„Always Look on the Bright Side of Life“

Der Gründer der nigerianischen humanistischen Bewegung, Leo Igwe, berichtete über „Atheismus und Menschenrechte in Afrika“. Leo Igwe wurde in eine katholische Familie in Nigerias „Bible Belt“ hineingeboren. Sein Vater war zum Christentum konvertiert, um eine Ausbildung zu erhalten, der Sohn lernte in der Schule, dass es entweder den Himmel oder die Hölle gibt, Gott oder den Teufel. Er begann, Priester zu werden und Dinge zu predigen, an die er nicht glaubte.

Religion sieht Igwe als manipulatives Verfahren, das von Klerikern und Politikern angewandt wird, um Menschen zu kontrollieren. Irgendwann bat er seinen Bischof, für einige Zeit eine Pause einzulegen, um nachzudenken, da es in der Religion keinen Raum zum Denken gab. Er denkt noch immer, und kehrte nie wieder zurück. Stattdessen vertrat er über lange Jahre die IHEU und die Skeptikerbewegung in Nigeria, rettete und versorgte Kinder, die als Hexen verfolgt wurden, bis er im Oktober vergangenen Jahres das Land verließ und nach Deutschland kam. Igwe war aufgrund seiner unbequemen Arbeit gegen Aberglauben, den Missbrauch von Kindern und Menschenhandel wiederholt inhaftiert worden, auch seinen diabeteskranken Vater hatte man mehrfach grundlos festgehalten.

Igwe arbeitet darauf hin, dass die Rechte von Nichtgläubigen von den Vereinten Nationen, der EU und Regierungen auf der ganzen Welt als Menschenrechte deklariert werden. Jetzt aber würden Nichtgläubigen Grundrechte verwehrt, es gebe für sie keinen Raum für die freie Meinungsäußerung. Stattdessen würden sie verfolgt, müssten so tun, als seien sie religiös, sie verlassen ihre Heimatländer, werden genötigt oder getötet.

Jene, die Religion mehr wertschätzen als Menschenleben – Regierungen, die UN, die EU, der Commonwealth -, sprechen die Verletzung von Menschenrechten nicht an. Sie fürchten, religiöse Gefühle zu „verletzen“, sie fürchten islamische Gewalt.

Kinder sind Opfer und werden beschuldigt, Hexen zu sein. Das gleiche Schicksal ereilt Frauen in Burkina Faso, deren Kinder altersbedingt das Haus verlassen haben. Sie werden beschuldigt, „Seelenesserinnen“ zu sein und aus ihren Dörfern vertrieben. Albinos werden verfolgt und getötet.

Wir können es uns, so Igwe, nicht leisten, wegzuschauen! Wir müssen diese Menschen wissen lassen, dass die AAI und Freidenker sich um sie kümmern. Jede Kirche, die an ein übernatürliches Phänomen glaubt, ist Teil des Problems.
Wer mehr über Leo Igwe erfahren möchte, kann das hier und hier tun. Den verfolgten Kindern hilft die Organisation Stepping Stones Nigeria.

Der Schweizer Lehrer Valentin Abgottspon referierte über den „(Vati-)Kanton Wallis: wie der Einsatz für Laizität zu einer fristlosen Entlassung an einer staatlichen Schule führen kann“. Er wurde entlassen, als er darauf beharrte, ein Kruzifix im Klassenzimmer abzuhängen und sich auf dem Dienstweg für weitreichende Säkularisierungsschritte im Wallis einzusetzen begann. Abgottspon ist Mitglied der Freidenker-Vereinigung der Schweiz (FVS) und als solcher stieß ihm das Kruzifix auf. Wallis ist der katholischste Kanton der Schweiz, in einem anderen Kanton wäre ihm dieses Schicksal wohl erspart geblieben. Dennoch beschloss er, nach seiner Kündigung weiterhin im Wallis zu bleiben und zu kämpfen. Mit Erfolg: Er ist inzwischen wieder Teilzeit-Lehrer.

Dem Unterrichtsgesetz Wallis aus dem Jahre 1962 ist zu entnehmen, dass der Schüler „...auf seine Aufgabe als Mensch und Christ vorzubereiten...“ sei. Dieser Passus kollidierte mit Abgottspons freidenkerischer Einstellung, wie es entsprechend aus dem Schriftverkehr mit der Schulbehörde hervorgeht, deren circa anderthalbmonatiger Verlauf in seiner fristlosen Kündigung resultierte. Ein anderer Lehrer, Alkoholiker, der einige Jahre zuvor ein Kind leicht geohrfeigt hatte, wurde überhaupt nicht entlassen, erst recht nicht fristlos, wie Abgottspon herausfand. Aber ihm, der sich für Meinungsfreiheit und das Einhalten der Verfassung einsetzte, wurden „extremistische Tendenzen“ unterstellt.

Womit die Schulbehörde nicht gerechnet hatte, war die hohe Medienresonanz auf ihre Vorgehensweise. Zeitungen wie die NZZ, die FAZ berichteten, der entlassene Lehrer trat im Fernsehen auf.

Abgottspon rief dazu auf, rückschrittliche Gesetze anzugehen, wie etwa die jüngste Entscheidung in Österreich, dass Kruzifixe in Kindergärten und Schulen ausgehängt werden dürfen. Denn Atheisten und Humanisten seien keine Minderheit, würden aber als Minderheit wahrgenommen. Deshalb müsste Politikern klargemacht werden, dass Atheisten und Humanisten säkular wählen, dass die Politiker nichts zu verlieren hätten, wenn sie sich für die Trennung von Staat und Kirche einsetzten.
Die Entlassung hat laut Abgottspon dazu geführt, dass er viele interessierte, kluge Menschen kennenlernte – dafür habe sich für ihn die anstrengende Zeit gelohnt. (Der hpd hat im August 2011 ein Interview mit Abgottspon geführt, aus dem die Details des Verfahrens hervorgehen.)