(hpd) Ooh Baby, I’m a Rockstar – es gibt kaum einen Beruf, der so cool ist wie der eines Rockstars. Umjubelt auf der Bühne, mit Gitarre, Schlagzeug, Bass und vor allem Gesang: Millionen Fans hängen Rockstars an den Lippen, singen ihre Hits leidenschaftlich mit und wären gern genauso wie sie. Und einige von ihnen singen vom Unglauben oder erzählen davon im Interview. Sechs dieser Rockstars stellt der hpd heute vor.
Im Vergleich zu Popstars sind Rockstars mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit Atheisten oder Agnostiker. Ob es überhaupt atheistische oder agnostische Popstars gibt, konnte der hpd bislang nicht eruieren. Dafür gibt es entsprechende Rockstars zuhauf, man denke nur an John Lennons „Imagine“ oder an Frank Zappa, Mick Jagger oder Sting, die bereits im ersten Rockstars-Artikel auf hpd vorgestellt wurden. Heute gibt es von jedem der vorgestellten Rockstars ein Video mit einem Interview oder von einem Auftritt.
Die Rockstars sind nach Geburtsdatum sortiert:
Al Stewart, geboren am 5. September 1945 als Alastair Ian Stewart, ist ein schottischer Sänger-Songwriter und ein Folkrock-Musiker. Er wurde in den 1960er und 1970ern zum Star, als britischer Folk ein Revival erlebte und entwickelte seinen eigenen, einzigartigen Stil, in dem er Folkrock-Songs mit feingewobenen Erzählungen großer geschichtlicher Charaktere und Ereignisse kombinierte.
Stewart bekanntester Hit war Year of the Cat, der Titelsong des gleichnamigen Platin-Albums, das 1976 erschien. Für Past Present and Future und Modern Times erhielt er Gold. Insgesamt veröffentlichte er sechzehn Studio- und drei Live-Alben und tourt noch immer durch die USA, Kanada, Europa und Großbritannien.
Stewart war eine Schlüsselfigur einer fruchtbaren Ära der britischen Musik. Er spielte 1970 auf dem allerersten Glastonbury Festival, kannte Yoko Ono bevor diese John Lennon kennenlernte und teilte sich in London ein Appartement mit dem jungen Paul Simon. Stewart hat unter anderem mit Peter White, Alan Parsons, Jimmy Page, Richard Thompson, Rick Wakeman, Tori Amos und Tim Renwick gearbeitet.
Als er vor einigen Jahren nach einem Konzert in Philadelphia von Fans gefragt wurde, ob er Katholik sei, meinte Stewart nein, er sei Agnostiker.
Vom Rock ’n Reel magazine wurde er 1995 gefragt, ob die obligatorischen Schulgebete bei ihm religiösen Glauben hervorgerufen hätten. Er erwiderte: „Nein, absolut nicht. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass Idealismus in jeglicher Form um jeden Preis vermieden werden sollte, einfach weil ich sehe, was passiert, wenn Idealisten nahezu alles ergreifen... Die Bolschewiken waren ursprünglich Idealisten, nun, Stalin wahrscheinlich nicht, aber sie haben aus der Sowjetunion einen verdammten Bockmist gemacht. Intellektuelle sind auch sehr gefährlich, besonders jene, die einen Komplex haben.“
Had compulsory school prayers left Al with any religious belief? "No, absolutely no. I'm actually of the opinion that idealism in any form is to be avoided at all costs, just because I see what happens when idealists get hold of almost anything ... The Bolsheviks were all idealists originally, well Stalin probably wasn't, but they made a hell of a mess of the Soviet Union. Intellectuals are also very dangerous, especially intellectuals with a chip on their shoulder." (from Rock 'n Reel magazine. Issue 22, 1995)
Simon John Charles Le Bon, geboren am 27. Oktober 1958, ist ein englischer Musiker, den man am ehesten als Leadsänger, Texter und Musiker der Band Duran Duran sowie dessen Ableger Arcadia kennt.
Duran Duran wurde 1978 von den Kindheitsfreunden John Taylor und Nick Rhodes sowie dem Sänger und Songwriter Stephen Duffy gegründet. Duffy verließ die Band nach einem Jahr, da er überzeugt war, dass sie nicht weiterkämen. Die Band hatte einen kraftvollen Popsound, der mit Disko, Funk und Elektronik abgerundet war, aufgebaut auf einem soliden Rockrhythmus. Was sie nur noch brauchten, war ein charismatischer Sänger mit einer unverkennbaren Stimme.
