Ahadi nimmt kein Blatt vor den Mund
Seit Mina Ahadi als junge Medinzinstudentin an der Täbrizer Universität zunächst den Tschador, und zwei Wochen später auch das Kopftuch abgelegt hatte, nimmt sie auch kein Blatt mehr vor den Mund und jede Gelegenheit wahr, Menschen wachzurütteln, damit sie nicht länger über Geschlechterapartheid und Menschenrechtsverletzungen sämtlicher religiös-islamischer Regierungen hinwegsehen mögen.
Ja wollt ihr, oder könnt ihr nicht wahrnehmen, dass im Iran, in Afghanistan, im Sudan, in Somalia, in Saudi-Arabien, im Irak, in Pakistan, religiöser Wahnsinn wütet und die Rechte der Frauen mit Füßen getreten werden?
Mina Ahadi schilderte anschaulich, wie Menschen aus so genannten "islamischen Ländern" auf deutschen Formularen keine Chance haben, etwas anderes als "muslimisch" anzugeben. Sie kennt viele Iraner, die gegenüber den Beamten anfingen zu erklären, dass sie mit dem Islam nichts mehr zu tun hätten, ja gerade durch den Islam bedroht sind. Keine Chance. Solange die Möglichkeit "frei von Religion", "keiner Religion zugehörig" hierzulande nicht als eine eigenständige Existenzform wahrgenommen wird, haben wir ein Problem.
Sie selbst erlitt einen Schock, als sie in einem WDR-Beitrag ungefragt als Muslimin betitelt wurde. Das ist so, als ob man Alice Schwarzer als Christin bezeichnen würde. Mit dieser Etikettierung wird Politik gemacht.
Frank Hilchert konnte flankieren, dass von den deutschen Behörden tatsächlich jeder, der aus einem muslimischen Land kommt, automatisch als Muslim gezählt wird. 2000 Flüchtlinge aus dem Iran werden so pro Jahr von der dt. Statistik als Muslime gezählt!
Mit diesen "Mitgliederzahlen" machen die islamischen Organisationen dann hier Politik und kassieren entsprechende Gelder.
Mina Ahadi lässt ihr Ziel nicht eine Sekunde aus den Augen: Dass es anstelle der Solidarität mit den Religionsführern, Muslimbrüdern und Profiteuren der Apartheid endlich eine Solidarität mit den Menschen gäbe, die sich erheben und gegen die islamischen Gesetze und den Kopftuchzwang auf die Straße gehen und kämpfen.
Dass eines Tages alle Frauen aufstehen und mit Seyran Ates, Necla Kelek, Ayaan Hirsi Ali, Taslima Nasrin und den vielen anderen vernünftigen Stimmen ein Ende dieser Geschlechterapartheid fordern. Gegen jede bestehende Wirtschaft, gegen jede bestehende politische Kooperation mit jenen Terrorregimen, die bereits Tausende ermordet haben. So wie bereits die Apartheid in Südafrika abgeschafft worden ist.
Politik muss säkular und human sein
Frank Hichert brachte ein interessantes Zitat aus dem Buch "der zerrissene Schleier", von Carmen Bin Laden, der Ex-Schwägerin Osamas: Als die Mullahs im Iran verkündeten, dass zwischen Allah und den Gläubigen kein Herrscherhaus stehen muss, haben die Saudischen Monarchen Angst bekommen und wollen seither noch islamischer sein als die Islamisten. Deshalb fließen 6% der Öleinnahmen der Saudis in die aggressive muslimische Auslandsmissionierung, und deshalb hat der Islamismus weltweit so zugenommen.
Mina Ahadi ergänzte, dass sich die Türkei in derselben Situation befindet. Dort werden jetzt tausende neue Moscheen, vor allem im Osten des Landes gebaut.
Politik muss säkular und human sein. Religionen mit ihren irrationalen Fantasien können mit politischer und wirtschaftlicher Potenz gepaart nichts als Schaden anrichten.
Die Regierungen müssen erkennen, dass es grundsätzlich falsch ist, Religion als politischen Mitspieler anzuerkennen.
Darüber war man sich an diesem Abend einig.
Und so lässt sich trotz des schweren Themas die muntere und ausgelassene Stimmung erklären, die in dem überfüllten, kleinen Theatercafé in Köln herrschte: Man war ja so froh, einmal nicht erklären zu müssen, dass hinter der geübten und dringend notwendigen Kritik an der Religion an sich, ja an allen Religionen, kein konkurrierender womöglich unmenschlicher, weiterer Gedankenabsolutismus steht. Man musste sich gegen keine Rassismus- und Fremdenfeindlichkeits-Vorwürfe wehren. Nein, alle Anwesenden waren aufgeklärt, kritisch-rational, offen und differenziert denkende, religionsfreie Individuen aus vielerlei Ländern und Kulturen und jeglichen Alters. Und so füllte eine äußerst lebhafte, und von Frank Hichert charmant konzentriert gehaltene Diskussion mit dem Publikum die zweite Hälfte des Abends.
Zum Schluss gab ein anwesender Psychologe dem gefühlten und erhebenden humanistischen Schulterschluss eine Vision: "Was ist, wenn sich der Zentralrat der Ex-Muslime erweiterte und erklärte, auch der Zentralrat der Ex-Katholiken und Ex-Protestanten zu sein, dann wären wir doch Millionen und dann wären wir nicht mehr zu übersehen!"
Dem konnte Mina Ahadi nur zustimmen und sie erklärte am Ende, dass sie sich auf noch keiner ihrer zahlreichen Veranstaltungen so wohl gefühlt und so sehr das Gefühl gehabt hätte, bei einer wirklich humanistischen, aufklärerischen Veranstaltung zu sein, wie hier bei der Veranstaltung der Regionalgruppe der Köln/Bonn/Düsseldorfer-gbsler.
Ricarda Hinz
Zu den Videos der Veranstaltung geht es hier: