Richard Dawkins, der Grandseigneur der Evolutionsbiologie, war zu Gast in Heidelberg. Im Rahmen des "Geist Heidelberg" International Science Festival begab er sich, im Interview sensibel geführt und begleitet von Daniela Wakonigg, auf einen intellektuellen Höhenflug, bei dem nicht nur die Evolution und ihre Errungenschaften, sondern – wie könnte es anders sein – auch Religionen und sogar aktuelle politische Themen inklusive des Klimawandels zur Sprache kamen.
Der Mittelpunkt, um den das Gespräch in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula der Neuen Universität in Heidelberg kreist, ist Dawkins' neues Buch "Flights of Fancy", das vor ziemlich genau einem Jahr erschienen ist. In englischer Sprache natürlich, und erstaunlicherweise hat sich bisher auch noch kein deutscher Verlag gefunden, der eine Übersetzung in Aussicht stellen würde. Daher wird man es bis auf Weiteres auf Englisch lesen müssen. Dies sei ausdrücklich empfohlen, denn die rund 280 Seiten versprechen kurzweilig zu sein.
Das Buch sei ein "Crashkurs zu Evolution und Technologie", schmunzelt Dawkins, und trotz der vielen Illustrationen, die von der ebenfalls anwesenden Jana Lenzová gestaltet wurden, wende es sich nicht in erster Linie an Kinder. Dies natürlich auch, aber es sei eben durchaus auch an junge Erwachsene gerichtet. Beziehungsweise überhaupt eigentlich an jedermann – egal welcher Altersstufe.
Es geht ums Fliegen und um die vielfältigen Techniken wie Insekten, Flugsaurier, Vögel und schließlich auch Menschen dies bewerkstelligen und, zumindest zeitweise, der Gravitation trotzen. Dawkins kommt ins Schwärmen, wenn er von den faszinierenden und unterschiedlichen Mechanismen erzählt, die die verschiedenen Organismen, trotz der ja für alle gleichen physikalischen Rahmenbedingungen, entwickelt haben. Vom Gleitflug, der uns von den großen Greifvögeln vertraut ist, von Flugtechniken, die auf Muskelkraft beruhen, von der Schwerelosigkeit, die ein Floh während des Sprungs auf seiner Parabelbahn erfährt. Im Tierreich kommen die verschiedensten Prinzipien, wie Auftrieb an Profilen, aber auch die Vergrößerung der Körperoberfläche im Verhältnis zum Volumen, ins Spiel. Bemerkenswert sei, dass das Prinzip "leichter als Luft" ausschließlich vom Menschen realisiert wurde, in Form von Ballons und Zeppelinen, in der Tierwelt aber so nicht vorkomme.
Natürlich setzt sich Dawkins in dem Buch auch mit der Evolution der Flugfähigkeit auseinander. Lautet doch die allzu häufige Frage von Schöpfungsgläubigen immer wieder: "Was ist der Nutzen eines halben Flügels?" Da kommen also die vielen nützlichen Zwischenformen, die als Fossilien in den verschiedensten Tiergruppen zu finden sind, zur Sprache. Bereits sehr frühe Säugetiere hatten weite Hautfalten zwischen ihren Vorder- und Hinterbeinen, wie sie in ähnlicher Form auch bei einigen modernen Gleit- und Eichhörnchen-Arten vorkommen, die ihnen einen kontrollierten Gleitflug von Baum zu Baum ermöglichten. Auch bei fossilen Echsen wurden solche Hautfalten nachgewiesen. Einige Froscharten nutzten und nutzen Flugmembranen zwischen ihren Fingern, um beim Sprung länger in der Luft bleiben zu können, und auch bei Schlangen sind Formen mit abgeflachtem Körper beschrieben, die durch bestimmte Rumpfbewegungen zu einer Art kontrolliertem Gleitflug in der Lage sind.
