Freigeistige Betrachtungen

Eine Sendung des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) Bayern KdöR im Bayerischen Rundfunk, Programm Bayern II, UKW am Sonntag, den 19. August 2007

um 7.05 Uhr.

 

(Auszüge)

Sprecher:
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer, wir begrüßen Sie zur dieser Sendung des Bundes für Geistesfreiheit Bayern, kurz bfg.

 

Sprecherin:

Die Europäische Humanistische Föderation (EHF)

Die Europäische Humanistische Föderation - kurz EHF - wurde im Juli 1991 in Prag gegründet und hat ihren Sitz in Belgien. Sie ist ein gemeinnütziger Dachverband. Ihr gehören unterschiedliche europäische humanistische Organisationen an - Verbände, Vereine, Verlage u.v.m. Mitglieder sind z.B. der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW), der Bund freireligiöser Gemeinden Deutschlands (BFGD) und der Humanistische Verband Deutschlands (HVD). Egal, ob traditionell oder neu gegründet, groß oder klein, eines haben die Mitgliedsorganisationen gemeinsam: Sie setzen sich ein für die Säkularisierung der Gesellschaft.

Die Gesamtzahl der Mitglieder innerhalb der Vereinigungen der EHF in den verschiedenen Ländern Europas liegt bei mehreren Millionen Personen.

Die EHF wird von einem Verwaltungsrat geleitet, der durch die Mitgliedervollversammlung auf drei Jahre gewählt wird.

Die wichtigsten Ziele der EHF sind:

  • Vertretung der Mitgliedsorganisationen in den europäischen Institutionen
  • Förderung der Grundsätze des Humanismus und der Säkularisierung der Gesellschaft
  • Entwickeln humanistischer Stellungnahmen zu verschiedenen Themen (z.B. Menschenrechte, Ethik, Zusammenarbeit in Entwicklungsfragen, demokratische Grundsätze, Staatsbürgerschaft, Trennung von Kirche und Staat)
  • Organisieren internationaler Seminare und Konferenzen in enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Union

Die EHF ist der humanistische Ansprechpartner der sog. „Cellule de Prospective" der Europäischen Kommission.

Der Dialog mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften ist eine ihrer Aufgaben.

Die EHF ist auch Gründungsmitglied der Initiative „Eine Seele für Europa", die sich ebenfalls für den Dialog der Religionen und Weltanschauungen einsetzt.

Die EHF war Mitglied der „Beratergruppe für ethische Fragen in der Biotechnologie" der Europäischen Kommission (GAEIB). Auch an der Ausarbeitung einer Charta der Grundrechte der Europäischen Union im Jahre 2000 war die EHF beteiligt.
Weitere Informationen finden sich im Internet.

 

Sprecher:

Zentralrat der Ex-Muslime

Wie wir in unserer Sendung vom 1. April berichtet haben, wurde Anfang dieses Jahres in Köln der „Zentralrat der Ex-Muslime" gegründet. Es handelt sich um eine Vereinigung von religionsfreien, säkular denkenden Menschen, die entweder muslimischen Glaubens waren oder aber aus einem muslimisch geprägten Herkunftsland stammen.

Inzwischen sind auch in anderen europäischen Ländern mit nennenswerter muslimischer Minderheit ähnliche Organisationen entstanden. So gibt es seit Mai das „Centraal Comité voor ex-moslims" in den Niederlanden. Ebenfalls im Mai wurde der „Centralrådet ex-muslimer i Skandinavien" in Stockholm gegründet. Seine Mitglieder stammen aus Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland. Last not least gibt es seit Juni nun auch in Großbritannien einen „Council of ex-Muslims of Britain". Die Ziele sind mit denen des deutschen Zentralrats vergleichbar, etwa die Forderung, den Einfluss des politischen Islams zurückzudrängen.

Der Zentralrat der Ex-Muslime in Deutschland zeigt sich erfreut darüber, „dass in so kurzer Zeit islamkritische und -geschädigte Migranten aus arabischen Ländern, der Türkei und dem Iran seinem Beispiel folgen und sich nun auch in anderen Teilen der Welt öffentlichkeitswirksam organisieren." Der Vorstand des deutschen ZdE betrachtet diese Entwicklung als ermutigendes Zeichen für die Herausbildung einer internationalen, islamkritischen Aufklärungsbewegung.

 

Sprecherin:

Robert Blum

Der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften - kurz DFW - gedenkt in diesem Jahr des vor 200 Jahren geborenen Freigeists Robert Blum. Robert Blum war deutscher Politiker der Märzrevolution, Demokrat, Freireligiöser und der Abgeordneter der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Er wurde 1848 standrechtlich erschossen.

Im März 1845 fand unter der Führung Blums das erste deutsch-katholische Konzil in Leipzig statt, das den Beginn der freireligiösen Bewegung darstellt. 1846 wurde Blum Stadtverordneter in Leipzig. Zwickau delegierte ihn 1848 ins Frankfurter Vorparlament, wo er zu einem der Vizepräsidenten und in den Fünfzigerausschuss gewählt wurde. Er führte die radikalliberale Fraktion an, die das Prinzip der Volkssouveränität vertrat. Während der Wiener Oktoberrevolution trat Blum im Wiener Gemeinderat, im Reichstagsausschuss und im Studentenausschuss auf, wo er am 23. Oktober eine viel beachtete Rede über die auf Freiheit basierende Ordnung hielt.

