Nach mehrtägigen Protesten und einer Petition hat das britische Kinounternehmen Cineworld alle Vorführungen des Films "The Lady in Heaven" abgesagt. Die Kinokette erklärte, sie habe diese Entscheidung getroffen, um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter und Kunden zu gewährleisten.
Mehr als 120.000 Menschen haben nach Angaben der BBC eine Petition unterschrieben, in der gefordert wurde, den Film aus allen britischen Kinos zu entfernen. In mehreren Städten versammelten sich muslimische Demonstranten vor Kinos, in denen "The Lady in Heaven" gezeigt wurde. Der Film erzählt das Leben von Fatima, einer der Töchter des Propheten Mohammed.
Der Streifen startete am 3. Juni in den britischen Kinos und sorgte sofort für Empörung. Ein Vertreter einer muslimischen Vereinigung bezeichnete den Film nach BBC-Angaben als "blasphemisch". Er würde "die angesehensten Persönlichkeiten der islamischen Geschichte" nicht respektieren. Nach viertägigen Belagerungen nahm die Kette Cineworld den Film aus dem Programm ihrer Kinos. Ihre Begründung: "Um die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden zu gewährleisten". In einem Video bei Twitter ist zu sehen, wie ein Kinobetreiber sich an die Menge wendet und bestätigt, dass der Film abgesetzt wurde. Daraufhin rufen die Demonstranten "Allahu akbar".
Demonstranten sind "Randgruppe"
Malik Shlibak, der Produzent des Films, schrieb auf Twitter, dass "niemand der britischen Öffentlichkeit vorschreiben sollte, was sie sehen oder diskutieren darf und was nicht" und bezeichnete die Demonstranten als "Randgruppe". Gegenüber der BBC kritisierte Shlibak die Entscheidung von Cineworld, den Film zurückzuziehen und sagte, der Kinobetreiber habe vor den Forderungen der Demonstranten "gekuscht". Viele, die zu den Protesten kamen, sagten laut Daily Mail, sie fühlten sich durch den Film "beleidigt". Die islamische Tradition verbietet die direkte Darstellung religiöser Persönlichkeiten.
Der Regisseur von "The Lady in Heaven" ist Eli King, ein in Australien geborener Schauspieler und Sänger ägyptischer Abstammung, das Drehbuch stammt von Yasser al-Habib, einem gebürtigen Kuwaiter, der in London lebt. Im Haftungsausschluss vor dem Film erklärten die Macher, dass kein Individuum bei den Dreharbeiten eine heilige Persönlichkeit dargestellt habe.
The Passion of the Mohammed
Wie bei Qantara beschrieben wird, verfolgt der Film zwei Handlungsstränge: einen in der islamischen Vergangenheit, der andere spielt in der Gegenwart. Das wird schon im Trailer deutlich. Ein Autor der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) beschreibt die Handlung: Die Mutter eines Jungen wird erschossen, weil er ein "ungläubiges" Lied gesummt hat. Eine alte Frau in Bagdad, wo der Knabe landet, erzählt ihm, Fatima sei auch ein Opfer von Terrorismus gewesen. Dann blendet der Film 1.400 Jahre zurück und kritisiert subtil den Islamischen Staat. Ein Meisterwerk scheint der Film nicht zu sein. Der Filmkritiker der NZZ findet: "Statt 'The Passion of the Christ' kommt hier 'The Passion of the Mohammed'".