Im Rahmen des Kortizes-Symposiums "Zeit – Geist – Gehirn" wurden am vergangenen Wochenende die zehn Preisträgerinnen und Preisträger des Nachwuchswettbewerbs im Forum des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg ausgezeichnet. Pünktlich zur Preisverleihung wurde auch der Sammelband "Was ist rational?" vorgestellt, der die 14 besten Essays des Wettbewerbs enthält.
Wie der Philosoph und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) Michael Schmidt-Salomon in seiner Ansprache in Nürnberg betonte, war für die Preisverleihung eigentlich ein Kongress zum Leben und Werk des kritisch-rationalen Philosophen Hans Albert vorgesehen, zu dessen 100. Geburtstag der Essay-Wettbewerb auch ausgeschrieben wurde. Dies sei aufgrund der strengen Corona-Vorgaben an deutschen Universitäten jedoch nicht möglich gewesen.
Die Auszeichnung der Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbs passe allerdings auch hervorragend zu einem Symposium, das sich mit der Zeit und unserem Zeiterleben auseinandersetze, meinte der Stiftungssprecher. Denn in unseren Köpfen habe sich die Vorstellung verankert, dass Rationalität und Weisheit an ein höheres Lebensalter geknüpft seien. Es sei offenbar ein wiederkehrendes Kulturphänomen, dass die jeweils ältere Generation die intellektuellen Fähigkeiten der nachkommenden Generation unterschätze. Solide begründet sei dies jedoch nicht, wie nun auch die rund 150 Beiträge zeigten, die von Schülerinnen und Schülern, jungen Studentinnen und Studenten zu dem Rationalitäts-Wettbewerb des Hans-Albert-Instituts (HAI) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Humanistischer Studierender (BAG) eingegangen sind.
Falsche Ideen sterben lassen
"Jugend schützt vor Weisheit nicht!", brachte Schmidt-Salomon das Fazit der Jury auf den Punkt. "Die Texte, die uns erreicht haben, zeigen, wie reflektiert viele junge Menschen heute mit Fragen der Rationalität umgehen, und wie gut sie in der Lage sind, selbst nachzudenken, statt bloß nachzubeten. Verglichen mit den Angehörigen meiner Generation scheinen sie sogar in höherem Maße fähig zu sein, dem 'Kategorischen Imperativ' des Kritischen Rationalismus zu folgen, falsche Ideen sterben zu lassen, bevor Menschen für falsche Ideen sterben müssen."
Nach der Einführung von Michael Schmidt-Salomon stellte der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Humanistischer Studierender (BAG), Tobias Wolfram, den Wettbewerb und seine Gewinnerinnen und Gewinner vor: In der Kategorie "Zeitgeist & Rationalität" wurden Philipp Tolga Mavituna, Max Ablass und Susanne Bell ausgezeichnet, in der Kategorie "Rationalität & Intellektuelle Offenheit" gewannen Raphael Dorigo, Stephan Gräfe und Natalie Kressierer. Der Preis für die besten Arbeiten von Schülerinnen und Schülern ging an Alex Kohlmann, Andy Kohlmann, Simon Hurst und Vincent Sanwald.
Gezielte Ansprache an junge Menschen
Alle Gewinnerinnen und Gewinner erhielten neben dem Preisgeld und der Preisurkunde ein Buchpaket mit Veröffentlichungen aus dem säkular-humanistischen und kritisch-rationalen Spektrum, darunter selbstverständlich auch den pünktlich zur Preisverleihung im Alibri Verlag erschienenen Sammelband "Was ist rational?", der auch bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Symposiums reißenden Absatz fand. Tobias Wolfram dankte im Namen der BAG und des HAI allen, die zum Gelingen des Wettbewerbs beigetragen haben – insbesondere den Mitgliedern der Jury, der neben Tobias Wolfram (BAG) und Sophie Strobl (HAI) die Professoren Eric Hilgendorf (Jura / Rechtsphilosophie), Franz Josef Wetz (Philosophie) und Eckart Voland (Biophilosophie und Anthropologie) angehörten.
Nach dem dreitägigen Kortizes-Symposium, an dem alle Preisträgerinnen und Preisträger teilnehmen konnten, der Preisverleihung im Germanischen Nationalmuseum, bei der die Ausgezeichneten mit großem Applaus bedacht wurden, und den vielen intensiven Gesprächen über "Gott und die Welt", die mitunter bis tief in die Nacht gingen, werteten Tobias Wolfram und Laura Wartschinski (BAG) den Nachwuchs-Wettbewerb als "vollen Erfolg": "Unsere Gewinnerinnen und Gewinner haben sich selbstverständlich über das Preisgeld und das Buchpaket gefreut, noch wichtiger war es für sie jedoch, miteinander in Kontakt zu kommen und dabei auch die Gelegenheit zu haben, mit Autoren zu sprechen, die sie ansonsten nur über Bücher kennen. Wir denken daher, dass wir einen solchen Wettbewerb in absehbarer Zeit wiederholen sollten, denn man muss junge Menschen gezielt ansprechen, um sie für die Ideale von Humanismus und Aufklärung zu begeistern."
Erstveröffentlichung auf der Webseite der Giordano-Bruno-Stiftung.