KÖLN / MÜNCHEN. (hpd) Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich auch bei den Säkularen im Laufe der vergangenen Jahre feste Termine des Feierns herausbilden, die durchaus in die Kategorie Rituale gehören. Dazu gehören auch die Religionsfreien Zonen am Karfreitag, die als Protest gegen das lebensfeindliche Leidensfest der barbarischen Kreuzigung einen Ausgleich der Aufklärung und auch der Fröhlichkeit setzen wollen.
Wie bereits in den vergangenen Jahren sind München und Köln die beiden Zentren für die Religionsfreien Zonen (RFZ) am Karfreitag.
Köln: „Tanz den Exorzismus“
Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) Nordrhein-Westfalen veranstaltet am Karfreitag eine Religionsfreie Zone im Kölner Filmhaus.
Zum Hintergrund sagt Rainer Ponitka, NRW-Sprecher des IBKA: "Das nordrheinwestfälische Feiertagsgesetz schützt bestimmte ’stille’ Tage, die der christliche Glaube mit Trauer und Andacht verknüpft – besonders leidig für Menschen, die an rein gar nichts glauben. Auch ihnen sind am Karfreitag öffentliche Feiern außerhalb der eigenen Wohnung untersagt – selbst wenn solche Feiern die Andacht der Christen weder akustisch noch räumlich stören."
"Wie in den Vorjahren erklären wir am Karfreitag das Kino des Kölner Filmhaus zur "Religionsfreien Zone" und setzen so ein Zeichen gegen staatlich verordnete Trauer. Für alle, die sich auch an diesem Tag das vernunftgeleitete Denken nicht verbieten lassen!"
Enttaufung 2010/Foto:R.Ponitka Unter dem Motto: "Tanz den Exorzismus!" werden gegen einen kleinen Unkostenbeitrag zwei Filme gezeigt. "Requiem" basiert auf der wahren Geschichte der Anneliese Michel aus Klingenberg am Main. Der Fall erregte große Aufmerksamkeit, weil in den Monaten vor ihrem Tod im Jahr 1976 zwei katholische Priester mehrfach den Großen Exorzismus an ihr vollzogen hatten. Der zweite Film "Der Exorzist" ist der Horrorklassiker aus 1973. Er wurde im Jahr 2010 als besonders erhaltenswerter Film in das 'National Film Registry' aufgenommen.
Ponitka zur Filmauswahl: „Wir haben uns bewusst für das Thema ‚Exorzismus’ entschieden. In diesem Jahr besucht Papst Benedikt XVI Deutschland. Und er setzt bis heute Teufelsaustreiber ein, wünscht sich auch für alle deutschen Diözesen einen amtlichen Exorzisten."
Ab 18:00 Uhr sind die Türen geöffnet. Ein besonderes Highlight ist auch in diesem Jahr die mobile Ent-Taufung. Seit 2008 erfreut sie sich eines regen Zuspruchs.
Traditionstag mit „Chocolat – Ein Biss genügt“ in München
Der Karfreitag ist für den Bund für Geistesfreiheit (bfg) mittlerweile ein echter Traditionstag, nicht nur für Gläubige. Seit Jahren lädt der bfg in München ein (ab 17:00 Uhr) zum Film-Abend mit Schokolade und Pralinen. Wie die Vorsitzende des bfg in München, Assunta Tammelleo anmerkt: „Ein Spaß, den sich echte Christen ja doch verkneifen müssen an diesem Tag, wir aber nicht. Auch in diesem Jahr laden wir wieder ein, auch dieses Mal ins Maxim Programmkino/Landshuter Allee/München.“
Ein Unterschied besteht zu den vergangenen Jahren. Assunta Tamelleo: „Buffet-Eröffnung ist dieses Mal gleich um 17h00, da wir hohe Gäste erwarten: ein kleines Filmteam der BBC möchte sehen, was die Gottlosen an einem solchen Tag veranstalten. Kommt also bitte möglichst zahlreich, sagt den Termin weiter, sorgt für volles Haus, damit wir den Kollegen aus dem Land der "Buskampagne" auch was zeigen können!!! Karten bitte direkt übers Maxim reservieren lassen (Tel: 089/168721).“
Zum Ablauf:
17h00 – Schoko-Pralinen-Buffet für Nicht-Christen
17h30 – „Chocolat – Ein Biss genügt“ (Johnny Depp/Juliette Binoche) Komödie um Bigotterie und Doppelmoral in einer französischen Kleinstadt
20h00 - "Religulous - man wird doch wohl fragen dürfen" (Bill Maher/Larry Charles) Satirischer Dokumentarfilm über Religionsgemeinschaften und ihre Gläubigen
C.F.
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