"Götterastronauten" und UFOs

Von Werner Walter / CENAP-Mannheim.

1947 war das Geburtsjahr der ‚flying saucers' bzw. ihres neuzeitlichen Mythos, 2007 feiern die

modernen unidentifizierten Flugobjekte (UFOs) ihren 60. Geburtstag. Alle Welt glaubt daran, dass diese seltsamen Himmelserscheinungen Raumschiffe von außerirdischen Zivilisationen in menschenähnlicher Gestaltung seien. Im Zeitalter der Raumfahrt und in einer Zeit wo die Astronomie ganz ernsthaft nach Funknachrichten aus dem Universum sucht und Exo-Planeten unter fremden Sonnen nach und nach entdeckt werden, gehört die Vorstellung von Aliens und UFOs wie aus dem Hollywood-Kino zu uns allen.

Hierzulande wurde das Publikum hierzu auch konditioniert, zudem passt es in die Zeit, wie die Kobolde einst ins Mittelalter und die Helden der Antike in ihre eigenen Mythologien. Die Kobolde von einst tauchen als "Kobolde in Raumfahreranzügen" in der so genannten UFOlogie und dem "Entführten-Wahn" wieder, die mythologischen Helden der Frühzeit sind die heutigen "Superhelden" auf der Leinwand. Nur zeitgenössisch angepasst. Doch die echten Helden der Alltagsflucht hinein in phantastische Welten waren einst solche Erfolgsautoren wie Erich von Däniken und Johannes von Buttlar. Sie sorgten mit ihren Millionenauflagen für ein verblüffendes Medienphänomen.

Mit ihrer blühenden Fantasie aber steckten sie auch die Öffentlichkeit an - jedenfalls dann wenn z.B. Fernsehredaktionen einmal ihre eigene Alltagsflucht suchten und jenen Schreibern genug Sendeplatz einräumten, um mal auf "Akte X" zu machen.

Wir alle sind Alien-Sucher...

Seitdem werden überall auf der Welt "Artefakte" und "Indizien" für das Wirken der Männer aus den ‚Fliegenden Untertassen', damals wie heute, gesehen – aufgrund einer vorgegebenen Ikonografie durch diese ufologische Literatur und ihrer Medienverwurstung, um Auflage und Quote zu machen. Jedenfalls hat dies einige Jahrzehnte funktioniert. Goldene Nasen wurden damit verdient – und etliche Gläubige rund um den Globus bekamen was sie wollten: 'außerirdisches Brot' und die aus dem grauen Alltag befreienden (Gedanken-)Spiele. Vom "Alien-Ideentum" erfasst sieht man dann auch überall "extraterrestrische Anomalien". Entweder am Himmel, wo die UFOs herumschwirren (und bereits 2007 fängt ja schon ganz toll mit Sichtungen an!), oder auf einer kulturell etwas besetzten Urlaubsreise kann man schon seltsame Dinge in der Landschaft (man denke an die Kornkreise, die tatsächlich auch nur von Landschaftskünstlern ins Feld getreten werden) oder an Kulturträgern wie z.B. Kirchen sehen.

Unter den Fans von Erich von Däniken ist der "Kosmonaut" am Äußeren der spanischen Salamanka-Kathetrale "Puerta da Ramos" aus dem 17. Jahrhundert (!) ein Geheimtipp.

Kunsthistoriker können da pseudokritisch ein "Wenn" und "Aber" einbringen, unter den vielen religiösen Skulpturen zur Verzierung der Kathedrale ist eindeutig ein Menschenkopf mit Astronautenhelm zu sehen.
Erinnerungen an die Zukunft – oder an außerirdisch-bedingte Geschehnisse aus fernen Zeiten die hier vor Jahrhunderten in Stein gemeißelt wurden? Auch wenn es genauso ausschaut und bizarr wirkt, die Wahrheit ist wie bei den sicherlich oftmals seltsamen Himmelserscheinungen die zu UFO-Meldungen beim UFO-Telefon (0621-701370) vom Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (<CENAP>) führen, einfacher und erstaunlich banaler.

Die "Kosmonauten"-Skulptur wurde nicht im 17. Jahrhundert dort eingefügt, sondern im Zuge von Restaurierungsarbeiten im Jahr 1992 nachträglich erst als Universitäts-Studenten-Spass eingebracht. Die verantwortlichen Studenten waren durch eine an Ort stattfindende Ausstellung zum Thema "The Ages of Man" angeregt und brachten damit ihren "Yuri Gagarin" auf der Kathedrale ein. Die Mutation der Wirklichkeit sorgt so für außerirdische Mythologie.

Und mit den meisten UFOs ist es im Kern genauso. Was 'kosmisch' und extrem erscheint, kann zwar wie im Fall von Großsternschnuppen (welche im jungen Jahr 2007 die Nr.1-UFO-Erzeuger sind) zu adrenalinpeitschenden Begegnungen der unerwarteten Art führen – in Kreisen sachkundiger UFO-Skeptiker nennt man dies den '24-Effekt' nach der gleichnamigen Thriller-TV-Serie mit Kiefer Sutherland –, aber dennoch braucht es keinerlei 'grenzwissenschaftliche' oder 'paranormale' Ersatzreligion, um die Phänomene normal zu erklären.

 

Ein Tipp der Redaktion: Der kostenlose Online-CENAP Report als <pdf-Zeitschrift>