Notwendiges Gesetz für das Recht auf einen würdigen Tod

PARIS. (fnlp) Nach dem Drama der Familie Imbert; nach der Tragödie der Frau Sébire, nach Ermittlungen in Pau gegen Dr. Bonnemaison und dem Disziplinarverfahren gegen ihn, verlangt ein  neuer Fall einmal mehr die Notwendigkeit, ein Gesetz für das Sterben in Würde zu verabschieden.
 

Im französischen Département Loire wurde ein vierundachtzigjähriger Mann wegen Mordes angeklagt sind, weil er die unerträglichen Leiden seiner Frau, mit der er fünfundfünfzig Jahre zusammenlebte und die offensichtlich ohne Hoffnung auf Heilung schwer erkrankt war, beendete. Ohne zu wissen, ob seine Geste sie wirklich erlösen würde, hat er ihr eine starke Dosis Medikamente verabreicht und sie verstarb. Er nahm das Risiko auf sich, weil die Situation der Frau unerträglich wurde. Seine Geste wurde von tausenden BürgerInnen verstanden, die ihn bereits öffentlich unterstützen.

Befürworter der angeblichen moralischen Ordnung, Religionsvertreter, allen voran die katholische Kirche, verstecken sich hinter dem Gesetz Léonetti von 2005 und der palliativen Pflege, die dem Recht auf einen würdigen Tod jedoch nicht widersprechen, verleugnen aber diesen Fortschritt, obwohl das französische Parlament sich rühmt, diesem Gesetzeskraft verliehen zu haben. Nicht nur die hier angebotene Möglichkeit für Ärzte, die Pflege einzustellen, führt zu großem Leiden, die jeder Humanist nur verurteilen kann, auch die Anzahl der Betten in der palliativen Pflege ist lächerlich, was den Bedarf betrifft : weniger wie 2000 in 2011, laut dem kürzlich veröffentlichten ersten Bericht vom Beobachtungsnetz zum Lebensende.

Im Januar 2011 hatte die Mehrheit des Ausschusses für soziale Angelegenheiten des Senats einen Vorschlag für ein Gesetz verabschiedet, das „jede mündige Person in einer fortgeschrittenen oder Endphase, die sich in einem unfallbedingt oder pathologischen schweren und unheilbaren Zustand befindet, der  ihm körperliches oder psychisches Leiden zufügt, das sich nicht verbessern wird oder unerträglich ist, hat das Recht, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, die mit Absicht erlaubt, einen schnellen und schmerzlosen Tod herbeizuführen.“

Um dieses neue Recht zu garantieren, hatten die Kommissare folgendes vorgesehen: der behandelnde Arzt ruft zwei Ärzte an, die den Patienten nicht kennen; eine Frist von maximal acht Tagen, um über den Antrag des Patienten zu entscheiden; der Patient hat jederzeit die Möglichkeit von seinem Antrag Abstand zu nehmen; Aufbau eines Systems „vorausschauender Richtlinien“, jederzeit widerrufbar, aber alle drei Jahre zu erneuern; Aufbau eines nationales Verzeichnis über die vorausschauenden Richtlinien.

Der Premierminister hat nach dem Eingreifen des Vatikans in „Le Monde“ einen Artikel veröffentlicht, um die Mehrheit des Senats zu zwingen den Text des Ausschuss für soziale Angelegenheiten abzulehnen. Dies ist ihm am 25. Januar 2011 gelungen, damit lässt er diesen alten Mann im Departement Loire unter größten Schmerzen und größter Einsamkeit, allein den  Leiden seiner Frau  entgegenzutreten.

Frankreich hat schon zu lange gewartet, sich mit einer Gesetzgebung auszustatten, die dem Bestreben einer großen Mehrheit der Bürger entspricht. Nachdem der Bundesstaat Oregon (USA), Belgien, Schweiz, Luxemburg, Niederlande, in einem Kontext, geprägt durch die höhere  Lebenserwartung, jedem das Recht auf einen würdigen Tod zuerkennen, um Patienten, Ärzte, persönliche Betreuer und Familien davon zu befreien, dass sie das Gesetz brechen, um eine Geste von elementarer und großer Menschlichkeit auszuführen. Der vom Ausschuss für soziale Angelegenheiten des Senats verabschiedete Text überwand Spaltungen und schien in dieser Hinsicht auf das öffentliche Interesse zu antworten.