Heilig‘s Röckle!

TRIER. (heiligs-roeckle/hpd) Das Bistum Trier rechnet zur "Heilig-Rock-Wallfahrt 2012" mit rund 500.000 Pilgern, die das vermeintliche "Gewand Jesu" bewundern wollen. Begleitend zum katholischen Rock-Spektakel organisiert die Giordano-Bruno-Stiftung ein "alternatives Pilgerprogramm" unter dem Titel "Heilig‘s Röckle!".

"Heilig’s Röckle!" ist – vergleichbar mit "Heilig’s Blechle!" – ein Ausruf der Verwunderung und der Erschütterung. Das steht zwar so nicht im Duden, kann aber noch werden! Denn die Trierer Heilig-Rock-Wallfahrten haben seit jeher neben frommem Erschaudern auch heftigstes Kopfschütteln ausgelöst. So nannte Martin Luther die Rock-Wallfahrt die "große Bescheißerey", den "Teufelsmarkt zu Trier", ein "verführlich, lügenhaft und schändlich Narrenspiel" – und den Schriftsteller Otto von Corvins animierte das Trierer Spektakel gar zur Abfassung des berühmten "Pfaffenspiegels".

Im Rahmen des "Heilig’s Röckle!"-Programms werden in der Tuchfabrik Trier im April und Mai hochkarätige Religionskritiker auftreten. So wird Heinz-Werner Kubitza über den "Jesus-Wahn" aufklären und Ingrid Matthäus-Maier unter dem Titel "Und trenne, was nicht zusammengehört" (Umdrehung des Wallfahrtsmottos "Und führe zusammen, was getrennt ist") über die notwendige Trennung von Staat und Kirche referieren. Zudem liest Michael Schmidt-Salomon aus seiner Streitschrift "Keine Macht den Doofen!", Andreas Altmann aus seiner Autobiographie "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend" sowie Ralf König aus seiner lästerlichen Bibeltrilogie ("Prototyp", "Archetyp" und "Antityp").

Darüber hinaus findet in der Trierer Tuchfabrik eine kritische Kunstausstellung zum Thema "Reliquie" statt, an der u.a. die gbs-Beiräte Wolfram Kastner und Jacques Tilly beteiligt sind. Eröffnet wird die Ausstellung am 14. April durch den "Künstler ohne Werk", Bazon Brock.

Besonderes Highlight: In einer exklusiven Sonderausstellung wird in Trier eine weitere "Herrenreliquie" zu bewundern sein: Die "Heilige Unterhose" des Trierer Philosophen Karl Marx, die 1990 im Nachlass von Marxens Haushälterin Helene Demuth gefunden wurde. Gerüchten zufolge soll der "Geheimbund der Heiligen Unterhose" bereits beträchtliche Geldsummen gesammelt haben, um auch noch in den nächsten 500 Jahren Marxens Unterhose parallel zum "Heiligen Rock" ausstellen zu können, so dass die "Heilig-Rock-Wallfahrt" stets auch eine "Heilig-Hos'-Wallfahrt" sein wird. Heilig’s Röckle! Wenn das nicht einen Ausflug in die älteste Stadt Deutschlands wert ist, was dann?!

FL

Informationen zum alternativen Pilgerprogramm (mit exklusiven Hintergrundinformationen zu Rock und Hose)