Und nicht nur Tiere haben sich das Fliegen zunutze gemacht – auch Pflanzen nutzen es. Wir alle kennen die kleinen "Schirmchen", mit denen der Löwenzahn seine Samen auf die Reise schickt. Aber man denke auch an die raffinierte Ausnutzung der flugfähigen Insekten und anderer Tiere durch Pflanzen, die ihre Verbreitungseinheiten mit diesen huckepack durch die Luft transportieren lassen.
Wie allerdings der riesige Pterosaurier Quetzalcoatlus es geschafft hat, sich in die Lüfte zu schwingen, erklärt auch Richard Dawkins an diesem Abend in Heidelberg nicht. Das sei nämlich physikalisch noch ungeklärt, aber davon, dass diese riesigen Tiere tatsächlich geflogen seien, könne man ausgehen. Im Gegensatz zu Engeln übrigens, die in sakralen Darstellungen ja üblicherweise menschenähnlich mit großen Flügeln dargestellt werden. Hier sei jedenfalls klar, dass sie sich mit diesen auf keinen Fall in die Lüfte schwingen könnten. Dazu seien die Flügel nämlich viel zu klein, wie auch Leonardo da Vinci bereits bemerkt haben soll. Um mit Engelsschwingen das Gewicht eines Menschen in die Höhe zu heben, müssten diese sehr viel größer sein, und es bedürfe riesiger Brustmuskeln und eines extrem weit nach vorn ragenden Brustbeins, an dem diese ansetzen könnten – also ganz anders und weit weniger ästhetisch, als Engel üblicherweise dargestellt werden.
Unversehens ein eigenes Buch
Wie er überhaupt darauf gekommen sei, dieses Buch zu schreiben, fragt die Moderatorin. Es sollte, so Dawkins, eigentlich eine Fortsetzung des Buches "The Magic of Reality" werden (Titel der deutschen Ausgabe: "Der Zauber der Wirklichkeit"). In diesem wunderschön illustrierten Buch geht Dawkins zwölf grundlegenden Fragen nach (zum Beispiel: Warum gibt es so viele Tierarten? Warum gibt es Tag und Nacht? Was ist ein Regenbogen?) und beantwortet diese, indem er zunächst alte, in der Mythologie vieler Völker verankerte Erklärungsversuche vorstellt und anschließend die tatsächliche, wissenschaftliche Erklärung liefert. Das Buch sei sehr erfolgreich, so Dawkins, er habe viele positive Rückmeldungen erhalten, und so habe er eigentlich vorgehabt, in seinem neuen Buch weitere zehn Fragen anzugehen. Die erste davon sollte das Fliegen betreffen – und dann habe es sich eben ergeben, da das ein so vielfältiges Thema sei, dass es unversehens zu einem eigenen Buch geworden sei. Denn man könne am Beispiel des Fliegens eine Vielzahl interessanter Themen ganz wunderbar und auch für junge Menschen spannend beschreiben.
Nun sei es ja leider so, meint Daniela Wakonigg, dass Schüler und Schülerinnen oft keine Wissenschaft mögen. Wie man es also schaffen könne, jungen Menschen dennoch die Wissenschaft nahezubringen. Das kontert Dawkins lachend: Es sei für ihn absolut jenseits jeder Vorstellung, dass irgendjemand Wissenschaft langweilig finden könnte. Aber er wird dann rasch ernst: Oft würde ja gefordert, man müsse die Wissenschaft "auf den Boden bringen" ("down to earth"), um sie gefälliger zu machen, das lehne er allerdings ab: Man müsse vielmehr das Interesse der Menschen anregen, sie für die Ergebnisse der Wissenschaft begeistern – und ihnen damit geeignete Brücken bauen, mit denen man Wissenschaft interessanter mache. Dawkins vergleicht das mit der Liebe zur Musik: Man müsse ja auch kein praktizierender Musiker sein, kein Instrument beherrschen, um sich für Musik zu begeistern. Und genau so verhält es sich seiner Meinung nach auch mit der Wissenschaft.
