Die Unterdrückung der Frauen gehört zur DNA vieler Religionen

In vielen islamischen Gesellschaften ist die Unterdrückung der Frauen eine tragische Selbstverständlichkeit. Doch auch bei uns gibt es noch Defizite bei der Gleichstellung.

Im Iran fechten zurzeit viele Frauen einen heroischen Kampf gegen die Mullahs aus. Sie riskieren täglich ihr Leben und kämpfen auf der Straße gegen ihre jahrzehntelange Unterdrückung. Die religiösen Sittenwächter und die islamistische Regierung lassen Polizisten im Namen Allahs auf wehrlose Frauen schießen.

Die Machtallüren und das Macho-Gehabe der Männerkaste kennen keine Grenzen. Religiöse Fanatiker zeigen wieder einmal ihre hässliche Fratze.

Mädchen können sich glücklich schätzen, wenn sie in einer westlichen Demokratie geboren werden, in der die Menschenrechte einigermaßen eingehalten werden. Zwar weist das Gebot der Gleichstellung auch bei uns noch Lücken auf, doch die Entwicklung geht meist in die richtige Richtung.

Kampf für die Frauenrechte auch in der Schweiz

Aber auch in der Schweiz mussten fortschrittliche Frauen lang für ihre Rechte kämpfen. Sie mussten nicht nur das Bollwerk der privilegierten Männer überwinden, sondern sich auch gegen die Unterdrückung in der christlichen Welt wehren, denn diese war immer schon männlich. Schließlich sind schon in der Bibel die Frauen minderwertige Geschöpfe. Gläubige wachsen auch heute noch mit diesem Frauenbild auf, denn revidieren lässt sich das angeblich heilige Buch nicht.

Die christlichen Geistlichen haben jahrhundertelang die Bibel als Richtschnur genommen und das "schwache Geschlecht" unter dem Hammer gehalten. Dabei ging es vor allem auch um die Macht über die Frauen.

Wie dies funktionierte, demonstrierten auch christliche Ikonen und Meinungsführer. Augustinus zum Beispiel betrachtete das Weib als ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbild geschaffen wurde. Es entspreche der natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen müssten, sagte er.

Ja, lieber Augustinus, Eva hatte – im Gegensatz zu Adam und offenbar auch zu Gott – keinen Penis. Nur: Ist dieser Wurmfortsatz ein Qualitätsmerkmal, das es dem Mann erlaubt, sich über die Frauen zu stellen und sie zu unterdrücken?

Auch der gottesfürchtige Kirchenvater Franz von Assisi vertrat ein eigenartiges Frauenbild. Er behauptete, wer mit dem Weibe verkehre, beflecke seinen Geist. Seinen geliebten Tieren gegenüber entwickelte er mehr Empathie. (Dass ohne diesen angeblich geisttötenden Verkehr auch die christliche Welt rasch untergehen würde, sei am Rande erwähnt.)

Den Vogel schoss aber Thomas von Aquin ab. Er bezeichnete die Frau als einen Missgriff der Natur, als eine Art verstümmelter, verfehlter, misslungener Mann. Die volle Verwirklichung der menschlichen Art sei nur der Mann.

Aber hallo, lieber Thomas, immerhin hat dein Gott diesen "Missgriff der Natur" geschaffen. Und ohne ihn hättest du nie das Licht der Welt erblickt. Bei allem übersteuerten Glauben hättest du eins und eins zusammenzuzählen. Oder hältst du es mit der Bibel, wonach die Armen im Geiste selig sind?

Auch der Reformator Martin Luther vermittelte Jahrhunderte später noch ein eigenartiges Frauenbild: Er sagte, die größte Ehre des Weibes sei es, dass die Männer durch sie geboren werden. Der Tod im Kindbett sei nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ist dies die Quintessenz der christlichen Moral und Ethik? Oder die vielgepriesene Barmherzigkeit?

Heute würde es kein Geistlicher mehr wagen, solche Bilder öffentlich zu transportieren. Doch die Würdenträger der katholischen Kirche weigern sich immer noch standhaft, die Gleichstellung von Frau und Mann in der Kirche umzusetzen. Sie tragen zwar im Vatikan weite Roben wie manche Frauen, doch sie verbannen die weiblichen Gläubigen immer noch von den wichtigen Ämtern.

Lilith wehrte sich gegen die Unterdrückung

Da lobe ich mir die aufmüpfige Lilith, Hauptfigur eines spannenden Schöpfungsmythos, der in vielen Varianten in die Mythologie einging. Eine Erzählung geht kurz zusammengefasst so: Lilith wurde nicht wie Eva aus der Rippe von Adam geschaffen, sondern ebenfalls aus Lehm. Sie hätte sich Adam unterordnen müssen, doch sie weigerte sich, die Rolle der Untertanin anzunehmen. Schließlich wurde sie in den alten jüdischen Schriften als Dämonin dargestellt.

Die Geschichte von Lilith ist in gewissem Sinn auch heute noch aktuell. Noch immer haben Frauen in der katholischen Kirche und in vielen Freikirchen nicht die gleichen Rechte und Möglichkeiten wie Männer.

Deshalb braucht es heute noch viele Liliths – speziell im Iran und vielen anderen islamisch geprägten Ländern.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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