Religions-Zensus zeigt wachsende Vielfalt

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Grafik: Katholiken (blau) und Evangelikale (rot) sind in den USA vielfach am stärksten vertreten

CHICAGO. (hpd) Weniger Katholiken und moderate Protestanten, starkes Wachstum bei Mormonen und muslimischen Gemeinden. So lauten Trends des letzten Jahrzehnts bei den Konfessionen in den Vereinigten Staaten, wie ein Anfang Mai veröffentlichter Religions-Zensus festgestellt hat. Katholiken bilden weiterhin die zahlenmäßig größte Konfessionsgruppe.

Der Zensus hatte zum Ziel, möglichst genau die Anhängerzahlen von Konfessionsgruppen in den Vereinigten Staaten zu erfassen. Die Daten werden von der Association of Statisticians of American Religious Bodies (ASARB) für die Onlinedatenbank Association of Religion Data Archives (ARDA) dekadenweise seit 1952 gesammelt und veröffentlicht.

Die Erhebung von ASARB bezeichnete die Christian Post als die „gründlichste ihrer Art“. Die US-Behörden erheben seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs keine Auskünfte mehr über die Religion der Einwohner.

Für den neuen Zensus wurden insgesamt 236 konfessionelle Organisationen mit 20.589 Gemeinden abgefragt, die insgesamt 150 Millionen  Bürgerinnen und Bürger und damit 48,8 Prozent der Bevölkerung repräsentieren.

Die zahlenmäßig größte Konfessionsgruppe bleiben die Katholikinnen und Katholiken in den Vereinigten Staaten. Der ARDA-Zensus weist hier eine Zahl von 59 Millionen aus, was eine Verringerung um drei Millionen zum Zensus aus dem Jahr 2000 bedeuten würde. Zur gleichen Zeit wies das Official Catholic Directory allerdings eine Zahl von 68,5 Millionen Katholiken aus, die Befragung des Meinungsforschungsinstitutes National Opinion Research Center kam sogar zu einer Schätzung von 77,9 Millionen Katholiken in den Vereinigten Staaten.

Die Zahlen bei ARDA seien das Beste, was mit Hilfe von Daten und Statistiken erfassbar sei, betonte Cliff Grammich, einer der an der Erstellung des Zensus beteiligten Wissenschaftler gegenüber dem Catholic News Service. Sie seien auf Basis der Angaben der Gemeinden, den Zahlen über registrierte Mitglieder, Kindertaufen, Beerdigungen und Besucherzahlen bei Messen entstanden. In früheren Untersuchungen habe man dagegen weniger spezifische Daten verwendet, die auf Angaben der Diözesen und nicht auf denen der einzelnen Gemeinden beruhten.

Die Gruppe der islamischen Konfession verzeichnete demnach das stärkste Wachstum, so der Bericht. Um rund zwei Drittel gegenüber 2010 bzw. rund eine Million Menschen hat sich die Zahl der Anhänger des islamischen Glaubens vergrößert. Trotzdem stellen Muslime mit etwa 0,83 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung weiterhin nur eine winzige Gruppe im Land dar.

Das zweithöchste Wachstum konnten dem Zensus nach das Mormonentum, auch bekannt als die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, verzeichnen, deren Gemeinden sich um insgesamt 45,5 Prozent auf rund 6,15 Millionen Angehörige im Jahr 2010 vergrößerten.

Den dritthöchsten Zuwachs unter den größeren Konfessionen hatte laut ASARB der evangelikale Protestantismus, darunter die Southern Baptist Convention, allerdings betrug der Wert hier nur 1,7 Prozent. Evangelikale Protestanten bilden dem ARDA-Zensus nach mit rund 50 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Konfessionsgruppe, während der moderate Protestantismus, dem auch US-Präsident Barack Obama angehört, etwa 22,7 Millionen Anhänger zu sich rechnet.

Eine größere Gruppe bilden auch die Menge der Kirchengemeinden, die sich keiner der verbreiteten Denominationen zurechnen lassen und unabhängig sind. Diese zählten laut Erhebung von ASARB rund 13,1 Millionen Menschen zu sich.

Gezeigt hat sich auch, dass die Vielfalt religiöser Konfessionen in den Vereinigten Staaten zugenommen hat. Während zehn Jahre zuvor mindestens eine nicht-christliche Denomination in 21 Prozent der US-Landkreise zu finden war, konnte die neue ASARB-Erhebung das bereits in 31 Prozent aller Landkreise feststellen – immerhin eine 50-prozentige Zunahme.

Am stärksten in den Vereinigten Staaten verbreitet sind den Daten nach katholische Gemeinden, die es in 2.960 der US-weit insgesamt 3.143 Landkreise gibt. Lediglich die Evangelisch-methodistische Kirche (englisch: United Methodist Church) gab an, in 2.991 Landkreisen Gemeinden zu haben, besitzt allerdings lediglich zehn Millionen Anhänger.

Detaillierte und ausführliche Informationen sind auf dem dazugehörigen Onlineportal zum Zensus sowie auf der Webseite von ARDA zu finden, zusätzlich gibt es eine eigene Seite mit Daten der katholischen Kirche. Eine Menge an Daten wurde grafisch aufbereitet und steht zum Download zur Verfügung.

Arik Platzek