Explizit lobt er die zahlreichen Initiativen in Deutschland, die zum Ziel haben, wissenschaftliche Erkenntnisse bereits für die ganz Kleinen und vor allem für Schüler interessant zu machen, zum Beispiel "Evokids" und die von der Richard Dawkins Foundation (RDF) Deutschland geförderten Materialien der "Evo-Spiele-Kiste". In den USA gebe es inzwischen sogar Initiativen, Lehrer in der Vermittlung evolutionärer Fakten zu schulen, was angesichts von "50 percent religious maniacs" in der Elternschaft bei den entsprechend vorgeprägten Kindern ausgesprochen hilfreich sei.
Hier spreche er ein wichtiges Problem an, so Wakonigg, das in aller Welt und natürlich auch in Deutschland zu beklagen sei: Kinder kommen mit mystischen Erklärungen natürlicher Phänomene viel früher in Berührung als mit den wissenschaftlichen. Genau um dem abzuhelfen, so Dawkins, sei sein Buch "Der Zauber der Wirklichkeit" hervorragend geeignet: Dort werden sehr verschiedene Mythen aus verschiedensten Kulturen vorgestellt, und daher würden die jungen Leser dort höchstwahrscheinlich auch einem Mythos aus der eigenen Kindheit begegnen. Und erkennen, dass der Unsinn sei. Und dadurch auch erkennen, dass all die anderen mystischen Erklärungen sicher ebenso unzutreffend seien. Denn die wissenschaftliche Erklärung sei so viel klarer und letztlich auch viel poetischer als mythologische Erklärungen – das könnten auch junge Menschen bereits erkennen.
Welchen Effekt es auf Dawkins eigene Religiosität gehabt habe, als die Wissenschaft erstmals in sein Leben trat, fragt die Moderatorin. Zunächst, so Dawkins, sei er von der offensichtlichen Komplexität der Welt schlicht überwältigt gewesen, und natürlich habe es auch bei ihm in sehr jungen Jahren eine Tendenz gegeben, dahinter eine "gestaltende, dies alles kontrollierende Kraft" zu vermuten. Aber als er dann mit 15 oder 16 Jahren erstmals Darwins Evolutionstheorie begegnete, sei auch noch der letzte Zweifel dahin geschmolzen.
Zurück in die Gegenwart: Nach dem erfolgreichen Aufbruch in die Aufklärung im 20. und 21. Jahrhundert, der unser Weltbild so sehr erweitert hat, sei aktuell, so Daniela Wakonigg, neben den bekannten fundamental-christlichen Widerständen auch in der westlichen Welt ein gewisser "Rückschlag" für das wissenschaftliche Weltbild durch eher fundamentale islamische Einflüsse zu beklagen. Dawkins bestätigt dies. Auch gebe es leider "antievolutionäre" Bücher in sehr vielen Sprachen, die teils sehr schön und kindgerecht illustriert, inhaltlich allerdings unglaublich schlecht seien. Unter anderem würden zum Beispiel Tiergruppen miteinander verglichen, die in Wirklichkeit überhaupt nichts miteinander zu tun hätten. Aus unserem wissenschaftlichen Blickwinkel heraus, so Dawkins, lachten wir über diese Bücher, aber sie hätten ganz sicher einen unguten Einfluss. Um hier ein Gegengewicht zu schaffen, seien seine Bücher alle auf Arabisch, Urdu, Farsi und Indonesisch übersetzt worden, und stünden in diesen Sprachen als PDFs weltweit zum kostenlosen Download bereit. Und sie würden auch tatsächlich in sehr hoher Zahl heruntergeladen. Ein ermutigendes Zeichen!
