Notizen zu Nordkorea (3)

Weniger Gefangene in nordkoreanischen Internierungslagern?

Sind Hilfsorganisationen noch vor einem Jahrzehnt von 150.000 bis 200.000 Gefangenen in nordkoreanischen Konzentrations- und Arbeitslagern ausgegangen und haben diese Angaben bis vor kurzen verwendet, so müssen diese Zahlen wohl deutlich nach unten korrigiert werden: Aktuelle Berichte sprechen von 80.000 bis 120.000 Inhaftierten. Dieselben Berichte weisen aber darauf hin, dass nicht die Statistik falsch sei, sondern die Zahl der Häftlinge tatsächlich gesunken ist.

Grund zum Jubeln bestehe jedoch nicht: Nur zum einem Teil ist diese Entwicklung auf die Entlassung von Zwangsarbeitern aus den Lagern zurückzuführen, vielmehr ist anzunehmen, dass der Aufenthalt in einem Camp tödlicher geworden sei: Gefangene stürben in einem höheren Tempo als neue Häftlinge ankämen. (washingtonpost.com)

Umgang mit Flüchtlingen / Situation

Nordkoreas Führer Kim Jong-un verfolgt einen für ihn neuen Ansatz, nordkoreanische Flüchtlinge zu repatriieren: Freundlichkeit! Flüchtlingen wird nicht nur Straffreiheit zugesagt, sondern sie werden in einigen Fällen sogar mit Geldgeschenken zurück nach Hause gelockt. Allerdings lässt sich auch nicht ansatzweise ermitteln, wie viele der in Südkorea lebenden 25.000 Flüchtlinge aus Nordkorea auf dieses Angebot bisher eingegangen sind.

Fluchthilfeorganisationen in Seoul schätzen, dass täglich ca. 3000 Telefonate über chinesische Mobiltelefon-Anbieter nach Nordkorea geführt werden und somit nicht nur die Isolation Nordkoreas aufgeweicht sondern Flüchtlingen auch die Chance gegeben wird, mit ihren zu Hause gebliebenen Angehörigen in Kontakt zu bleiben. Schätzungsweise 70% der Flüchtlinge schicken ihren Familien Geld aus Südkorea, ebenfalls über chinesische Vermittlungsstellen. Nicht allen ist das allerdings möglich: 20% der nordkoreanischen Flüchtlinge in Südkorea sind arbeitslos, ein sechs- bis siebenmal höherer Prozentsatz als der Südkoreanische Durchschnitt. Die finanziellen Unterstützungen des Südkoreanischen Staates für Wohnung und Ausbildung ändert daran wenig: Häufig finden sich Nordkoreaner in Jobs wieder, für die sich Südkoreaner zu fein sind.

Während China einerseits die Kommunikation zwischen Nord- und Südkorea erleichtert, macht es das Entkommen aus Nordkorea schwieriger: Vor zwei bis drei Jahren wurde damit begonnen, auf der Chinesischen Seite des Tumen-Flusses der die beiden Staaten trennt, einen Stacheldrahtzaun zu installieren. Auch werden vermehrt Patrouillen eingesetzt und der Zugang zu diesem Bereich verstärkt kontrolliert. (rfa.org), (dailykn.com-1), (dailykn.com-2), (reuters.com), (spiegel.de), (dailynk.com-3).

Südkoreanischem Fischer gelingt nach 41 Jahren die Flucht aus Nordkorea

Jeon Wook-pyo wurde zusammen mit 24 anderen Menschen am 28. Dezember 1972 von der Nordkoreanischen Marine festgenommen, als sie mit Ihren Booten nahe der Grenze im Gelben Meer fischten. Dem heute 68-jährigem gelang letzten Monat die Flucht aus Nordkorea und er hält sich derzeit in Seoul auf, wo er sich Befragungen der Behörden über sein Leben in Nordkorea stellen muss. Offiziellen Angaben zufolge soll ihm die Rückkehr zu seiner Familie gestattet werden, sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind.

