Mauern und Grenzen

"Wall of Shame"

Die Fakten

  • 1884 - beginnend an der Südgrenze von Marokko finden zwischen dem 20. Breiten- und dem 17.  Längengrad Vorstöße und Kolonialisierungsbestrebungen von Spanien mit einem Anspruch auf rund 265 Tausend Quadratkilometer statt. Von der Topografie her, so heißt es, ist dieses Gebiet seit Jahrhunderten von den Sahrauis, eine Berber- und Araber stämmige Bevölkerung, dünn besiedelt und gilt als Wendekreiswüste, die fast bis an den atlantischen Ozean reicht, eine „extrem lebensfeindliche Landschaft“.
  • 1885 – schwere militärische Auseinandersetzungen, die Einwohner beugen sich der Fremdherrschaft nicht.
  • 1912 – Spanien wird in Verhandlungen mit anderen Kolonialmächten West-Sahara zugesprochen.
  • 1934 – 1958 sind die Jahre, die Spanien sich nimmt, um den auch militärischen Widerstand der Saharauis zu brechen.
  • 1956 – Frankreich zieht sich als Kolonialmacht aus Marokko zurück. Der Widerstand in West-Sahara gegen Spanien verstärkt sich.
  • 1960 – Bodenschätze werden entdeckt und es wird von einem großen Reichtum gesprochen, bei Bu Craa (z. B.Phosphat), bei Cape Boja (Ölreservoirs).
  • 1963 – West-Sahara-Konflikt: Marokko und Mauretanien rufen den Entkolonialisierungs-Ausschuss der Vereinten Nationen zur West-Sahara-Frage an.
  • 1965 – UN Vollversammlung mit einer 1. Resolution, nach der West-Sahara zu entkolonialisieren und der Bevölkerung das Recht aus Selbstbestimmung zu gewähren ist.
  • 1967 – Spanien zeigt sich nicht gewillt, einem  Referendum in West-Sahara zuzustimmen, es wurde bisher nicht durchgeführt.
  • 1973 – Die Frente Polisario formiert sich zu einem bewaffneten Widerstand gegen die Kolonialbesetzer.
  • 1975 – Das „Dreiseitige Abkommen von Madrid“ wird geschlossen, danach findet keine Entkolonialisierung statt, die widerrechtliche Annektierung wird fortgesetzt. Spanien teilt seinen Machtanspruch auf West-Sahara zwischen Marokko und Mauretanien auf, deren Armeen marschieren mit Terror gegen die Bevölkerung ein. Es wird geschossen. Ein großer Teil vor allem aus den Städten flieht zu Fuß, auf LKWs und allem, was fahren kann. Offen war nur der Weg ostwärts, d. h. in die Wüste und in das Nachbarland Algerien. Seither leben Menschen als Flüchtlinge in Lagern im algerischen Exil. Die Anzahl wird mit 180.000 angegeben. Einige von ihnen sind zurückgegangen und haben sich mit den neuen Machthabern arrangiert.
  • 1976 - (Febr.) Die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) wird ausgerufen mit Bir Lehlu als provisorische Hauptstadt und Tindouf als Regierungssitz – beides im Südwesten von Algerien. Es herrschte erbitterter Widerstandskampf, es herrschte gegen Marokko und Mauretanien Krieg.
  • 1979 – Die militärischen Erfolge bringen Mauretanien an den Verhandlungstisch und zum Verzicht aller Ansprüche auf West-Sahara. In der Folge annektieren die Truppen des marokkanischen Königs Hassan II. diesen südlichen und freigegebenen Teil. Marokko drängte die Polisario-Kämpfer immer weiter in das Landesinnere und begann ein System von Mauern anzulegen.
  • 1991 – wird ein Waffenstillstand zwischen Marokko und der Frente Polisario geschlossen. Der so genannte „Marokkanische Wall“ entsteht. Er trennt das von Marokko beanspruchte Gebiet und verhindert unerwünschtes Eindringen. Der Wall wird auf marokkanischer Seite mit 160.000 Soldaten bewacht. Den Waffenstillstand einzuhalten haben die Vereinten Nationen mit der UN-Resolution 690 in die Wege geleitet und der MINURSO- Mission übergeben.Dokumentiert sind inzwischen sechs Mauern, die in West-Sahara selbst einzelne Gebiete von einander abgrenzen und eigene Sicherheitsstufen darstellen. Die äußere Länge des Walls wird unterschiedlich benannt: Es sind zwischen 2.500 bis 2.700 Kilometer.

Ein Blick zur Entkolonialisierung

Die Zeit des Wandels in Afrika nicht ohne Spuren geblieben, einer Entkolonialisierung im breiten Umfang konnte man sich nicht mehr verweigern. Senegal wurde am 20. August 1960 unabhängig, zuvor war der Senegal 65 Jahre lang französische  Kolonie gewesen. Das heutige Gebiet von Mauretanien wurde Anfang des 20. Jahrhunderts französisches Territorium und erhielt 1960 seine Unabhängigkeit. Am Kongo zog die belgische Regierung nach jahrelang anhaltenden Unruhen die Konsequenz und verließ das Land 1960 kurz nachdem dort die ersten freien Wahlen stattgefunden hatten. Der blutige Krieg der Algerier dauerte von 1954 bis 1962 und führte nach acht Jahren doch in die Unabhängigkeit von Frankreich.

Evelin Frerk

 

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Downloads der UN-Resolutionen.

Österreichisch-Sahrauische Gesellschaft

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