BERN. (hpd) Die Schweizer Freidenker schalten in der nächsten und der darauf folgenden Woche Plakate mit der Botschaft: "Liebe Katholiken: Huonder tritt nicht aus. Wie steht’s mit Euch?"
Angesprochen werden sollen die weltoffenen Katholiken, die sowohl über Vitus Huonders radikale Äusserungen verärgert sind, wie auch über die Tatsache, dass er von der Kirche nicht abberufen wird.
Sie müssen konstatieren, dass sowohl kircheninterne Kritik wie auch öffentliche Petitionen und Demonstrationen Huonders Machtposition nicht gefährden. Ebenso müssen sie sich bewusst sein, dass Papst Franziskus ebenso energisch wie Huonder gegen eine Ausweitung der Ehe auf homosexuelle Paare auftritt.
Anfang dieses Monats wetterte Franziskus am Kongress der Knights of Philadelphia über die "starken kulturellen Kräfte", welche die Institution Ehe unter Beschuss nähmen. Und er wiederholte die üblichen Verteidigungsparolen für die ausschliesslich heterosexuell ausgerichtete Ehe: Diese entspräche einer natürlichen Ordnung, nur sie könne Nachwuchs gewähren, und Kinder hätten ein Anrecht auf eine Familie mit Vater und Mutter. Die Ritter verabschiedeten entsprechend eine Resolution zur Verteidigung der Ehe, in der sie mehrfach auf Aussagen von Papst Franziskus Bezug nahmen.
Es scheint klar: Das System, das Huonder hervorgebracht hat und das ihn weiterhin protegiert, ist durch die Mitgliederbasis nicht veränderbar. Die Freidenker laden deshalb die weltoffenen Katholiken ein, darüber nachzudenken, ob sie zur römisch-katholischen Kirche auf Distanz gehen wollen. Einerseits, weil es für sie befreiend wirken kann, aber auch, weil Austritte die Botschaft sein könnten, die in Chur, St. Gallen und Rom verstanden werden und dort tatsächlich etwas verändern. Die Plakate werden ergänzt durch einen offenen Brief (siehe Anlage).
Die Kampagne soll nicht nur die Frage des Kirchenaustritts in den öffentlichen Raum tragen sondern den kirchenfernen und den nachhaltig verärgerten Mitgliedern der römisch-katholischen Kirche Mut machen, sich mit der Frage ernsthaft auseinanderzusetzen. Dass Austrittsgedanken bei Kirchenmitgliedern in letzter Zeit zugenommen haben, haben die Freidenker an den vermehrten Aufrufen ihrer Online-Anleitung zum Kirchenaustritt messen können.
In der Woche 35 wird das Sujet an den eBoards der Bahnhöfe Zürich Hauptbahnhof, Zürich Stadelhofen, St. Gallen, Zug, Luzern und Fribourg hängen. In der Woche 36 werden in Chur, Davos, Landquart, Brig, Visp und Sitten Plakate mit derselben Botschaft hängen.
1 Kommentar
Kommentare
Noncredist am Permanenter Link
Eine sehr gute Aktion! Der einzige Weg, diese "fehlgeleitete" Gemeinschaft auf den rechten Pfad der Vernunft zu bringen, ist es sie von den berufsbedingten Hetzer und Fehldenker abzubringen.
>> Diese entspräche einer natürlichen Ordnung, nur sie könne Nachwuchs gewähren, und Kinder hätten ein Anrecht auf eine Familie mit Vater und Mutter. <<
1. Das Argument einer *natürlichen* Ordnung als Grundbaustein der Institution "Ehe" ist selbst mit verbundenen Augen als naturalistischer Fehlschluss erkennbar.
2. Kein Kind hat in Europa ein Recht bzw. ein Anrecht auf eine Mutter und Vater. Es existiert kein Gericht in Europa, welches sich mit dem Recht des Kindes auf (staatlich und kirchlich konforme) Mutter/Vater-Kombinationen beschäftigt. Kein Kind kann sein Recht auf eine (fehlende) Mutter bzw. Vater einklagen und somit dem Elternteil gerichtlich Druck machen, sich fristgerecht einen geschlechtlich zueinander passenden Partner zu suchen. Und das Kind wird einem Elternteil nicht weggenommen, weil die zusätzliche verantwortungsübernehmende Person kein passendes Geschlechtsteil, keine passende Frisur oder nicht die passende Augenfarbe besitzt.
In kurz: der naturalistische Fehlschluss und die Ignoranz der Menschenrechte und des Grundgesetzes sind die Argumentationspfeiler dieser Menschen. Sie sind nicht fähig, eine solche Entscheidung argumentativ stützen zu können und plädieren womöglich auf die "konservative Ordnung", als Frauen noch Röcke tragen und hinter dem Herd stehen mussten. Dies ist jedoch mit der alltäglich erfahrenen Realität, als Resultat der sozialen Entwicklung (z.Bsp. Frauenrechte), nicht mehr realisierbar.
Wer dies erkennt und nicht der Argumentation der Kirche zuspricht, der hat die Wahl: entweder vernünftig mit der Kirche sprechen und darauf hoffen, dass die Menschenhirten den Schafen folgen. Vielleicht sollte man dann lieber die Reißleine ziehen und dieser Organisation den Rücken kehren. Ein gerechter und vernünftiger Gott würde dies wahrscheinlich eher begrüßen als ein fundamental-wortwörtliches befolgen der "Naturgesetze" dieser Hirten, inklusive der Ignoranz der menschlichen Errungenschaften - von denen die Gläubigen UND die Kirche nur allzugerne profitieren ;)