WIESBADEN. (hpd) Die Humanistische Gemeinschaft Hessen (HuGH) forderte die Redaktion des Humanistischen Pressedienstes auf, zu dem Artikel "Umbenennung der Freireligiösen Gemeinden in Hessen - Humanistische Gemeinschaft gegründet" eine Richtigstellung zu veröffentlichen.
Der Kommentar "Umbenennung der Freireligiösen Gemeinden in Hessen - Humanistische Gemeinschaft gegründet" von Andreas Henschel, der am 13.10.2015 auf hpd.de veröffentlicht wurde, enthält eine Reihe von falschen Aussagen, die wir richtig gestellt sehen wollen.
Im 1. Absatz fehlt in der Aufzählung der hessischen freireligiösen Gemeinden, die sich in der letzten Zeit umbenannt haben, die jetzt "Humanistische Gemeinschaft Egelsbach-Erzhausen-Langen". – Unvollständig recherchiert.
Dass den Umbenennungen ein "langjähriger, teilweise erbittert geführter inner- und außerverbandlicher Diskussionsprozess" vorausgegangen sei, stimmt so nicht.
Richtig ist: Natürlich wurde darüber diskutiert, aber nicht "langjährig" und ganz sicher nicht "erbittert". Es wurde etwa zwei Jahre lang diskutiert. Das beinhaltet logischerweise, dass verschiedene Ansichten über die Vor- und Nachteile einer Umbenennung zur Sprache kamen, die teils auch vehement vorgetragen wurden, was ja wohl üblich ist während solcher Diskussionen. - Woher nimmt A. Henschel die Einschätzung, dass "erbittert" diskutiert wurde? Er war bei diesen Diskussionen nicht dabei und kann das demzufolge nicht beurteilen. So etwas zu behaupten, ohne dabei gewesen zu sein oder entsprechend zu recherchieren, ist mindestens schlechter journalistischer Stil.
"Letztlich zwang dann auch die pure Not zur Veränderung." Woher nimmt A. Henschel diese "Erkenntnis"?
Richtig ist: Nichts hat die FLH "gezwungen", sich in HuGH umzubenennen. Die Delegierten haben nach dem vorausgegangenen Diskussionsprozess auf der Landesversammlung im Juni aus verschiedenen Gründen sich mehrheitlich zur Umbenennung entschlossen. Auch hier wurde nicht nachgefragt, nicht recherchiert, sondern etwas Falsches behauptet.
"… insbesondere die starke Überalterung wurde zum größten Problem …"
Dass nahezu alle Verbände jeglicher Couleur heutzutage unter Mitgliederschwund und Nachwuchsproblemen leiden, ist bekannt und macht die ehemals Freireligiösen in Hessen nicht zur besonders bemitleidenswerten Gruppierung. Das hätte keiner gesonderten Erwähnung bedurft, ist aber natürlich Sache des persönlichen Geschmacks des Autors, wenn er gerne solche Binsenweisheiten anführen möchte.
"Der Erosionsprozess führte z.B. dazu, dass in Darmstadt, einst eine bedeutende Heimstadt [gemeint ist: Heimstatt] der Freireligiösen Bewegung, das dortige Gemeindezentrum verkauft werden musste und sich im Anschluss die verbliebenen Restmitglieder gegenseitig mit Klagen wegen Veruntreuung überzogen." Das ist falsch.
Richtig ist: Das Haus Geistesfreiheit in Darmstadt musste nicht verkauft werden, sondern wurde aus freien Stücken verkauft, weil der Vorstand der Freireligiösen Gemeinde Darmstadt das aus verschiedenen Gründen für richtig hielt. Auch haben sich nicht "die verbliebenen Restmitglieder gegenseitig mit Klagen wegen Veruntreuung überzogen". Das ist schlichtweg falsch. Bevor man als Außenstehender solche Behauptungen veröffentlicht, gehört es sich, die genaue Sachlage zu recherchieren und die Betroffenen zu befragen.
