„Hier wohnte …“

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Koffer, Detail / Alle Fotos: Institut für Kunst und Forschung

MÜNCHEN. (hpd/IKF) „Das Geheimnis der Erinnerung ist die Nähe“ (Reiner Bernstein) - davon ist Wolfram P. Kastner überzeugt. Deswegen hat er die Kunstinstallation „Koffer der Erinnerung“ initiiert. Seit dem 26. Juni erinnern weiße Koffer und Gedenktafeln mit Porträts und Biografien vor fünf Wohnhäusern in Neuhausen an jüdische Frauen, Männer und Kinder. Sie lebten in diesem Stadtteil, wurden verfolgt, beraubt, deportiert und ermordet.

„Mit der Kunstaktion möchte ich die Gegenwart der Geschichte deutlich machen“, erläutert Kastner: „Das Erinnern ist eine Aufgabe der Gesellschaft und nicht nur der betroffenen Familien.“

Die Installation endet am 20. November, dem Tag der Deportation Münchner Juden nach Kaunas 1941.

Die Aktion ist auch eine Anregung zur Nachahmung in anderen Städten.

Gemeinsam mit Ernst Grube, einem Überlebenden des KZs Theresienstadt, hat der Künstler am 26. Juni 2013 die Aktion im Neuhauser Trafo gestartet. Die Eröffnungsveranstaltung endete mit einem Rundgang zu den Standorten der Koffer. Kastner und 14 Mitstreiter haben das Erinnerungsprojekt vorbereitet und umgesetzt.

 

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Zur Aktion gehört neben der Installation der weißen Koffer ein zeitgeschichtliches Begleitprogramm. Es bietet den Münchnern von heute die Möglichkeit, in die Geschichte des Stadtviertels einzutauchen und sich mit der Vergangenheit sowie ihrer Bedeutung für die Gegenwart zu beschäftigen. (Dass an deutschen Schulen im Jahr 2013 „Jude“ ein gebräuchliches Schimpfwort ist, sowie 183 Morde von rechtsextremistischer Seite, machen dies erforderlich.)

Amelie Fried liest am 20. November aus Ihrem Buch „Schuhhaus Pallas – Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“. Ihr Großonkel war einer der jüdischen Nachbarn in Neuhausen, an die die Aktion erinnert. Am 13. und 27. Oktober führen Stadtrundgänge zu ausgewählten Orten, an denen Biografien der früheren Nachbarn vorgestellt werden. Des weiteren stehen eine Ausstellung in der Winthirschule sowie ein Gespräch mit Walter Joelsen, einem Überlebenden des Naziterrors, auf dem Programm.

Unterstützt wird die Aktion vom Bezirksausschuss des Stadtbezirks Neuhausen-Nymphenburg, dem Kulturreferat der Stadt München, der Münchner Volkshochschule, der Stadtbibliothek München und der Winthirschule.

Institut für Kunst und Forschung