WIEN. (hpd) Was kann und darf Philosophie im Alltag leisten? Dieser Frage gehen Ende April österreichische und internationale Philosophinnen und Philosophen auf einer Fachtagung in Wien nach. In der Disziplin der praktischen Philosophie ist es eine der größten Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum. Erklärtes Ziel: Raus aus dem Elfenbeinturm.
Nicht die großen Fragen des Seins stehen im Mittelpunkt der Fachtagung des Vereins für praxisnahe Philosophie, wie sie etwa das Philosophicum Lech propagiert. Hier geht es um nicht um die Analyse der Welt oder zumindest der westlichen (Post-)Industriegesellschaft.
Hier geht es um den Alltag. Etwa die Hilfe, die Menschen anbieten kann, aus einem moralischen Dilemma zu finden. Wenn ein Arbeitnehmer sich nicht entscheiden kann, ob er einen Arbeitsplatz mit einer als weitgehend sinnbefreit empfundenen Tätigkeit aufgeben oder die Schulden aufs Haus zurückzahlen soll.
Wie Grenzen gezogen werden
Philosophische Beratung heißt dieser Tätigkeitsbereich der praktischen Philosophie. Sie geschieht meist abseits des Scheinwerferlichts und fern von akademischen Einrichtungen, in denen die Öffentlichkeit sonst den Philosophen an sich vermutet. Diese Beratung bildet auch den Schwerpunkt des Vereins für praktische Philosophie, der zu Jahresbeginn aus dem Verein für philosophische Beratung hervorgegangen ist.
Eine Namensänderung, die auch einen Teil der Tagung vorwegnimmt: Die Abgrenzung zur Sozial- und Lebensberatung beziehungsweise zur Psychotherapie. Wie diese Grenzen gezogen werden können, wird auf der Fachtagung in der privaten Sigmund-Freud-Uni am 26. April ausgiebig erörtert.
Nutzen der Philosophie anschaulich machen
Und im Raum steht die Frage: Wie kommt Philosophie weg vom Elfenbeinturmimage, das sie in der Öffentlichkeit hat. Zumindest außerhalb der Universitäten sieht man das mittlerweile als Schlüsselfrage der Philosophie. Kalkül: kann die Disziplin ihren Nutzen für gesellschaftliche Entwicklungen nicht schlüssig darstellen, werden langfristig auch die Mittel für die akademischen Institute hinterfragt werden.
Dem widmen sich mehrere Workshops und eine Podiumsdiskussion.
Gut 50 Teilnehmende erwartet der Vereinsvorstand, die meisten Philosophinnen und Philosophen. Ein Großteil wird aus Österreich kommen. Der am weitesten anreisende Teilnehmer ist ein Professor aus Bukarest.