Ordensfrauen der katholischen Kirche sind aus dem Verband der Ordensleute ausgetreten, weil sie die Studie mittragen sollten.
Die katholische Kirche wird seit Jahren kräftig durchgeschüttelt. Es macht den Anschein, als habe sie ein Abonnement für unrühmliche Schlagzeilen bei vielen Medien weltweit.
Zuoberst auf der Liste tauchen die sexuellen Übergriffe auf, die Geistliche auf fast allen Hierarchiestufen in den letzten Jahrzehnten begangen haben. Viele dieser Skandale wurden vertuscht und unter den Teppich gekehrt. Kaum ein Täter wurde bestraft, weder von der Kirche noch von den Justizbehörden. Sie wurden allenfalls versetzt und blieben in Amt und Würden. Die Opfer wurden mit ihrem Leid im Stich gelassen.
Peinliche Schlagzeilen
Selbst Papst Franziskus sorgte für peinliche Schlagzeilen. Er äußerte sich despektierlich über die Homosexualität und verteufelte die Genderdiskussion.
Das letzte Erdbeben in der katholischen Kirche löste die Studie der Universität Zürich zum sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz aus. Mit der Ankündigung von Maßnahmen und weiteren Untersuchungen verschaffte sich der Krisenmanager Bischof Joseph Bonnemain ein wenig Luft. Nun holt erneut ein Eklat den hohen Geistlichen und die katholische Kirche ein.
Diesmal sorgen kirchliche Institutionen für Schlagzeilen, die bisher eher als "graue Mäuse" ein Schattendasein führten: die Ordensschwestern in den Klöstern. Sie sollten mithelfen, die Studie zu finanzieren. Ausgerechnet fromme Frauen.
Kommt nicht in Frage, entschieden diese und weigerten sich, den Obolus zu entrichten, wie der Tages-Anzeiger diese Woche berichtete. Die Nonnen sind empört, dass sie für die Aufarbeitung der Missbräuche zahlen müssen, die ihre Brüder begangen haben.
Wie kam es dazu?
In der Schweiz leben rund 1.900 Frauen und 600 Männer in Ordensgemeinschaften, zumeist in Klöstern. Sie organisieren sich im gemeinsamen Verband Kovos (Konferenz der Ordensgemeinschaften und anderer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz). Der Dachverband hatte sich verpflichtet, 10 Prozent der Studie zu finanzieren, die auf rund 2,5 Millionen Franken veranschlagt wurde.
Nicht mit uns, entschieden die Frauen und traten kurzerhand aus dem Verband aus. Im Kündigungsschreiben drücken sie ihr Missfallen unmissverständlich aus. Sie seien nicht bereit, "für etwas zu bezahlen, bei welchem Ordensfrauen vielmehr Opfer als Täterinnen waren".
Hoppla. Das ist eine klare Botschaft an ihre männlichen Kollegen in den Pfarreien und die Kirchenfürsten, die die Täter gedeckt hatten. So hat die Studie unter anderem ergeben, dass Priester bei der Beichte der Ordensschwestern übergriffig geworden seien.
Aufstand der Nonnen
Der Aufstand der Frauen ist bemerkenswert. Es scheint, als sei die Emanzipation hinter den Klostermauern angekommen.
Nonnen sind in der dominanten Männerwelt der katholischen Kirche jahrhundertelang in die Rolle der dienenden Gläubigen gedrängt worden. Sie durften putzen, kochen, Kranke pflegen, Kinder unterrichten, doch die verantwortungsvollen Aufgaben in der Kirchenhierarchie blieben den Männern vorbehalten. Vor allem werden sie auch heute noch von der Priesterweihe mit all den religiösen Privilegien ausgeschlossen.
Der Austritt der Ordensschwestern aus dem Verband hat sicher auch einen finanziellen Aspekt. Die Orden sind überaltert, und die Pflege verschlingt viel Geld. Gleichzeitig sinken die Einnahmen. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass viele Frauen in der katholischen Kirche die Nase voll haben und mehr Rechte und Kompetenzen einfordern.
Hazel Brugger beim Papst
Wenn nun auch noch die konservativen Ordensschwestern in den Klöstern aufbegehren, müssten die Kirchenführer endlich erwachen. Diese wollen aber bis hinauf zum Papst nichts wissen von der Gleichberechtigung. Sie sind nicht bereit, ihre Privilegien zu teilen. Außerdem fühlen sie sich offensichtlich viel zu wohl in der reinen Männerwelt.
Papst Franziskus hat im Juni eine entlarvende Aktion gestartet, um den Mief aus dem Vatikan und den Kirchen zu vertreiben. Er hat Comedians und Comediennes aus der ganzen Welt zu Audienzen eingeladen, unter anderem auch Hazel Brugger. Er bete jeden Tag für die Gabe des Humors, verriet die Plattform Vatican News.
Eine Strategie, um von den Skandalen abzulenken? Den fortschrittlichen Kräften in der katholischen Kirche dürfte aber das Lachen im Hals stecken bleiben. Und die ungetaufte, religionskritische Hazel Brugger brauchte vermutlich Stoff für ein neues Programm. Bei der Premiere dürfte dann dem Papst das Lachen vergehen.
Übernahme unter geringfügigen Änderungen mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
1 Kommentar
Kommentare
G.B. am Permanenter Link
Sexuelle Übergriffe von Geistlichen gibt es schon seit hunderten von Jahren, dass die
Ordensschwestern jetzt die Nase voll haben ist kein Wunder, Emanzipation ist dort längst
fällig.