REGENSBURG. (hpd/bfg) Vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 veranstaltet der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern den “Humanistentag 2014” in Regensburg. Der Psychologe Colin Goldner, bekannt als Sachbuchautor und Wissenschaftsjournalist, beteiligt sich mit einem Vortrag am Humanistentag.
Als Mitglied des Beirats der Giordano-Bruno-Stiftung wurde Goldner im Juni 2011 vom Vorstand der Stiftung beauftragt, den Neustart des “Great Ape Project” zu koordinieren, das Grundrechte für Menschenaffen einfordert. In einem Interview im Vorfeld begründet er sein Engagement und stellt seine Anliegen vor.
Herr Goldner, Sie sind Psychologe und beschäftigen sich in Sachbüchern seit langem kritisch mit Religionen und (Psycho-)Sekten. Bekannt sind Sie in Deutschland vor allem für Ihre Auseinandersetzung mit dem Dalai Lama und mit Bert Hellingers “Familienaufstellungen”. Was ist dabei Ihr Grundanliegen?
Colin Goldner: Es war mir immer schon verdächtig, wenn jemand mit religiös drapierten Heilsversprechen daherkommt, mit metaphysischem Offenbarungsbrimborium samt daraus hergeleiteter und insofern unhinterfragbarer Dogmatik. Egal ob das der Dalai Lama ist oder der Papst, oder irgendein Ayatollah, Imam, Erzpatriarch und was es da sonst noch alles gibt an Kutten-, Soutanen- und Sackgewandträgern. Auch Bert Hellinger zählt dazu, ein ehemaliger Afrika- Missionar, der eine extrem autoritäre und katholisch-verquaste Pseudopsychotherapie propagiert. Mein Grundanliegen war und ist, Menschen zu Wachsamkeit und Kritik anzuhalten gegen jede Form religiöser Indoktrination.
Sie sind unter anderem Mitglied des Wissenschaftsbeirates im Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) und gehören dem Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) an. Warum unterstützen Sie den Humanistentag 2014 in Regensburg?
Ich beteilige mich, weil ich zugleich Mitglied des bfg Bayern bin, der den Humanistentag ausrichtet. Ich lebe nur wenige Kilometer von Regensburg entfernt, und da erscheint es mir ganz selbstverständlich, einen kleinen Beitrag zu leisten gegen die Totalvernebelung meiner Heimat mit Weihrauchschwaden.
Welche Inhalte können die Gäste bei Ihrem Vortrag zum “Great Ape Project” auf dem Humanistentag am 30. Mai erwarten? Weshalb beschäftigen Sie sich so intensiv mit Tierrechten?
In kirchlichen Kreisen ist stets von der “Bewahrung der Schöpfung” die Rede, von einem angeblich der christlichen Doktrin innenwohnenden besonderen Respekt der dem Menschen von Gott überantworteten Natur. Wie so vieles innerhalb der Kirchen ist auch dies bei Lichte besehen so falsch, wie es falscher nicht sein könnte.
Das Verhältnis “Mensch-Natur”, und insbesondere das Verhältnis “Mensch- Tier”, ist von nichts weniger getragen als von Achtung oder Respekt. Vielmehr geht es um gnadenlose Zunutzemachung und Ausbeutung, und das in ausdrücklichem Auftrage des christlichen Gottes, der seinen Ebenbildern befiehlt, sich die Tiere untertan zu machen und über sie zu herrschen. Furcht und Schrecken vor euch über alle Tiere, wie es im 1. Buch Mose heißt, in eure Hände seien sie gegeben.
Auf dem Regensburger Katholikentag kommt ja alles Mögliche vor, zum Verhältnis Mensch- Tier indes – meinetwegen auch zur “Bewahrung der Schöpfung” – wird bezeichnenderweise nichts angeboten. In keinem einzigen der mehr als 1.000 Veranstaltungen und Vorträge kommt das Tier vor. Und das mit Absicht und Methode. Welche Auswirkungen das biblische Gebot Gottes zur Unterjochung der Natur hat, werde ich am Beispiel des Verhältnisses Mensch-Menschenaffe illustrieren.
Wann wäre der Humanistentag 2014 aus Ihrer Sicht als Erfolg zu betrachten?
Wenn es gelingt, dem religiotischen Endlosgelabere des Katholikentages samt nervtötendem Kumbaya-Geklampfe an jedem Eck ein paar vernünftige Töne entgegenzusetzen.
Das Interview führte der Pressesprecher des Humanistentages 2014, Michael Kraus.