Im Bemühen um Wertschätzung die Bedeutung von tradiertem "Wissen" nicht überbewerten
Die aktuell geforderte Einbindung traditionellen, "indigenen Wissens" in das allgemeine Weltbild sieht Dawkins sehr kritisch. Selbstverständlich müssten diese Kulturen als solche respektiert werden, aber man dürfe im Bemühen um Wertschätzung die Bedeutung von tradiertem "Wissen" nicht überbewerten: Das seien tatsächlich Mythen, und sie hätten mit der wirklichen Welt einfach nichts zu tun. Das durch die Wissenschaft geformte Bild der Welt sei sicher nicht vollständig, könne es auch niemals werden, aber: "Science works!" Wissenschaft funktioniere eben – habe uns zum Mond gebracht und die Pocken ausgerottet, um nur diese beiden Beispiele zu nennen. Und das gelte, obwohl es sich in der Wahrnehmung vieler indigener Interessensgruppen bei Wissenschaft um "patriarchale Konzepte weißer Männer" handele. Leider würden einige Wissenschaftler*innen in den USA und Europa, die entsprechende, sehr respektvoll formulierte Protestnoten an ihre Hochschulleitungen verfasst haben, derzeit aus verschiedenen Richtungen erbitterten Widerstand erfahren, ihre Vorträge würden gecancelt, und manche ihrer Studierenden fühlten sich bedroht, wenn sie Veranstaltungen der Unterzeichner*innen besuchen. Das sei sehr bedauerlich. Dennoch bliebe uns nichts anderes übrig, als eben weiter Forschung zu betreiben und die Ergebnisse immer und immer wieder zu erklären.
Schließlich stellt Daniela Wakonigg die "Gretchenfrage" unserer Zeit: Wir Menschen seien bekanntlich die einzige Spezies, die in der Lage ist, die Konsequenzen ihres Handelns abzuschätzen. Dennoch würden wir nicht entsprechend handeln. Werden wir es schaffen – werden wir überleben?
Nun, wir seien eine erstaunliche Art, so Dawkins. Wir wüssten um so vieles. Aber Menschen davon zu überzeugen, dass sie die notwendigen Dinge tun, würde erfordern, dass sie die fernere Zukunft höher bewerten als die unmittelbare oder das Jetzt. Und das sei schwierig. Etwa wie wenn man Kinder frage: Möchtest du lieber ein Marshmallow heute, oder zwei Marshmallows morgen? Kinder könnten das nicht, und wir Erwachsenen offenbar auch nicht. Es sei offensichtlich eine Frage der Reife, aber definitiv ein Problem, das die Menschheit lösen müsse, um die Erde lebensfreundlich zu halten. Wir dürften jedenfalls die Hoffnung nicht verlieren, dass wir das schaffen werden. "Let's just hope!"
Auch ein weiteres Buch von Dawkins kommt zur Sprache: "The Genetic Book of the Dead", das im kommenden Jahr erscheinen wird. Hier verfolgt Dawkins die Idee, dass in den Genen all die Herausforderungen "abgespeichert" sind, die die Vorfahren des jeweiligen Organismus gemeistert haben. Illustriert wird dieses Konzept am Beispiel der im Tierreich teils in überwältigender Weise perfektionierten Tarnung. Nicht nur die Formen tierischer Körper seien oft optimal an ihre Umgebung angepasst, wie zum Beispiel bei der Stabheuschrecke, auch Körperoberflächen spiegelten häufig in größter Perfektion die Umgebung wider, um für Fressfeinde unsichtbar zu sein. Es sei zu kurz gedacht, dass sich diese Perfektion auf die Äußerlichkeiten oder die Körperoberfläche beschränke, sondern es sei vielmehr anzunehmen, dass jede einzelne Zelle eines derart evolvierten Individuums perfekt an die Erfordernisse angepasst sei. Da gebe es für zukünftige Zoologen noch viel zu entdecken, und er hoffe, dass man sich diesen Aspekten in Zukunft tatsächlich widmen möge.
