ROM. (uaar/hpd) Der XX. September ist für Italien ein staatlicher Jahrestag, an dem nur die Kirche sprechen kann! Die Eroberung von Piastor (Porta Pia) brachte am 20. September 1870 die Annexion von Rom zum Reich Italiens mit sich. Das Ende des Papststaates und der zeitlichen Macht der Päpste wurde angeordnet. Jedes Jahr wird durch zahlreiche Kundgebungen in ganz Italien an diesen Tag erinnert.
Aber heute hat unsere Hauptstadt eine phantasievolle Erfahrung erlebt: Der einzige Redner an diesem, der Union Italiens als souveräner Staat gewidmeten Tag, war der Kardinal Tarcisio Bertone!
In einem ganz eingefriedeten Platz war es sogar verboten, Fahnen mitzubringen. Sobald jemand nach Antiklerikalem roch, wurde er von Polizei ausgesperrt und entfernt. Das mussten die Delegation der Union der rationalistischen Atheisten und Agnostiker und die Gruppe “Werte at work” (unübersetzbares Sprachspiel zwischen Werke/Baustelle und Werte) erfahren. Sie wurden entfernt, die Polizei hat von ihnen die Personalausweisen gefordert und einbehalten. Man teilte ihnen ferner mit, dass die Fahnen mit der Aufschrift UAAR eine auf höheren Befehl verbotene “Form von Protest” sei.
Dazu hat die UAAR eine Pressemeldung veröffentlicht:
Porta Pia: Nur der Vatikan spricht, die Atheisten werden von der Digos blockiert (Divisione Investigazioni Generali e Operazioni Speciali – Abteilung Generelle Untersuchungen und Spezielle Tätigkeiten).
Aufgehalten von der Digos, eingetragen und entfernt: Die Delegation der UAAR, die heute morgen zur Feier anlässlich der Breccia di Porta Pia eintraf, wurde von Digos blockiert; die Polizei hat alle Personalausweise requiriert und sie erst am Ende der Kundgebung zurückgegeben. “Wir hatten lediglich unsere Fahnen dabei, auf denen nur unser Name geschrieben steht“, erzählt Raffaele Carcano, nationaler Sekretär der UAAR. „Weder hatten wir Schilder, noch hatten wir Absicht, Slogans zu skandieren”. Mittlerweile beschränkte sich der Staatspräsident Giorgio Napolitano darauf, einen Kranz niederzulegen, während der Kardinal Tarcisio Bertone für die Gefallene betete. “Ich meine, vor der Beseitigung jeder möglichen Form von Meinungsverschiedenheit und vor dem völligen Verlassen der konstitutionellen Prinzipien von Seiten der anwesenden italienischen Behörden, dass man ruhig von einer Negation des Pluralismus und von einem Austritt aus der Demokratie sprechen kann - das alles mit der prächtigen Zustimmung unseres Staatspräsidenten”, schloss der UAAR-Sekretär seine Ausführungen.
Gabriella Bertuciolli