepimmt, wie die Kirchen jetzt“ und „es darf keinerlei finanzielle Beziehung zw. Staat und Weltanschauungen geben“ kein Platz für Zwischenstufen ist.
Für einen HVD-Kindergarten z. B. wäre es dann unakzeptabel staatliche Unterstützung anzunehmen, weil es ja die Kirchen stützt.
Das halte ich für ziemlich weltfremd und außerdem unserer gemeinsamen Sache wenig zuträglich.
Meines Erachtens brauchen wir beide Positionen: Die, die den Finger in die Wunde legt, wenn der Staat und die mittlerweile ehemaligen „Groß-“Kirchen ihre Grenzen verschwimmen lassen und die Forderung nach gleichen Rechten für alle, die ja dazu führen soll, dass dem Staat klar wird, dass er den Kirchen zu viel Geld und Privilegen zukommen lässt.
Ich meine, darüber sollten wir diskutieren können, auch wenn vielleicht am Ende dabei rauskommt, dass uns (in diesem Punkt) mehr trennt als verbindet.
Herzliche Grüße,
Ralf Osenberg
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Nein, lieber Ralf, natürlich ist mir klar, dass es da viele Zwischenstufen geben kann.
Was die Kindergärten betrifft, sollte es nach meiner Meinung weder religiöse noch humanistische Kindergärten geben, sondern weltanschaulich neutrale, die sich allein auf die allgemeinen Werte des Grundgesetzes beziehen. Mehr brauchen Kinder nicht, weshalb ich solche Kindergärten selbst dann ablehnen würde, wenn sich Eltern die ausdrücklich wünschen.
Tja, unsere gemeinsame Sache. Was ist das genau? Vermutlich gibts die bei den Nichtreligiösen genau so wenig wie bei den Religiösen. Es gibt Berührungspunkte, bei denen zusammen gearbeitet werden kann, aber insgesamt sind die Ansichten doch zu unterschiedlich, um alle unter einen Hut zu bekommen.
Das sollten wir akzeptieren, alles andere halt ich für weltfremd.
Eins sollten wir aber unbedingt: Unsere gegenseitigen Positionen akzeptieren und doch im Gespräch bleiben, auch, wenn man die andere jeweils für falsch hält.
Deshalb freue ich mich über unsere kleine Diskussion hier.
Nudlige Grüße
Bruder Spaghettus
Rainer Rosenzweig am Permanenter Link
Lieber Ralf Osenberg,
lieber Bruder Spagettus,
ich erlaube mir kurz, nachträglich in eure Debatte einzusteigen. Ich stimme euch beiden teilweise zu, mag euch aber auch beiden widersprechen:
Ich stimme Ralf Osenberg zu: "lernen einander zuzuhören, die andere (fremde) Position versuchen zu verstehen und am Ende auch Differenzen aushalten". Das ist das Programm, das der KORSO seit seiner Gründung verfolgt.
Ich stimme Bruder Spagettus zu: "Unsere gegenseitigen Positionen akzeptieren und doch im Gespräch bleiben, auch, wenn man die andere jeweils für falsch hält." Auch das wird im KORSO praktiziert: Differenzen werden klar benannt und nicht umschifft.
Wo ich deutlich widersprechen möchte, ist die Aussage von Ralf Osenberg: "Genau das ist vermutlich der Grund, weshalb jetzt HVD und KORSO getrennte Wege gehen."
Nein, das ist nicht der Grund, kann es auch gar nicht sein. Warum? Weil es nicht der KORSO ist, der den Satz „Es gibt nur einen Weg ...“ formuliert. Genau diese Ausschließeritis hat der KORSO nie (selber) vertreten und wird das auch nicht tun. Es gibt eine Vielfalt von Positionen im säkularen Spektrum, die man durchaus als Stärke begreifen könnte, wenn man will. Der KORSO tut das.
Damit wird auch klar, wo ich Bruder Spagettus widerspreche: "Es gibt nur einen Weg, wirkliche Gleichberechtigung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zu erreiche(n): sämtliche Sonderrechte ... müssen fallen."
Es ist schon aus theoretischen Überlegungen heraus offensichtlich, dass das nicht stimmt. Neben einem vollständigen Abbau gibt es ganz viele alternative Wege, nämlich der (teilweise) Abbau von Privilegien in bestimmten Punkten auf der einen und der gleichzeitige faire Aufbau von Privilegien auf der anderen (säkularen) Seite. Man kann darüber streiten, wie viel man aufbauen und wie viel man abbauen möchte. Einig sind wir uns aber im KORSO seit Jahren (siehe Kasseler KORSO-Klausur 2014, damals auch mit dem HVD), dass es dabei immer *fair* zugehen sollte, also unter Berücksichtigung aller Interessen, auch derer, die konfessionsfrei sind und sich als säkular-humanistisch verstehen.
Genau diese Einigkeit wird der KORSO weiter und vertärkt nach außen vertreten - im Rahmen seiner Möglichkeiten. Wer den KORSO dabei unterstützen möchte, ist willkommen. (Siehe https://hpd.de/artikel/saekulare-interessen-saekulare-lobby-und-zukunft-des-korso-19121.)