Le Bon stellte sich der Band im Mai 1980 vor, angeblich in rosafarbenen Hosen mit Leopardendruck, und mit einem Notizbuch, das eine große Sammlung von Gedichten enthielt, die er geschrieben hatte – einige von ihnen sollten zu Titeln auf den frühen Duran Duran-Alben werden. In den Folgejahren veröffentlichte die Band jeweils ein Album und war Mitte 1984 reif für eine Pause. Ihre einzige Arbeit in dem Jahr war eine Mitwirkung an der Band Aid Wohltätigkeits-Single „Do They Know It’s Christmas“.
In Ariane Sherines Buch „The Atheist’s Guide to Christmas“, erzählte Simon Le Bon: „Meinen Glauben verlor ich nach und nach. [...] Und dann begann ich nachzudenken: ‚Nun, was ist, wenn Leute nur versuchen, Leben zu personifizieren? Die Tatsache zu personifizieren, dass es Materie gibt und dass es ein Universum gibt? Wenn es einen Gott gibt, ist er das. Gott hat kein Gehirn, Gott denkt nicht, Gott ist nur Existenz.’ Und wenn du an dem Punkt bist, wird dir klar, wenn das Gott ist, gibt es so etwas überhaupt nicht. [...] Ich mochte ihn zuerst nicht (den Slogan der atheistischen Buskampagne) – ich fand ihn zu nett. Ich wollte, dass sie sagen: ‚Es gibt keinen Gott, also vergesst ihn! Du lebst in einer Traumwelt!’ Aber dann machte es für mich Sinn, weil Wahrscheinlichkeit eines der wenigen Dinge ist, an die ich glaube, auf wissenschaftliche Weise. Es ist recht gesund, einen offenen Geist zu haben.“
"Losing my faith was very gradual. [...] And then I started thinking, 'Well, what if it's just people trying to personify life? To personify the fact that there is matter, and that there is a universe? If there is a God, that's it. God doesn't have a brain, God doesn't think, God is just existence.' And when you get to that point, you realise, if that's what God is, then there's no such thing. [...] I didn't like it [the Atheist Bus Campaign's slogan] at first -- I thought it was too nice. I wanted to say, 'There's no God, so forget it! You're living in a dream world!' But then it made sense to me, because probability is one of the things I really believe in, in a scientific sense. It's quite healthy to have an open mind." (Simon Le Bon, 'Losing My Faith', in Ariane Sherine (ed.), The Atheist's Guide to Christmas, Harper Collins 2009, ISBN 978-0-00-732261-9).
Kimberly Ann Deal, geboren am 10. Juni 1961, ist eine amerikanische Sängerin, Songwriterin und Musikerin, am ehesten bekannt als Bassistin und Background-Sängerin der Alternativrockband die Pixies sowie als Leadsängerin und Gitarristin von The Breeders.
Deal wurde im Januar 1986 Bassistin der Pixies und nahm für die Veröffentlichungen der Band Come On Pilgrim und Surfer Rosa den Bühnennamen Mrs. John Murphy an. 1993 trennten sich die Pixies, woraufhin Kim Deal sich auf The Breeders konzentrierte, die 1993 das Platin-Album Last Splash veröffentlichten. 1994 begab sich die Band in eine acht Jahre währende Pause, als Kims eineiige Zwillingsschwester Kelley eine Drogentherapie machte. In dieser Zeit nahm Deal den Bühnennamen Tammy Ampersand an und gründete The Amps. 2002 schloss sie sich wieder mit den Breeders zusammen und 2004 mit den Pixies. 2008 veröffentlichten The Breeders ihr viertes Studioalbum, Mountain Battles.
In einem Interview mit SF Station im Oktober 2008 meinte Kim Deal: „Ich bin Atheistin. Ich gehe mit demjenigen, der am wenigsten Religion in die Regierung einbringt.“
Kim Deal: "I’m an atheist. I go with whoever brings the minimal amount of religion into government." SF Station, Q&A with Kim Deal of The Breeders, Oct 31, 2008.