Eines ist jedenfalls klar: Richard Dawkins verliebt sich wieder und wieder neu in die Wissenschaft, denn: "It's wonderful!" – sie ist einfach wundervoll, und wie könnte man sich nicht in etwas verlieben, das uns herauszufinden erlaubt, warum wir existieren?
14 Kommentare
Kommentare
David Z am Permanenter Link
Zu Richard Dawkins, den ich sehr schätze:
Vor einigen Wochen gab es in UK mal wieder ein Interview mit ihm, in dem es natürlich auch um Religionen und ihre Probleme ging. Als die Frage auf den Islam zu sprechen kam, zögerte Dawkins auffallend und er erwiderte mehrmals schwach "Kein kommentar" bzw "möchte ich nicht beantworten, bitte Thema wechseln" etc. Der Zuschauer wie auch der Moderator konnten erkennen, dass der arme Dawkins regelrecht Angst hatte, beim Thema Islam konkret zu werden.
Die Szene empfand ich als extrem verstörend. Wenn wir bereits dort angekommen sind, wo Todesangst unsere freie Meinungsäusserung beeinflusst, dann ist das Problem definitiv noch grösser als wir glauben und mir braucht da keiner mehr mit dem einfältigen Geschwätz von "bei uns kann man doch alles sagen" kommen.
Übrigens ganz ähnlich hat sich ja kürzlich einer der Tagesschau-Sprecher geäussert.
Die Gewalt von Rechtsextremisten haben wir gesellschaftlich, ethisch und argumentativ unter Kontrolle. Gut! Die Bedrohung durch Links- und Islam-Extremismus hingegen wird fahrlässig vernachlässigt frei nach dem gewohnten Motto: Dann noch mehr Geld für "Kampf gegen Rechts!"
Wo bleibt da der gesellschaftliche Aufschrei? Die freie Meinungsäusserung ist DAS absolute Fundament unserer freien Gesellschaft. Wer hier Abstriche macht oder zu Kompromissen bereit ist, sägt am Ast, auf dem er sitzt.
A.S. am Permanenter Link
Wir haben schlicht Angst vor islamistischer Gewalt. Die primitiven Mafia-Methoden des Islams wirken.
Also, die politische Gretchen-Frage: Wer setzt sich gegen den Islam intellektuell den Hut auf? Um eine gewalttätige Auseinandersetzung kann es ja nicht gehen. Und intellektuell sind die woken Linken ein Totalausfall.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Nein, die Frage kann nicht heißen, wer setzt sich gegen den Islam der Hut auf, sondern: wer setzt sich gegen den Islamismus den Hut auf.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Aber warum nur die Symptome bekämpfen und nicht gleich die Ursachen?
Religionen sind grundsätzlich gesellschaftsschädlich. Als Demokraten müssen wir sie im persönlichen Rahmen dulden, aber wir müssen jeden gesellschaftlichen Einfluss bekämpfen. Bei allen, auch beim Islam.
A.S. am Permanenter Link
Die Religionen sind antidemokratisch. Es geht immer um Gehorsam gegenüber Gott und der ist nunmal kein Demokrat.
Über die letzten paar Jahrtausende der Menschheitsgeschichte gesehen, hatten die verschiedenen Priester nie Ahnung von Gott. Es waren immer nur Hochstapler, die so taten als hätten sie Ahnung von Gott. Und wenn die religiösen Führer noch nicht ausgestorben sind, tun sie auch heute noch so als hätten sie Ahnung von Gott.
Letztlich geht es, wie immer unter Menschen, um Macht und Geld. Mal offen, mal verdeckt. Auch den religigiösen Führern geht es um Macht und Geld für sie selbst. Sie sind lediglich die gewieftesten unter den Heuchlern.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Stimmt, die letzten Jahrtausende hatten die Priester nie Ahnung von Gott.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
@ K.H.Büchner: Ihr Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf, genau das ist der Punkt, man
muss es auch wollen, mit einer feigen Regierung wird das nichts, welche ohne einen festen Standpunkt laviert.