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Hallo Rainer,
schön dass du dich auch eingeschaltet hast. Du weißt ja, dass ich dem KORSO nicht den Satz „es gibt nur einen Weg“ zuschreibe, weil er für das Gegenteil steht. Aber es gibt halt innerhalb des KORSO einzelne Positionen, die sich mitunter unversöhnlich gegenüber stehen.
Pardon für die missverständliche Formulierung.
Herzliche Grüße, Ralf
Rainer Rosenzweig am Permanenter Link
Genau diese "Unversöhnlichkeit" bestreite ich. Mag für manche so klingen. Mag von anderen vielleicht auch absichtlich so vorgetragen werden, um dem eigenen Standpunkt mehr Gewicht zu verleihen.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
"Neben einem vollständigen Abbau gibt es ganz viele alternative Wege, nämlich der (teilweise) Abbau von Privilegien in bestimmten Punkten auf der einen und der gleichzeitige faire Aufbau von Privilegien auf der a
Aus theoretischen Überlegungen heraus, lieber Rainer, mag es solche Wege geben. Praktisch ist der Erfolg eher so wahrscheinlich, wie die Existenz von Göttern.
Es wird nie so sein, dass auf diesen Wegen Gleichberechtigung, und darum geht es mir, erreicht wird. Es wird immer eine Nuance, und sei sie noch so fein, bleiben, wo das nicht gelingt. Diese Nuance wird überhöht werden, um sie und die, die sie aufzeigen, wichtig zu machen.
Ein praktisches Beispiel für das, was ich meine, ist die derzeitige Genderdebatte über Sprachgebrauch und Rechtschreibung. Die Gleichberechtigung, nämlich gleiches Recht für Mann und Frau, ist längst erreicht. Nun werden Nuancen gesucht, Diskriminierung in der Sprache und entsprechende Lösungen vorgeschlagen.
Genau so würde es bei deiner Annährungsidee passieren. Es ist praktisch unmöglich, so zu Gleichberechtigung zu kommen. Mag von anderen vielleicht auch abgestritten werden, um dem eigenen Standpunkt mehr Gewicht zu verleihen. Klar ist und bleibt jedoch, bei Abschaffung aller Privilegien, Abschaffung der KdöR und Unterstellung bisheriger solcher Körperschaften unter das Vereinsrecht wäre die nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch gegeben.
Rainer Rosenzweig am Permanenter Link
Lieber Bruder Sagettus,
ich lese in Ihrer Antwort viele Behauptungen, aber keine Belege. Es mag so sein, wie Sie schreiben. Vielleicht ist es aber auch anders. Im evidentzbasierten Sinne entscheiden können das derzeit weder Sie noch diejenigen, die das anders sehen als Sie (jedenfalls nicht in der Pauschalität, wie Sie das vorbringen "so wahrscheinlich ... wie die Existenz von Göttern" - ich dachte, Sie glauben an das Spagettimonster...?) . Darum geht es hier aber ja auch nicht.
Worum geht es (dem KORSO) stattdessen? Dass Menschen mit Ihrer Haltung und andere, die das anders sehen als Sie, eine gemeinsame Basis finden, auf die sich eine wirksame Strategie aufbauen lässt, um wenigstens das zu erreichen, was alle Seiten wollen: Fairness und Gleichbehandlung. Dafür lohnt es sich, einzustehen und dafür lohnt es sich auch, die "reine Lehre", die man persönlich ja weiterverfogen darf und soll, durch einen lohnenden Kompromiss zu ersetzen, hinter dem sich alle versammeln können, die dieses gemeinsame Ziel ("Fairness und Gleichbehandlung") erreichen möchten.
Finden Sie nicht?
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Lieber Bruder Spaghettus,
da würde ich jetzt gern noch so viel drauf antworten, weil auch mir eine kontroverse und zugleich offene und faire Diskussion Spaß macht und ich sie bereichernd finde. Aber dieses Format, dieser Ort stößt dann doch an seine Grenzen.
Aber einen Gedanken will ich noch loswerden, nämlich zu der Bandbreite an verschiedenen Positionen bei religiösen bzw. nichtreligiösen Menschen:
Mit „Gott“ kann man z. B. begründen, Geflüchteten zu helfen, oder auch Leute vor Abtreibungskliniken umzubringen.
Vor diesem Hintergrund liegen selbst die entferntesten unserer Positionen noch nah beieinander. Nicht wahr?
Alles Gute, Ralf
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Der HVD will also seine Pfründe nicht verlieren?
Dann wird er bei den Glaubenskonzernen lieb Kind machen müssen, sonst holen die mal etwas Luft und der HVD wird zwischen ihnen zerquetscht.
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Büchner,
ich denke nicht, dass der KORSO, wenn sich einer seiner stärksten Mitglieder wie der HVD zurückzieht, dadurch „verzwergt“ wird. Oder sollten Sie das anders gemeint haben???
Offen gestanden, mir geht dieses HVD-Bashing, diese Litanei (ich benutze den Begriff bewusst), ziemlich auf die Nerven. Wer solche Freunde bzw. Mitstreiter hat ...
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Hallo Herr Osenberg,
nicht der KORSO fällt der Selbstverzwergung anheim, sondern der HVD. Es gilt wie fast überall: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile.
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Ich denke, es gibt einen Unterschied zwischen fundierter Kritik und fundamentalistischer.