Gregory Walter Graffin, Ph.D., geboren am 6. November 1964, ist ein amerikanischer Punkrock-Musiker, College Professor und Autor. Er ist am ehesten bekannt als Leadsänger, Songwriter und einziges dauerhaftes Mitglied der Band aus Los Angeles, Bad Religion, die er 1979 als 15-Jähriger mitgründete. 1997 begann er auch eine Solokarriere mit dem Album American Lesion, neun Jahre darauf gefolgt vom Album Cold as the Clay.
Graffin promovierte an der Cornell University und unterrichtete Biowissenschaften und Paläontologie an der University of California, Los Angeles.
Graffins Bibliographie enthält Titel wie Evolution, Monism, Atheism and the Naturalist World-View (2004), Is Belief in God Good, Bad, or Irrelevant? mit Preston Jones (2006) und Anarchy Evolution: Faith, Science, and Bad Religion in a World Without God mit Steve Olson (2010).
Bad Religion ist bekannt für seine sprachgewandten und häufig politischen Texte wie auch für seine schnellen Harmonien, Melodien und Kontrapunkte.
In dem Lied „God Song“ im Album Against the Grain, heißt es: „Religion ist nur synthetischer Firlefanz/unnötig in unserer expandieren globalen Kultureffizienz...“
“Religion is just synthetic frippery/unnecessary in our expanding global culture efficiency...”
In einem Interview mit Jungle World wurde Greg Graffin zum Neuen Atheismus befragt:
“Die Neuen Atheisten versuchen, mit Evolutionstheorien die Schöpfungslehre zu bekämpfen. Sie haben in Ihrer Doktorarbeit das Verhältnis der Evolutionsbiologen zur Religion untersucht. Ersetzen die Neuen Atheisten den Glauben an Gott durch den Glauben an die Wissenschaft?
GG: Ich habe die bekanntesten Evolutionsbiologen der Welt befragt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass für die meisten, obwohl sie sich als grundlegend atheistisch verstehen, Evolution und Religion nicht in einem Konflikt stehen. Religion ist für sie ein Produkt der natürlichen Selektion. Das ist allerdings eine Beleidigung für religiöse Menschen, die die Schöpfung als Geschenk Gottes betrachten. Ich selbst bezeichne mich nicht als Atheisten, sondern als Naturalisten. Als Naturalist sagt man etwas Substanzielles, während ein Atheist nur daran glaubt, dass es keinen Gott gibt. Die prozesshafte Methode der Entdeckung und der Verifizierung ist nichts, womit religiöse Menschen etwas anfangen können.”
Thomas Jacob “Jack" Black, geboren am 28. August 1969, ist ein amerikanischer Schauspieler, Produzent, Komiker, Sprachkünstler, Autor und Musiker. Seine Schauspielkarriere ist umfangreich, er agiert meist als linkischer, dreister, aber innerlich unsicherer Außenseiter in Komödien, hat aber einige Rollen in Dramen übernommen. Am meisten ist er für seine Rollen in School of Rock (2003), King Kong (2005) und Tropic Thunder (2008) bekannt, aber auch für High Fidelity (2000), als wilder Angestellter in John Cusacks Plattenladen. Für School of Rock erhielt er eine Golden Globe-Nominierung als bester Schauspieler Musical oder Komödie.
Black wurde als Sohn zweier Satelliteningenieure geboren. Seine Mutter arbeitete am Hubble Space Teleskop. Sie wurde als Jüdin geboren und Blacks Vater konvertierte zum Judentum.
Er begann seine Karriere 1991, als er die satirische Rockband Tenacious D mit seinem Freund Kyle Gass gründete. Black ist der Leadsänger der Band, die drei Alben veröffentlicht hat, das Debüt, The Pick of Destiny und Rize of the Fenix (s. Video). Eines ihrer Lieder, „The Metal“, vom Album The Pick of Destiny, wurde in den Videospielen Guitar Hero III: Legends of Rock und Brütal Legend verwendet.
Jack Black ist Atheist, denkt aber dennoch darüber nach, seine Kinder auf eine jüdische Schule zu schicken. In einem Interview mit NPR im April 2012 meinte er zum Thema Musik: „Ich habe keine wirkliche Spiritualität in meinem Leben – ich bin gewissermaßen Atheist –, aber wenn Musik mich zu den höchsten Höhen führen kann, ist das beinahe wie ein spirituelles Gefühl. Sie füllt diese Leere für mich.“
"I don't have any real spirituality in my life — I'm kind of an atheist — but when music can take me to the highest heights, it's almost like a spiritual feeling. It fills that void for me."