David Z am Permanenter Link
Lieber Herr Büchner, ich denke, Sie machen hier genau den Fehler, der uns in die jetzige Situation geführt hat und den wir schnellstmöglich abstellen sollten: Die Behauptung, all die regelmäßigen Exzesse bzw.
Darüber hinaus halte ich es für äußerst kurzsichtig zu behaupten, alle Religionen seien gleich. Sie sind es nicht. Sie unterscheiden sich in der Anzahl wie auch der Qualität ihrer schlechten Ideen und Konzepte. Genau so wie politische Ideologien.
Drittens, die doch etwas naiv erscheinende Forderung (oder besser Wunsch?), "wir" müssten den Islam "zivilisieren": Warum wir? Also die Nichtmuslime? Wie sollten wir das denn bitte machen, wenn es noch nicht mal den Muslimen selber gelingt? Und warum sollte das unsere Aufgabe sein? Und überhaupt, wie soll das argumentativ vonstattengehen, wenn diese Religion ihre Quelle Koran als das unmittelbare, unveränderbare und letzte Wort Gottes definiert und zudem mit einem mittelalterlichen Propheten auftritt, den man nicht kritisieren darf, da man ansonsten Gott bzw das ganze Konzept "Islam" in Frage stellen würde?
Viertens, warum relativieren sie Religionen, indem das vergangene (!) Christentum mit dem aktuellen (!) Islam vergleichen? Ist das nicht ein wenig unlauter? Verdeutlicht das nicht eher das grausame Problem, in dem wir stecken, da wir uns offensichtlich mit einer mittelalterlichen (!) Ideologie konfrontiert sehen? Und warum glauben Sie, dass 1400 Jahre nicht Zeit genug wären für eine muslimische "Zivilisierung" ihrer Religion? Sollen wir nochmals 1400 Jahre warten?
Fünftens, warum behaupten Sie, dass "das Christentum" habe "halbe Kontinente" entvölkert, obwohl der Prophet dieser Religion weder zum Entvölkern aufrief noch die neuen Kontinente kannte?
Kurzum, ich finde, Sie machen es sich hier etwas zu einfach.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Lieber Herr Z,
Sie müssen schon meine Kommentare sorgfältiger lesen, wenn Sie mich kritisieren wollen. Ich habe nirgendwo behauptet "all die regelmäßigen Exzesse bzw.
Ich habe auch nicht behauptet "alle Religionen seien gleich", sondern "Der Islam als Religion ist so gut oder schlecht wie alle übrigen Religionen auch". Das ist etwas völlig anderes.
Und um zu Ihrem dritten Punkt zu kommen: ja, "wir müssen den Islam zivilisieren", damit er kompatibel mit unserer Gesellschaftsordnung wird, weil Muslime in unserer Gesellschaft leben. Würde unser Staat den christlichen Denominationen nicht fast völlige Freiheit incl. eigener Gerichtsbarkeit und Arbeitsrecht einräumen, wäre das ein einfacheres Unterfangen.
Viertens relativiere ich keine Religionen. Ihr "vergangenes Christentum" schlachtet in Zentralafrika Andersgläubige (speziell Muslime) ab und ist damit keinen Deut besser als die Islamisten. Im Übrigen hat das Christentum sogar mehr als 1600 Jahre gebraucht, bis es halbwegs zivilisiert war und keine Hexenverbrennungen mehr veranstaltet hat. Da hat der Islam ja noch gut 200 Jahre Zeit.
Fünftens: was haben der 30-jährige Krieg und die "Missionierung" Südamerikas damit zu tun, ob ein Prophet oder sonstwer dazu aufgerufen hat? Diese Gräueltaten wurden von Christen im Namen ihrer Götter begangen.
Ich finde, Sie machen es sich noch einfacher, indem Sie nur sehen, was Sie sehen wollen.
