"Für mich war das immer mehr wie eine Geburt"

Sie waren Mitte April bei unserer Diskussionsveranstaltung an der Berliner Technischen Universität Podiumsgast. Dort wehrte sich Theodor Windhorst  vehement gegen den ärztlich begleiteten Suizid.

Herr Windhorst sagte, dass es in Deutschland keine Probleme hinsichtlich schwerer Krankheiten gäbe, da die Palliativmedizin dies gut regele. Ich hatte den Eindruck, dass er nicht so sehr mit der aktiven Sterbehilfe an sich ein Problem hatte, sondern damit, dass dieses Thema in die Öffentlichkeit getragen wurde. So war es bei uns in den 1980er Jahren. Viele Ärzte übten Sterbehilfe aus, wollten aber nicht, dass sich der Staat dabei einmischt.

Wie sollte Ihrer Ansicht nach bei uns mit dem Thema umgegangen werden?

Ich kenne Deutschland leider nicht gut genug, um dies beurteilen zu können. Ich denke aber, dass ein Verbot unliberal ist. In einer modernen Gesellschaft sollte respektiert werden, dass es unterschiedliche Positionen gibt.

Kleiner Ausblick in die Zukunft?

Es verhält sich ähnlich wie die Errungenschaften der Geburtenregelung, der assistierten Fortpflanzung und der Schwangerschaftsunterbrechung, die auch von unserer Brüsseler Universität vorangetrieben wurden. Wenn es so weitergeht, werden die Menschen weniger leiden und freier sein.

Haben Sie eigentlich jemals selbst aktive Sterbehilfe geleistet?

Ja, auch in der Zeit, als es illegal war. Es war für mich immer eher wie eine Geburt als eine Schwangerschaftsunterbrechung.
 

Professor Bernheim, danke für das Gespräch.

Das Interview führte HLS-Redakteurin Katja Winckler M. A.

Erstveröffentlichung in der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) „Humanes Leben – Humanes Sterben“ (HLS).