Österreich

Stift Admont verschleppt Missbrauchsverfahren

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Mönche im Stift Admont / Fotos: Volksbegehren

LOEBEN. (pbkg/hpd) Im Missbrauchsskandal von Stift Admont werden die Opfer weiterhin verhöhnt, das Gerichts­verfahren wird weiter zum OGH verschleppt. Die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt dazu: “Admonter Padres wollen, dass Steuer­zahler­Innen für Miss­handlungen im Stift haften”

 

Die Vorgeschichte: Jener Betroffene, der den Klageweg beschritten hat, ist gemeinsam mit anderen Ex-Zöglingen vor mehr als 40 Jahren durch die Hölle gegangen: Schläge bis zur Bewusst­losigkeit und rituelle Ver­gewalti­gungen zählten seinen Angaben zufolge zum Alltag, bis heute leidet der Kläger unter den Folgen der schweren, damals zugefügten Verletzungen. Besonders empörend: Beide pädo­kriminellen Padres waren bis 2013 in steirischen Gemeinden in Amt und Würden und hatte also auch mit Kindern und Jugend­lichen Kontakt.

Täter bis vor kurzem als Priester aktiv

Erst zu Prozessbeginn wurden diese “pensioniert”. Und das, obwohl sowohl der zu­ständige Bischof Kapellari als auch Kardinal Schönborn schon Jahre zuvor über die Straf­taten informiert worden waren (schrift­lich, der Erhalt der Briefe wurde bestätigt!), ja es lag sogar ein öffent­liches Schuld­einge­ständnis der Täter vor: Beide beschuldigte Padres hatten März 2010 im Nachrichten­magazin “profil” ihre Taten zugegeben. Auch die Klasnic-Opfer-Kommission hatte zwei Betroffenen nach langem Zögern und anfänglicher Ablehnung eine (angesichts der Unge­heuer­lich­keit der Verbrechen vergleichs­weise geringe) Ent­schädi­gung zuge­standen.

Befangener Richter?

Vergangenes Jahr hat ein Richter des Landes­gericht Leoben die Klage gegen das Stift und die beschul­digten Täter in erster Instanz abge­wiesen. Dessen "Urteil“ zufolge haftet nämlich der Staat für die möglichen Über­griffe, nicht die Täter. Der urteilende Richter ist übrigens - lt. eigenen Angaben - selbst Absolvent einer steirischen Bene­diktiner­schule, sein Sohn soll in den Genuss eines Stipendiums des Stiftes Admont gekommen sein – eine schiefe Optik. Folge­richtig wurde dieses absurde Urteil vom Ober­landes­gericht Graz in allen Punkten aufgehoben.

Zynische Verschleppungstaktik

Nun hat Admont klammheimlich einen Rekurs beim OGH bean­tragt, womit der Zivil­prozess weiter verzögert werden wird. “Ver­schleppungs­taktiken wie diese sind charak­teris­tisch für das Vor­gehen der römisch katho­lischen Kirche”, ärgert sich Sepp Rothwangl von der Platt­form Betroffener kirchlicher Gewalt. “Dieses Taktieren des Stiftes dient dem Zweck, Verant­wortung abzu­schütteln und Betroffene, die den Mut und die Mittel auf­brachten, Gerechtig­keit bei Gericht zu erkämpfen, einzu­schüch­tern nach dem Motto: Ihr könnt euch bei Schönborns Klasnic-Opfer Kommission ein paar Kirchen­almosen holen. Wenn ihr euch jedoch erdreistet, mehr zu wollen, werden wir das Verfahren so lange ver­zögern, bis euch Geld und Nerven ausgehen”, schließt Rothwangl. Aller­dings zeigt sich Rothwangl zuver­sichtlich, dass ähnlich wie in den Miss­brauchs­verhand­lungen von Mehrerau, letzt­lich dem Opfer Gerechtig­keit widerfahren wird.

 

Jakob Purkarthofer
www.betroffen.at