David Z am Permanenter Link
Ich sehe das, was ist. ZB das, was Sie schreiben - was merkwürdigerweise nicht das zu seien scheint, was Sie meinen.
Zitat: "die Frage kann nicht heißen, wer setzt sich gegen den Islam der Hut auf, sondern: wer setzt sich gegen den Islamismus den Hut auf. Der Islam als Religion ist so gut oder schlecht wie alle übrigen Religionen auch."
Semantisch eine ziemlich eindeutige Aussage, nämlich die Unterscheidung und Abtrennung des "Islamismus" vom Islam sowie die Gleichsetzung aller Religionen hinsichtlich "gut" und "schlecht". Ich will Ihnen gerne zugute halten, dass Sie sich hier lediglich unsauber ausgedrückt haben. Dann aber bleibt die Frage, was sollten diese Sätze sonst ausdrücken, insbesondere dann, wenn Sie jetzt in Ihrem Erklärungsversuch auch noch meinen, dies sei "etwas völlig anderes"?
Warum Sie es als Aufgabe ansehen, dass "wir den Islam zivilisieren müssen" und wie dies von statten gehen soll, haben Sie leider erneut nicht erläutert. "Wir" können den Islam nicht zivilisieren, denn "wir" können hier in D lediglich die externen Rahmenbedingungen justieren. Das schert "den Islam" aber ziemlich wenig und dies wird auch nicht dadurch anders, wenn wir die verbliebenen staatlichen Privilegien der christlichen Religionen aufheben.
Wenn Sie das vergangene Christentum mit dem aktuellen Islam vergleichen, und das haben sie oben eindeutig gemacht, dann stellt dies defakto einen unsachlichen Vergleich dar und damit einen Relativierungsversuch, insbesondere dann, wenn Sie jetzt Exzesse in Zentralafrika anbringen und diese in Ursache, Umfang und Häufigkeit mit den Exzessen des Islam vergleichen - und damit erneut die Religionen gleichsetzen, diesmal mit der Behauptung: "...damit keinen Deut besser als die Islamisten".
Auch Ihre Bewertung der Entwicklungszeit ist nicht schlüssig, denn schließlich ist nicht nur Zeit an sich sondern vielmehr das Entwickeln von Ideen der Schlüssel zur Modernisierung. Für den Islam liegen alle modern-philosophischen Ideen und Ansätze bereits auf dem Tisch, seit Jahrzehnten - man bräuchte sie theoretisch nur anwenden. Aber das passiert eben nicht. Und wird auch nur schwerlich in 200 Jahren passieren, und schon grad nicht durch "uns" hier in D.
Sie fragen allen ernstes, was die Aussagen von Religionspropheten für eine Rolle spielen in dem, wie sich eine Religion auswirkt? Falls Sie das wirklich nicht wissen, gebe ich Ihnen hier ein simples Beispiel:
Prophet A: Sippenchef und Kriegsfürst, führt Kriege, hat Macht, hält Gericht, hält Sklaven, schlägt Gefangenen die Köpfe ab, lässt Dieben die Hände abschneiden, usw. - all das, was ein mittelalterlicher Machtmensch damals nun mal so gemacht hat.
Prophet B: mitteloser Wanderprediger ohne Macht, der im Love, Peace and Harmony style durch die Lande zieht und zwar auch viel erzählt, allerdings so gut wie keine gewalttätigen Handlung vollzieht noch ausspricht.
Kurzum: Weder der 30jährige Krieg noch die gewaltsame Missionierung Südamerikas lassen sich aus den Aussagen des christl. Propheten ableiten. Hingegen sind zahlreiche Handlungen des IS, wie zB die kurdischen und jesidischen Frauen als Sexsklaven zu halten, Gefangenen die Köpfe abzuschneiden, Dieben die Hände abzuhacken, ein weltweites Kaliphat anzustreben und zu erobern usw. 1:1 übernommen von dem, was der muslimische Prophet gesagt, gepredigt und getan hat - ein Prophet, der von nahezu allen Muslimen weltweit als der beste und moralisch anständigste Mensch ever angesehen wird - denn schließlich wurde er ja von "Gott" auserwählt. Würde man ihn kritisieren, fiele das Gesamtkonzept "Islam" wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Es erstaunt doch sehr, dass Sie die Sache so oberflächlich betrachten.
