Drei Fragen an... Rebecca Watson

rebecca_watson_web01.jpg

Rebecca Watson / Foto: ibka

KÖLN. (hpd) Am kommenden Wochenende findet in Köln unter dem Titel „Die Atheistische Perspektive“ die Atheist Convention statt. Im Vorfeld stellt der hpd zwei der internationalen Referenten und ihre zentralen Thesen in Kurzinterviews vor. Den Anfang macht Rebecca Watson, skeptische Bloggerin aus den USA und Gründerin des Skepchick Network.

Es ist bekannt, dass die Bush-Regierung eine ganze Reihe von Regelungen durchgesetzt hat, welche die Selbstbestimmung der Frau eingeschränkt haben (z.B. Global Gag Rule). Wie ist jetzt die Situation unter Barack Obama?

Rebecca Watson: Obama ist eigentlich nicht das Problem. Das Problem ist im Kongress zu suchen und in den Parlamenten der einzelnen Bundesstaaten. Hier sitzen die Konservativen und setzen die gegen die Frauen gerichtete Agenda der Religiösen Rechten durch. Das bedeutet hunderte von Gesetzen, die den Zugang zu Geburtenkontrolle und Abtreibung beschränken; Gesetze, die Schulen zwingen, Enthaltsamkeit zu lehren anstatt Sexualkundeunterricht zu erteilen; Gesetze, die Frauengesundheitszentren die Finanzierung entziehen.

Welche Gruppierungen sind verantwortlich für diese Politik? Und wie gelingt es ihnen, sie durchzusetzen?

Rebecca Watson: Zur Religiösen Rechten gehören Leute wie Pat Robertson und Organisationen wie Concerned Women for America. Sie verfügen über außerordentlich gute finanzielle Möglichkeiten und betreiben eine sehr geschickte Lobbyarbeit. Damit bringen sie konservative Politiker dazu, Maßnahmen zu ergreifen, die selbst die durchschnittlichen Wähler der Konservativen nicht befürworten. Letztes Jahr hätte die Regierung beinahe die Finanzierung für Planned Parenthood gestrichen, obwohl die Mehrheit der Wähler dagegen war.

Beispielbild
Titelblatt OBSERVER, April 2012

 

 

 

 

Denken Sie, dass die säkularen Vereinigungen sich im Kampf der Frauen für Selbstbestimmung und reproduktive Rechte engagieren sollten? Ist das wirklich ein für uns zentrales Thema?

Rebecca Watson: Diese Fragen haben sehr große Auswirkungen für die Hälfte der Menschheit und dazu für die Männer, die sich für diese 50 % interessieren. Niemand müsste sich mit diesen Fragen befassen, wenn es Fundamentalisten nicht gelingen würde, biblische Vorstellungen zur Grundlage des Handelns von Regierungen zu machen.

Nicht dass ihr nun denkt, dieses Problem beträfe nur die USA. Die amerikanischen Fundamentalisten nehmen mit einigem Erfolg Einfluss auf die Politik Großbritanniens und auch der Europäischen Union, ganz zu schweigen von dem verheerenden Schaden, den sie in Afrika anrichten. Das ist ganz sicher ein Thema für alle Säkularen und auch für alle Humanisten. Die Organisationen, die sich nicht mit diesem Thema befassen, werden sehr wahrscheinlich die Unterstützung all derer verlieren, die sich bewusst sind, dass die Gesundheit und die Freiheit von Frauen ein wichtiges Thema ist – und das ist dann auch gut so.

Die Fragen stellte Martin Bauer.

 

Weitere Informationen zum Ablauf der Tagung gibt es auf der Webseite des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, der die Veranstaltung ausrichtet.