Im dritten Jahr der Pandemie rücken allmählich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen von Long Covid in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Symptome sind vielfältig und bedeuten für die Betroffenen erhebliche Einschränkungen und lange Krankheitszeiten bei Erwerbstätigen.
Auch nach scheinbar überstandener Covid-Infektion ist für viele Betroffene nichts mehr, wie es vorher war. Müdigkeit und Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Muskelschwäche, Depression und Ängstlichkeit gehören zu den häufigsten Symptomen bei Long Covid, wie die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion genannt werden. Manche Betroffene sind monatelang arbeitsunfähig. Über die Häufigkeit liegen unterschiedliche Schätzungen, die Zahlen variieren zwischen 7,5 und 41 Prozent.
Einen Eindruck vom Ausmaß des Problems vermittelt eine im November veröffentlichte britische Studie mit 2,1 Millionen Long-Covid-Patientinnen und -Patienten. 78 Prozent von ihnen erlebten durch die Symptome eine Beeinträchtigung ihrer Berufstätigkeit. 24 Prozent mussten ihre Arbeitsstunden reduzieren und weitere 24 Prozent die Berufstätigkeit zeitweise ganz einstellen. Fast alle befragten Erwerbstätigen (98 Prozent) berichten von negativen Auswirkungen auf die Arbeitsleistung.
Als häufigstes Symptom (59 Prozent) wurde Ermüdung genannt, 42 Prozent klagten über verminderte körperliche Kraft, 37 Prozent über Konzentrationsmangel und 19 Prozent über körperliche Schmerzen bei der Arbeit. Unter den psychischen Symptomen dominierten Angstzustände (31 Prozent) – 21 Prozent berichten, dass sich dies negativ auf ihr Selbstvertrauen im Beruf auswirke.
Ein weiterer gravierender Aspekt sind die wirtschaftlichen Folgen von Long Covid, wie eine US-Studie im Juni belegte: Zwei bis vier Millionen Erwerbstätige fehlten durch die Erkrankung am Arbeitsplatz, schätzt die Denkfabrik Brookings Institution. Angesichts von elf Millionen unbesetzten Stellen in den USA sei bis zu ein Drittel des derzeitigen Arbeitskräftemangels auf Long Covid zurückzuführen.
16,3 Millionen Amerikaner zwischen 18 und 65 Jahren leiden an Long Covid, zwei bis vier Millionen von ihnen sind aufgrund der Erkrankung nicht mehr berufstätig. Die jährlichen Kosten allein für diese Lohnausfälle belaufen sich derzeit auf etwa 170 Milliarden Dollar, Fachleute befürchten einen Anstieg auf bis zu 230 Milliarden Dollar.
Doch wie stellt sich die Lage in Deutschland dar? Die Techniker Krankenkasse (TK) legte in ihrem "Gesundheitsreport 2022" im Juli alarmierende Zahlen vor. Demnach waren 2021 knapp ein Prozent der berufstätigen TK-Versicherten nach einer Covid-Diagnose wegen Long-Covid krankgeschrieben. Eine geringe Quote, doch angesichts der langen Krankschreibungszeit von durchschnittlich 105 Tagen kamen dennoch erhebliche Ausfallzeiten zusammen. Selbst bei einem leichten Infektionsverlauf dauerte die Krankschreibung im Schnitt 90 Tage; wer wegen Covid länger als sieben Tage im Krankenhaus war, fehlte durchschnittlich 168 Tage lang. Erforderte die Infektion bei KrankenhauspatientInnen eine Beatmung, stieg diese Zahl sogar im Mittel auf 190 Tage. Besonders markant stechen diese Zahlen hervor, wenn man sie mit den durchschnittlichen 14,5 Tagen Arbeitsunfähigkeit vergleicht.
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wolfgang am Permanenter Link
Die Krankheit Covid und die Folgen ist völlig unerforschtes Gebiet. Jeder glaubt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, aber zugeben, wir wissen, das wir nichts wissen,