A.S. am Permanenter Link
Lieber David Z, sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass die Kirchen uns belügen?
Nehen wir mal als Arbeitshypothese an, die christliche Überlieferung sei fehlerhaft oder geschönt. Wollte Jesus wirklich Frieden, Freude, Eierkuchen?
Verwegene Annahmen:
Jesus war ein Sektenführer.
Jesus war ein Sektenführer, der Ähnlichkeiten mit heutigen Sektenführern hat (Charisma, Menschenverführer, Menschenmissbraucher, verspricht das Blaue vom Himmel herunter).
Die Jesus-Sekte funktionierte ähnlich wie heutige Sekten.
Folgerung: Jesus war evtl. ein Scharlatan mit Qualitäten eines Ivo Sasek oder Paul Schäfer.
Dieser Jesus wird vor Gericht gestellt, nachdem ein gewisser Judas die Behörden informiert hat.
Was macht der Jesus vor Gericht? Die Wahrheit sagen? Oder Lügen, um seinen Hals zu retten?
Seine Jünger glauben natürlich alles, was ihr Jesus vor Gericht sagt. Pontius Pilatus glaubt ihm offenbar nicht oder opfert Jesus für einen Deal mit den jüdischen hohen Priestern.
Was wäre, wenn Jesus' Aussagen vom "Frieden" und seinem "Reich nicht von dieser Welt" Lügen waren? Beruht die gesamte christliche Lehre eventuell auf Lügen eines Zimmermannssohnes aus Nazareth?
Hat Judas sich gar nicht selbst umgebracht sondern wurde von Jesus-Anhängern gelyncht?
Wenn man sich anschaut, wie sehr die Kirchen seit 2000 Jahren die Menschen belügen (heilig-scheinheilig-kriminell), warum soll dann die Friedensverheißung nicht auch gelogen sein?
Das Verhalten der Kirche (siehe Karlheinz Deschner, Kirminalgeschichte des Christentums) legt den Schluss nahe, dass das Christentum von Anfang an auf Lügen beruht.
Der Volksmund sagt, jede Lüge bekommt tausend Kinder.
Erklärt das die Kirchen, wie sie sind?
Paul München am Permanenter Link
Hervorragend! Wird nur, befürchte ich, nichts helfen, da die Gläubigen nicht willens und/oder nicht fähig sind, die Thematik von einem anderen Standpunkt zu sehen, als die Kirche vorschreibt.
A.S. am Permanenter Link
Die Zweifel in den religiösen Gemeinschaften nehmen zu. Unser Unglück ist, dass die einstmals aufklärerischen Linken heute auf einem anti-aufklärerischen, identitätspolitischen Trip sind.
Die Naturreligionen waren noch Versuche der Welterklärung. Im Laufe der Zeit - und diesen Umschwung datiere ich auf die klassische Antike - haben die Priester gemerkt, dass man mit Hilfe von Religion die Menschen manipulieren kann. So wurden die Religionen immer mehr zu Instrumenten der Politik und zu Werkzeugen der Massenmanipulation.
In diesem Status sind wir noch heute.
Es war der römische Kaiser Theodosius, der das Christentum zur römischen Staatsreligion gemacht hat. Ob er aus religiösen oder politischen Motiven gehandelt hat vermag ich nicht zu beurteilen. Er war schon Christ, bevor er an die Macht kam. Der machtgierige Bischof von Mailand hat ihm jedenfalls mächtig zugesetzt.
karin reinhardt am Permanenter Link
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu.