Eigentlich sollte der Film Pflichtlektüre sein

"Der Staat gegen Fritz Bauer"

BERLIN. (hpd) Vor zwei Tagen hatte der Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" im Kino International Premiere. Am Donnerstag (1. Oktober 2015) kommt er in die Kinos. Unser Autor war dort und schildert seine ersten Eindrücke.

Der Film erhielt zu Recht den begehrten Publikumspreis beim Filvestival Locarno und wird von der “Deutschen Film- und Medienbewertung” FBW empfohlen. Er ist aufgrund großartiger schauspielerischer Leistungen, eines durchdachten Drehbuchs und hervorragender Regisseurarbeit einfach nur gut, beeindruckend, kurz: empfehlenswert.

Wer weiß schon, dass Fritz Bauer dem Mossad bei der Entführung von Adolf Eichmann heimlich auf die Spur setzte und dabei riskiert hatte, des Hochverrats angeklagt zu werden? Dass er die Auschwitz-Prozesse in Gang brachte? Wer weiß noch, dass Fritz Bauer auch bei der (fast) Abschaffung des Homosexuellenparagraphen 175 eine wichtige Rolle spielte? Zu Lebzeiten wurde er diffamiert und verfolgt, Ehrungen erhält er erst seit kurzer Zeit.

Filmplakat
Filmplakat

Eigentlich sollte der Film "Pflichtlektüre" für alle SchülerInnen sein. Denn er zeigt eindringlich und auf bedrückende Art und Weise, wie nach dem zweiten Weltkrieg die Kriegsverbrecher von einem von Nazis und Nazi-Mitläufern verseuchten Justizapparat, mit Duldung von ganz Oben (Hans Klopke, der grauen Eminenz von Konrad Adenauer), geschützt und nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Aufklärern wie Fritz Bauer wurden permanent Knüppel zwischen die Beine geworfen.

Nebenbei wird noch der § 175 problematisiert, ohne dass dies aufdringlich oder aufgesetzt wirkte. Hier kann man sehen, wie durch Verbot und Ächtung einer sexuellen Orientierung diese zur Disziplinierung und Erpressung von (politisch) missliebigen Personen eingesetzt werden kann, um sie zu kriminellen Handlungen gegen deren eigene Überzeugung zu zwingen.

Justizminister Heiko Maas hielt im Anschluss an die Premiere eine ganz ordentliche Rede. Er hob dabei das Rückgrat von Fritz Bauer hervor, welches wir ihm doch auch gerne zum Beispiel bei der Ausarbeitung des Gesetzes zur anlasslosen Vorratsdatenspeicherung gewünscht hätten.

Der Saal war voll und der weit überwiegende Anteil der Premierengäste war beeindruckt und begeistert. Der Film verdient es, empfohlen werden!