Gottesdienste, vor allem bei großen Gemeinden, die Lautsprecher verwenden und ganze Nächte durchbeten und -singen, können die komplette Nachbarschaft wach halten. Kenias atheistische Organisation ruft nun Kirchen und Moscheen dazu auf, ihre Lärmverschmutzung zu reduzieren. Rückhalt finden sie dabei in der kenianischen Gesetzgebung zur Vermeidung von Lärm. Einen ersten Erfolg gibt es mit dem Versprechen einer Kirche, die Lautstärke zu reduzieren, bereits.
Seit vielen Jahren beklagen sich vor allem die Nachbarschaften von Gotteshäusern nicht nur über laute Kirchenglocken und Gebetsrufe, sondern auch über Messen, die mit Musik, Gesängen und allerhand Verstärkern die Ruhe stören. Eigentlich unverständlich, hat doch Kenia eine Gesetzgebung, welche die Menschen vor physischen und psychischen Schäden durch Lärm und Vibration schützen soll. Die Nationale Umweltmanagementbehörde, National Environment Management Authority, kurz NEMA, hat ein 23-seitiges Dokument zur Lärmverschmutzung veröffentlicht. Darin ausgewiesen sind die verschiedenen Zonen, Ausnahmen für Lärm, maximale Dezibelwerte, Lärmverbote, Antragsformen für Baustellen oder Feuerwerke, aber auch Strafen für Verstöße.
Ausgewiesen werden zum Beispiel stille Zonen. In diesen befinden sich zum Beispiel Krankenhäuser, Wohnheime für Menschen mit Behinderungen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Gerichte, aber auch Orte des Gebets. Dort ist der Lärm besonders beschränkt. Selbst die jährliche Anzahl von Baustellentagen ist, von Notfallsituationen einmal abgesehen, festgelegt. Nicht ganz so still muss es in Wohnorten zugehen und in Bereichen des Handels oder der Produktion darf es auch lauter werden.
Einige Krachmacher sind jedoch grundsätzlich verboten. So zum Beispiel Fahrzeuge, die mehr als 84 Dezibel Lärmverschmutzung beim Beschleunigen verursachen. Feuerwerke benötigen eine Ausnahmegenehmigung. Verstöße werden mit Geldstrafen bis zu 500.000 kenianischen Schilling (knapp 4.000 Euro), Haftstrafen bis 24 Monaten oder beidem geahndet.
Die kenianischen Atheist*innen von Atheists in Kenya fordern nun auch Kirchen und Moscheen auf, ihre Lärmverschmutzung zu reduzieren. Einen ersten Erfolg haben sie bei der PEFA Church in Nairobi zu verzeichnen. Sie hatten der Kirche Mitte Januar ein Ultimatum von 14 Tagen gesetzt, um Gottesdienste und anderes leiser zu gestalten. Bereits am 23. Januar erklärte sich die Kirche dazu bereit, sodass die atheistische Organisation sich für die zukünftige Rücksichtnahme bedanken konnte.