„Always Look on the Bright Side of Life“

 

Rebecca Watson leitet das Skeptical Activists Team im Skepchick Netzwerk und sprach über den „Krieg der Tiefgläubigen gegen Frauen“. Vor allem ging es ihr um die Religiöse Rechte in den USA, die Kontrolle über den weiblichen Körper zu erlangen suche. Beispielsweise versuchte die Religiöse Rechte, die Organisation Planned Parenthood zu schließen (was misslang) und sei bestrebt, eine Theokratie zu etablieren. Sie konzentrieren sich auf die Familie, vor allem die Concerned Women for America (bei der drei der fünf Vorständler Männer seien).

Die Religiöse Rechte repräsentiere nicht die Mehrheit der Amerikaner, sei aber sehr mächtig und versuche vor allem, den Zugang zu Verhütung zu verhindern. „Diese Menschen“, so Watson, „nennen sich ‚pro life’, aber sie haben keine ‚pro life’-Haltung!“ Fortan bezeichnete sie die Haltung als „pro death“ – eine Haltung, die sie nicht mittels Gewalt, sondern durch clevere Gesetzgebung durchzusetzen trachteten. So hätten sie erreicht, dass in einigen Regionen Sexualkundelehrern nicht erlaubt sei, Küssen und Händchenhalten in der Schule zu thematisieren; Apothekern sei regional erlaubt, die Herausgabe von Verhütungsmitteln zu verweigern, wenn dies ihrer religiösen Überzeugung widerspreche.

Watson plauderte danach aus dem Nähkästchen, was sexuelle Belästigung aus den eigenen Reihen betrifft. Sie erzählte, dass sie belästigende E-Mails erhalte, weil sie das Thema Frauenrechte aufbringe, und zwar von atheistischen Kollegen, die ebenso frauenfeindlich seien wie die Religiösen Rechten. Auch sei sie mehrfach auf die Schwarze Liste gesetzt oder als Rednerin auf atheistischen Kongressen wieder ausgeladen worden. Auch andere Kolleginnen seien in ähnlicher Weise eingeschüchtert worden und mehrfach sei es zu sexuellen Übergriffen gekommen.

Insgesamt, erklärte Watson außerdem, seien marginalisierte oder besondere Gruppen oftmals Ziele von Scharlatanen, beispielsweise seien Mütter Ziele für Impfgegner oder Behinderte für andere religiöse bzw. unseriöse Gruppierungen. Sie gab zu bedenken, dass man mehr Menschen einbinden könne, wenn man ihre Lebensumstände thematisierte, wenn man sie als Redner einlade: Farbige, Frauen, Behinderte – sie würden sich wohler fühlen und der Sache beitreten, wenn sie sich vertreten sähen.

Carsten Frerk erläuterte in seinem Vortrag „Finanzen und Organisation von Weltanschauungen in Westeuropa“ seine These, dass die katholische Kirche die beste Geschäftsidee aller Zeiten sei und bezifferte den Umsatz der Ecclesia allein in Europa auf mindestens 100 Milliarden Euro. Weltweit hält er einen Jahresumsatz von bis zu einer Billion Euro nicht für unangemessen.

Er fragte dann nach dem Marketing des Christentums (Versprechen von Gewissheit, Projektionsflächen, Emotionalität, Darstellung auf BILD-Niveau, Rituale) im Vergleich zu den Säkularen (Rationalität, Wissenschaftlichkeit, endlose Diskussionen, keine Rituale) und stellt ein Defizit der Säkularen fest, ihre Weltsicht nicht genügend verständlich zu pointieren.

Schließlich verwies er noch auf das Problem, dass, zumindest in Deutschland, die Organisationen bisher nicht in der Lage gewesen seien, die Vielzahl von engagierten Individuen in einen organisatorischen Zusammenhang zu bringen.

Die Convention betrachtete er jedoch als Erfolg. Es sei, nach dem Zweiten Weltkrieg, die zweite Atheistenkonferenz in Deutschland, nach 1991 in Fulda, und er hoffe, dass er die dritte auch noch erleben werde.

Zum Ausklang der Tagung spielte Dan Barker nochmals auf: „Always Look on the Bright Side of Life“, aus dem Film „Monty Python's Life of Brian”.

Fazit

In unterschiedlichen Ausprägungen, doch weit verbreitet, ist die Angst vor Islamisten. In islamisch regierten Staaten müssen freidenkende Menschen tagtäglich um ihr Leben fürchten, in den westlichen Staaten reichen die bisherigen Terroranschläge und die lauten Aufschreie der in ihren „religiösen Gefühlen“ Verletzten, um ähnliche Resultate zu erzielen: Die Einschränkung der Meinungsfreiheit, denn Religion zählt mehr als Menschenrechte. Noch.

Solidarität mit Menschen in rigorosen Staaten, die Herstellung von Öffentlichkeit, die Einbindung von Prominenten können helfen. Das Stillschweigen und Kopfeinziehen – unsere Selbstbeschneidung – in westlichen Ländern ist jedenfalls der falsche Weg.

Die Gewinnung weiterer Mitstreiter kann über Einladungen geschehen, in denen ihre besonderen Lebensumstände thematisiert werden. Es geht immer um die Selbstbestimmung des Menschen, ob in Bezug auf Verhütung, Abtreibung, Sexualität, Geschlechterrollen, Behinderungen, Sterben – hier versuchen Religiöse immer und immer wieder, meist erfolgreich, die Gesetzgebung nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Davon sind alle betroffen, ob sie Mitglied einer religiösen Vereinigung sind oder nicht. Sie zahlen für den Erhalt der Kirchen und ihr Leben wird durch religiös gefärbte Gesetze beeinträchtigt.

Leicht nachvollziehbar formulierte Aufklärung ist also weiterhin nötig, wir sind keine Minderheit und unsere Stimmen müssen lauter werden. Zwar sollten wir uns mit dem gebotenen Ernst an die Trennung von Staat und Kirche weltweit begeben, Religion muss zur Privatsache werden, doch darf dabei der Humor nicht zu kurz kommen!

Fiona Lorenz