Dissident Club: Taha Siddiquis Flucht-Saga feiert Premiere in Leipzig

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Taha Siddiqui
Taha Siddiqui

Er entkam nur knapp einer Entführung, kämpft gegen Zensur und gibt Unterdrückten eine Stimme: Der preisgekrönte pakistanische Journalist Taha Siddiqui fesselt mit seiner von Widerstand und Mut geprägten Lebensgeschichte. "Dissident Club" ist nun auf Deutsch erhältlich. Zur Buchpremiere heute Abend in Leipzig ist er anwesend.

Einen ersten Einblick in Tahas Reise von den Straßen Islamabads ins Pariser Leben erhielt ich im Dezember 2023 auf der Konferenz "Laïques de tous les pays, unissez-vous" ("Laizisten aller Länder, vereinigt euch"), als er auf einem Podium seinen Werdegang in ein paar Sätzen zusammenfasste. Er erwähnte eher nebenher, dass vor kurzem eine Langversion seiner Geschichte als Graphic-Novel erschienen war. Mein Interesse war geweckt, also besuchte ich ihn im Dissident Club, dem Lokal, das er 2020 an seinem neuen Wohnort eröffnet hatte, und in dem, wie es der Name erahnen lässt, oftmals politisch exponierte und verfolgte Personen auftreten.

Buchcover

Ich war sofort vom Buch eingenommen. Von Fluchtgeschichten in Buchform gibt es inzwischen eine stattliche Anzahl: Sie stellen wichtige Zeitdokumente dar und geben Einblick in die Gesellschaften, denen die Protagonistinnen und Protagonisten entflohen, und in deren Gedankenwelten. Das ist auch bei Tahas Buch der Fall. Und dennoch ist sein Werk nicht einfach eine weitere Spielvariante einer schon vielfach erzählten Geschichte. Das hat einerseits mit dem Erzählformat zu tun: Die hervorragenden Illustrationen von Hubert Maury gewähren im wahrsten Sinn des Wortes bildhafte Einblicke in zahlreiche Episoden aus Tahas Leben. "Dissident Club" erzählt andrerseits nicht nur Tahas persönliche Entwicklung, sondern führt die Leserin auch durch die jüngere Geschichte Pakistans. Das Buch führt in die Verquickungen von Militärs und Islamisten ein, zeigt, wie diese von der saudischen Oberschicht finanziert werden, und wie feindlich sich Sunniten und Schiiten gesinnt sind.

Der Comicroman zeigt nicht nur Episoden aus Taha Siddiquis Werdegang als Journalist, er ist selbst ein anschauliches Exemplar seines journalistischen Schaffens. Das Buch erzählt ineinander verwobene Geschichten und nutzt die Erzählform, um Hintergrundinformationen zugänglich zu machen. Man merkt dem Buch an, dass der Erzähler eine der markantesten Stimmen des investigativen Journalismus Pakistans war. Taha arbeitete für große private pakistanische Fernsehsender und war als Korrespondent für internationale Medienhäuser wie The New York Times, The Guardian und France 24 tätig. 2014 erhielt er zusammen mit den beiden französischen Reportern Julien Fouchet und Sylvain Lepetit den renommierten Prix Albert-Londres für ihren gemeinsamen Fernsehdokumentarfilm "La guerre de la polio", in dem sie den Kampf der Taliban gegen die Verabreichung von Polioimpfungen dokumentierten.

"Dissident Club" wurde bereits vergangenes Jahr auf Portugiesisch und Polnisch übersetzt, die englischsprachige Ausgabe erschien im Juni. Als ich vor eineinhalb Jahren die Französische Originalausgabe in den Händen hielt, war für mich sofort klar: Tahas Geschichte und die Einblicke in seine alten Heimatländer Pakistan und Saudi-Arabien, wo er seine frühen Kindheitsjahre verbracht hatte, sollten auch dem deutschsprachigen Publikum zugänglich sein. Der Alibri-Verlag hat das nun möglich gemacht. "Dissident Club" passt hervorragend in dessen junge Reihe "Secular Voices". Es ist zu hoffen, dass zahlreiche weitere Bücher folgen.

Taha Siddiqui/Hubert Maury, Dissident Club – Chronik der Flucht eines pakistanischen Journalisten vor Islamismus und Militär, Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2025, 264 Seiten, 32 Euro, ISBN: 978-3-86569-416-4

Die Buchpremiere findet heute Abend, 18. August 2025 um 19 Uhr im Pöge-Haus in Leipzig statt, mit Taha Sissiqui und Andreas Kyriacou.

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