Kathleen Hanna, geboren am 12. November 1969, ist eine amerikanische Musikerin, feministische Aktivistin und Punk-Magazine-Autorin. In den frühen bis Mitte der 1990er war sie die Leadsängerin und Songwriterin von Bikini Kill, bevor sie Ende der 1990er bis Anfang 2000er die Frontfrau von Le Tigre wurde. Unter dem Namen Julie Ruin veröffentlichte Hanna 1998 ein Solo Album und arbeitet seit 2010 an einem Projekt, das The Julie Ruin heißt.
Hanna interessiert sich seit sie neun Jahre alt war für Feminismus, nachdem ihre Mutter sie zu einer Veranstaltung in Washington D.C. mitnahm, wo die feministische Ikone Gloria Steinem sprach.
Zu Bikini Kill kam es, als Hanna mit Tobi Vail an einem Magazin zusammenarbeitete, das Revolution Girl Style Now hieß. Das führte zu einem späteren Magazin mit dem Titel Bikini Kill als Antwort auf Sexismus in der Punk-Szene, an welchem auch Kathi Wilcox mitarbeitete. Die drei Frauen entschieden sich, eine Band zu formieren, in der ihre Ideale personifiziert werden sollten, nahmen eine vierte Frau (Karren) ins Boot und benannten die Band nach ihrem Magazin.
Bikini Kill wurde in den frühen 1990ern bald Teil der einflussreichen Musikszene von Olympia, Washington, die charakterisiert war durch politisches Bewusstsein, eine starke künstlerische Do-it-yourself-Ethik und die Betonung von lokaler Zusammenarbeit und Unterstützung.
1991 verbrachte die Band einen Sommer in Washington D.C., wo Hanna begann, mit Allison Wolfe, Molly Neuman und Jen Smith von der Band Bratmobile am Magazin riot grrrl zu arbeiten, das zum Aufruf zum Handeln in Bezug auf zunehmende feministische Aktivität und weibliche Beteiligung an der Punkrock-Szene wurde.
In einem Video-Interview von Juliana Luecking kam es zum folgenden Austausch:
„Interviewer: Wie sieht Gott aus?
Hanna: Es gibt keinen Gott. Es gibt keinen Gott. Es gibt Gott. Wie, Gott sieht nach gar nichts aus, weil es so etwas wie Gott nicht gibt.
Interviewer: Nichts Derartiges.
Hanna: Aber, also, ich denke nicht, dass es wie irgendetwas aussieht. Ich denke, es ist einfach wie eine gute Macht in der Welt. Wissen Sie, was ich meine? Wie, wenn du wirklich verstört bist, dass du dich NICHT selbst umbringst. So dass, irgendwie, es so ist wie das, was jedem guten Stück Kunst innewohnt, oder jedem großartigen Lied, das dich glücklich macht, oder ein Gespräch, das du mit einem Freund führst, das dich fühlen lässt, als würdest du existieren und sie würden existieren und du bist wirklich glücklich, dass ihr beide existiert. Das ist Gott.“
“Interviewer: What does God look like?
Hanna: There is no God. There's no God. There's God. Like, God doesn't look like anything, cause there is no such thing as God.
Interviewer: No such thing
Hanna: But, so, I don't think it really looks like anything. I think it's just like a good force in the world. You know what I mean? Like, that thing that, when you're really freaked out, makes you NOT kill yourself. So, in a way, it's like the thing that lives in like any good artwork, or any great song that makes you happy, or a conversation you have with a friend that makes you feel like you exist and they exist and you're really happy you both exist. Like, that's God."
Weitere AHA!-Rockstars sind beispielsweise Matthew Sweet, Brian Eno und Eric Avery. David Bowie gab 2000 in einem Interview an, er sei “fast ein Atheist”, man möge ihm noch einige Monate Zeit geben. Und bei Paul Simon (von Simon and Garfunkel), gibt es in drei Songs, von denen eines sogar den Titel trägt “I don’t believe”, Hinweise auf seinen möglichen Unglauben.
Fiona Lorenz
Anmerkung: Die Originalzitate sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – wikipedia.org oder celebatheists.com entnommen
AHA! Rockstars (13.4.2012)
AHA! Fernseh-Adel (26.10.2012)
AHA! Comiczeichner (19.10.2012) - Hier sind Links auf vorhergehende AHA!-Artikel zu finden.