Seoul beschuldigt den nördlichen Nachbarstaat, Südkoreas Staatsbürger immer wieder aus Propagandagründen und für nachrichtendienstliche Zwecke zu entführen. Seit Ende des Koreakriegs 1953 sollen 3500 Menschen verschleppt worden sein, verlässlichen Angaben fehlen jedoch. So wurde das Schicksal von Jeon Wook-pyo auch erst 2005 bekannt, als ein Foto auftauchte, das ihn zusammen mit anderen entführten Fischern in einem nordkoreanischen Umerziehungslager zeigt. Pjöngjang dementiert, Menschen gegen ihren Willen festzuhalten. (telegraph.co.uk), (edition.cnn.com).

Wiedereröffnung von Kaesong

Die koreanische Sonderwirtschaftszone Kaesong ist nach fünf Monaten wieder geöffnet worden. Am 16.9. kehrten 739 Südkoreaner wieder an ihren Arbeitsplatz zurück und insgesamt 90 der 123 in Kaesong vertretene südkoreanische Firmen nahmen die Produktion wieder auf, teils vorerst im Testbetrieb, teils aber auch bereits im Normalbetrieb.

Nordkorea hatte seine 53.000 Arbeitskräfte während eines gemeinsamen Manövers von US- und südkoreanischen Streitkräften, das als Reaktion auf das nordkoreanische Atomprogramm abgehalten wurde, aus der dem Industriepark abgezogen und die Kommunikationsleitungen gekappt. (stuttgarter-zeitung.de), (n24.de), (n-tv.de).

Kurznachrichten

Der frühere US-Amerikanische Basketballstar Dennis Rodman ist von seinem zweiten Besuch in Nordkorea in seine Heimat zurückgekehrt. Von Rodman, der den nordkoreanischen Führer Kim Jong-un als seinen „Freund fürs Leben“ bezeichnet, wurde eigentlich erwartet, dass er den zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilten amerikanischen Missionar Kenneth Bae mit zurück nach Hause bringen würde. Er sagte diesbezüglich allerdings: „Es ist nicht mein Job nach Kenneth Bae zu fragen. Fragen sie Obama danach. Fragen sie Hillary Clinton. Ich pfeif drauf!“.
„Kim Jong-un ist ein guter Junge“, führte Rodman weiter aus, „er will keinen Krieg. Wenn er irgendjemanden bombardieren wollte, hätte er es getan“. Bereits im Dezember plant er eine Reise nach Pjöngjang um Spieler für eine Nordkoreanische Mannschaft auszuwählen, die im Januar gegen ein von ihm rekrutiertes Team aus 12 ehemaligen Starspielern der Amerikanischen Basketballliga NBA antreten soll.  (reuters.com), (nytimes.com).

Anlässlich einer internationalen Meisterschaft im Gewichtheben in Nordkorea wurde der südkoreanischen Delegation erstmals gestattet, anlässlich der Eröffnungszeremonie im Ryugyong Jong Ju Yong-Stadion ihre Nationalflagge zu zeigen. (washintonpost.com)

Nordkorea hat eine Kampagne initiiert, die Strandurlaube für die eigenen Staatsbürger bewirbt. Waren derartige Urlaube nur für hohe Parteiangehörige vorgesehen, wenden sich entsprechende Anzeigen nun an breitere Bevölkerungsschichten. Preise werden zwar nicht genannt, nordkoreanische Zeitungsleser werden aber aufgefordert, sich um einen dreitägigen Aufenthalt am Ryong Su Po-Strand zu bewerben. (nknews.org)

297 der insgesamt ca. 25.000 nordkoreanischen Flüchtlinge wurden seit 2009 wegen Drogenmissbrauchs in Südkoreanische Gefängnisse eingeliefert. Der Konsum von Drogen ist in Nordkorea weit verbreitet. (yonhapnews.co.kr)

 

Notizen zu Nordkorea (2) (03.09.2013)

Notizen zu Nordkorea (1) (22.07.2013)

„In Nordkorea wird sich wenig verändern“ (17.09.2013)

Konferenz zu Nordkoreas Menschenrechtslage (21.06.2013)

Camp 14 (13.11.2012)