Das Hauptwerk "System der Natur oder von den Gesetzen der Physischen und Moralischen Welt" des Philosophen d'Holbach
ist jetzt komplett im Internet verfügbar. Seine Werke sind wegen seiner klaren Sprache auch heute noch gut zu lesen, waren jedoch bisher nicht auf Deutsch im Internet verfügbar. Also, meine Damen und Herren, keine Scheu vor den rund 1000 Seiten Philosophie!
Band 1: http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PPN=PPN514897155
Band 2: http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PPN=PPN514901128
Wer einen Überblick über d'Holbach vorzieht, der wird bei http://www.schulfach-ethik.de/ethik/Personen/holbach.htm. fündig.
Zur Person:
Paul Thiry D'Holbach (1723-1789)
Können Sie sich vorstellen, dass jemand wegen des Verkaufes eines Buches zu 9 Jahren Galeerenstrafe verurteilt wurde? Genau das ist einem Apothekergehilfen im 18. Jahrhundert passiert, der ein Buch von Paul Thiry d’Holbach unter dem Ladentisch verkaufte. Den Herrschenden, dem Adel und der Kirche in Frankreich, erschienen Holbachs Gedanken damals so gefährlich, dass sie solch drakonischen Strafen verhängten. Im Jahre 1770 erschien Holbachs Hauptwerk „System der Natur“. Natürlich konnte er das Werk nicht unter seinem Namen veröffentlichen, sondern musste ein Pseudonym verwenden. Diese Vorsichtsmaßnahme war trotz seiner hohen gesellschaftlichen Stellung notwendig. Das Buch hatte es für die damalige Zeit in sich. Schonungslos zeigte er die Irrtümer der Religion auf, die nach seiner Ansicht den Menschen den Zugang zu wirklichen Erkenntnissen verstellt. Er argumentierte konsequent gegen den Absolutheitsanspruch der Religion in moralischen Fragen. An Stelle einer geoffenbarten Ethik fordert er eine, die sich an der gesellschaftlichen Nützlichkeit orientiert und empirisch überprüfbar ist. Seine Kritik an Klerus und Adel verfolgte das Ziel einen Staat zu schaffen, in dem freie, verantwortungsbewusste, aufgeklärte Bürger die Geschicke lenken.
Heute muss man keine Galeerenstrafen mehr fürchten, wenn man Holbachs Werke verbreitet. Doch Holbach ist merkwürdigerweise konsequent aus unserem Bildungswesen verbannt worden. Nur Kennern sind seine Werke bekannt, und deutsche Übersetzungen der französischen Originale sind nur schwer zu bekommen. Könnte es sein, dass Holbachs Kritik noch heute den Herrschenden unbequem und gefährlich erscheint?
Aus diesem Grunde entschloss sich der Bund für Geistesfreiheit Bayern, Holbachs Werk „System der Natur“ der Internetgemeinde verfügbar zu machen. Da kam ihm das Projekt „DigiWunschbuch“ der Universitätsbibliothek Göttingen entgegen. Die Bibliothek hat einen großen Bestand alter Bücher, die auf digitale Datenträger sowie im Internet gespeichert werden sollen. Das Scannen der Originale kostet natürlich viel Geld. Darum wurden „Buchpaten“ sucht, die die Kosten für ein Buch übernahmen. Nun kann die ganze Welt Holbachs Buch unter der Adresse www.digiwunschbuch.de lesen, ohne dass jemand dafür Galeerendienste leisten muss.
Dietmar Michalke
„Wenn ein Atheist richtig geurteilt und seine Natur zu Rate gezogen hat, so hat er Prinzipien, die zuverlässiger und immer menschlicher sind als die des Abergläubischen, der durch eine finstere oder schwärmerische Religion entweder zur Torheit oder zur Grausamkeit geführt wird. Niemals wird man die Einbildungskraft eines Atheisten so sehr vernebeln, daß man ihm glaubhaft macht, Gewalttätigkeiten, Ungerechtigkeiten, Verfolgungen, Morde seien tugendhafte oder rechtmäßige Handlungen.“
„Wem dient also der Glaube? Einzig und allein einigen Menschen, die sich des Glaubens bedienen, um die Menschheit zu unterjochen.“
„In der Vernunft und in unserer eigenen Natur werden wir Führer haben, die viel sicherer sind als jene Götter, denen die Geistlichkeit nach ihrem Gutdünken irgendwelche Worte in den Mund legt und deren Sprache sie je nach ihren Interessen auslegt.“
Paul Thiry D'Holbach