Dass es unter dem Namen "freireligiös" schon seit "Jahrzehnten" nicht mehr möglich sei, "zeitgemäße Angebote zu formulieren" etc. ist eine persönliche Einschätzung von A. Henschel, die von den hessischen Freireligiösen gewiss nicht geteilt wird. Wäre das wirklich so, würde es die HuGH heute nicht mehr geben. Und ob der Ministerpräsident von Baden-Württemberg die Freireligiösen "merkwürdig aus der Zeit gefallen" findet oder nicht, spielt keine Rolle für unser Selbstverständnis. Dabei ist er sicher nicht der Einzige, während es genügend andere gibt, denen Freireligiöse wahlweise zu modern, zu religiös, zu freireligiös, zu pantheistisch, zu atheistisch, zu freigeistig, zu unchristlich, zu humanistisch, zu kritisch oder zu sonstwas sind. Freireligiöse waren noch nie angepasst, genau das macht uns aus. Aber das scheint selbst in Humanistenkreisen nicht unbedingt jeder zu begreifen.
"Daneben will man im Dialog mit dem Humanistischen Landesverband Hessen zunächst sowohl die Inhalte und Angebote wie auch das äußere Erscheinungsbild der Gemeinschaften überarbeiten und modernisiert werden [gemeint ist: modernisieren]." Selbstverständlich wird die HuGH an Inhalt, Angebot und Erscheinungsbild weiterarbeiten. Die Namensumbenennung war nur ein Teil dessen. In diesem Zusammenhang stehen wir im Dialog mit dem gesamten säkularen Spektrum und nicht nur "im Dialog mit dem Humanistischen Landesverband Hessen".
"Dabei wird in einem offenen Prozess, wie ihn die Baden-Württemberger bereits erfolgreich vorgemacht haben, eine Annäherung an den Humanistischen Verband Deutschlands erfolgen und so allmählich zusammenwachsen, was zusammengehört."
Diese Aussage ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Eine solche Absichtserklärung seitens der HuGH gibt es aktuell nicht.
"Ein erster Schritt dahin war die gemeinsam von der Humanistischen Gemeinschaft Hessen und dem Humanistischen Verband Hessen veranstaltete Jugendfeier in Neu-Isenburg in diesem Jahr."
Ja, es gab eine gemeinsam veranstaltete Jugendfeier Dies war einer der erfreulichen Ansätze der Zusammenarbeit. Ob und inwieweit sich 'Annäherungen' vertieft werden können, hängt ganz ursächlich von Formen der perspektivischen Zusammenarbeit ab.
Bezüglich der im letzten Absatz getroffenen Aussagen und Schlussfolgerungen ist folgendes festzustellen: Die HuGH ist bundesweit eine der wenigen und in Hessen die einzige Weltanschauungsgemeinschaft, die einen eigenen genehmigten Unterricht für Grundschule, Sek. I und SEK. II anbietet, mit dem Recht mündliche Abiturprüfungen abzunehmen. Dieses Recht wurde von uns aus eigener Kraft in jahrelanger Arbeit 'erkämpft'.
Die aufgestellten Behauptungen über das Vorgehen der HuGH hinsichtlich dieses Unterrichts, seiner evtl. künftigen Bezeichnung und Ausrichtung sind persönliche Mutmaßungen des Autors. Die HuGH erwartet die Veröffentlichung dieser Richtigstellung auf der Startseite des hpd.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Gilberg
Präsident
Humanistische
Gemeinschaft Hessen
Der hpd ist verpflichtet, die Gegendarstellung in vollem Wortlaut zu veröffentlichen. Das bedeutet keine Wertung seitens der Redaktion über die Richtigkeit des Ursprungsartikels oder der Gegendarstellung.
3 Kommentare
Kommentare
Dennis Riehle am Permanenter Link
… ich bin mir nicht sicher, ob der Anspruch auf eine Gegendarstellung hier tatsächlich gegeben gewesen ist.
Im Zweifel zeigt die Veröffentlichung der Gegendarstellung durch die Redaktion aber ein besonders wohlwollendes, faires und zudem weitreichendes Verständnis der Persönlichkeits- und Freiheitsrechte, für die ich dem "hpd" Respekt zolle…
Wenn man penibel wäre, müsste man aber auch festhalten, dass nun gleichsam die „Humanistische Gemeinschaft Hessen“ gegen Regeln von Presse, Medien und Journalismus verstoßen hat. Denn eine Gegendarstellung darf nie Meinungen enthalten. Davon hat es aber in der vorliegenden genügende…
Gregor Gerland am Permanenter Link
Es wurde nicht "langjährig" sondern "etwa zwei Jahre lang diskutiert". Aha. Eine solche Haarspalterei als "Gegendarstellung" ist nicht einmal mehr lächerlich.
Helmut Lambert am Permanenter Link
Der Artikel hat mir in keiner Weise geholfen, den Grund für die Umbenennung zu verstehen und wirkte nur kleinkarriert.