Dann nahm Blum als Kommandeur der ersten Kompanie an der militärischen Verteidigung des revolutionären Wien teil. Am 4. November wurde Blum verhaftet. Unter Missachtung seiner Abgeordnetenimmunität wurde er am 9. November exekutiert. Sein Tod unterstreicht die Machtlosigkeit der Frankfurter Nationalversammlung und der jungen Demokratiebewegung in Deutschland. Sie macht ihn zum Symbol der gescheiterten Märzrevolution. Für die Demokratie und die freigeistige Bewegung in Deutschland wird er zu einer ihrer Gründer und Leitfiguren, ja zu einem Märtyrer.

Der DFW und seine Mitgliedsverbände werden dem standhaften Demokraten, Freiheitskämpfer, Revolutionär und Freireligiösen Robert Blum gedenken. Am 23. September 2007 gibt es in Berlin in der Theaterkapelle in der Boxhagener Straße eine zentrale Festveranstaltung. Das „Robert-Blum-Kollegium" unter der Leitung von Kirsten Reuther wird mit Schauspiel und Musik die festliche Veranstaltung gestalten. Beim Termin um 10:00 Uhr ist die Teilnahme nur auf Einladung möglich. Eine weitere Vorstellung findet um 15:00 Uhr statt.

Am 22. September, von 15.00 - 18.00 Uhr, wird eine begleitende wissenschaftliche Tagung des DFW zum Thema „Robert Blum - Demokrat, Revolutionär und Freigeist" ebenfalls in Berlin, Prenzlauer Allee 80 durchgeführt.

Anmeldungen zu den Veranstaltungen sind möglich bei der Freireligiösen Gemeinde Berlin, telefonisch unter: 030 /44 04 80 00 oder per Email unter: post@freigeistig-berlin.de.

Sprecherin:

Thailands Königin Sirikit für Trennung von Religion und Politik

Laut einer Meldung von idea hat Königin Sirikit von Thailand eine klare Trennung von Religion und Politik in ihrem Land gefordert. Der Buddhismus, dem 95 Prozent der thailändischen Bürger angehören, sollte nicht als Staatsreligion in der Verfassung verankert werden, sagte sie in einem Interview aus Anlass ihres 75. Geburtstags am 12. August.

Über die Rolle der Religion in der neuen Verfassung Thailands war zuletzt heftig gestritten worden. Buddhistische Mönche traten in den Hungerstreik, um den Buddhismus als Staatsreligion zu verankern. Ende Juni hatte die verfassungsgebende Versammlung einen solchen Vorschlag allerdings mit großer Mehrheit abgelehnt.

Wie in früheren Verfassungen soll der König als "Schirmherr aller Religionen" bezeichnet werden. Die Bürger des Landes, dessen südliche Grenzprovinzen von einer muslimisch inspirierten Rebellion erschüttert werden, sollen heute über die neue Verfassung abstimmen.

 

Sprecher:

Keine religiösen Slogans auf dem Fußballplatz

Der Weltfußballverband FIFA hat ein Regelwerk, an das sich Spieler und Vereine halten müssen. Die Regel 4 (Ausrüstung der Spieler) besagt seit dem Jahr 2002, dass „Spieler keine Unterleibchen mit Slogans oder Werbeaufschriften zur Schau tragen dürfen". Diese Regel wurde jetzt durch einen Zusatz ergänzt. Spieler dürfen keine T-Shirts oder andere Bekleidung tragen, die „politische, religiöse sowie persönliche Schriftzüge" beinhaltet. Eine Missachtung dieser Regel wird mit einer Strafe für Spieler und Verein geahndet.

Probleme hat die FIFA v. a. mit religiösen Äußerungen. So ist der Bundesliga-Fußballer Cacau wiederholt mit T-Shirts mit der Aufschrift „Jesus liebt Dich" aufgefallen. Wie hätte er wohl reagiert, wenn ein anderer Spieler einen Aufdruck „Es gibt nur einen Gott und sein Name ist Allah" tragen würde? Ob ihm Werbung für das Fliegende Spaghetti-Monster oder das unsichtbare lilafarbene Einhorn gefallen hätte?

Aus Respekt vor anderen Glaubensrichtungen hat die FIFA jetzt religiöse Botschaften auf dem Fußballplatz untersagt. „Was dem einen lieb und teuer ist, ist für den anderen eine Provokation", erklärte FIFA-Pressesprecher Andreas Herren. „Diese Regelung ist der einfachste Weg, Problemen im Fußball vorzubeugen."

 

Sprecherin:

Unsere nächste Sendung wird am 30. September ausgestrahlt.

 

Texte: Monika Hendlmeier, Dr. Volker Mueller

SprecherInnen: Dr. Kerstin Pschibl, Kurt Raster