GERETSRIED. (hpd) Die Mitarbeiter eines Unternehmens hatten eine Idee, wie man nicht um Spenden bitten muss, sondern selber
dafür etwas tun kann: "PANA rennt..."
Ein ganzes Menschenleben lang ist Aziz Nesin (1915 bis 1995) in Bewegung gewesen, ja gerannt, für die Umsetzung demokratischer Zustände in der Türkei. Als einer der berühmtesten türkischen Schriftsteller, Satiriker, Journalisten des 20.Jahrhunderts hat er, der Weggefährte Nazim Hikmets, trotz zahlreicher Gefängnisstrafen, trotz Verbrennen seiner Schriften, trotz Morddrohungen, Mordanschlägen und Drohungen mit der Todesstrafe gegen ihn nicht aufgehört, "anzurennen" gegen die nicht demokratischen Strukturen in seiner Heimat.
Unermüdlich schrieb er Romane, politische Satiren, Theaterstücke, Kinderbücher und war auch als Verleger aktiv (u.a. Herausgabe von Teilen der "Satanischen Verse" in der Türkei). 1972 gründete der Atheist Nesin das "Kinderparadies" Nesin Vakfi in Catalca für Kinder, die keine Eltern hatten und Kinder, deren Eltern ihnen keine Schulbildung finanzieren konnten, weil er wußte, dass Bildung eine wesentliche Voraussetzung für die Abschaffung autoritärer, undemokratischer Strukturen in der Türkei ist. Dieses Kinderheim wird seit seinem Tod von seinem Sohn, Professor Ali Nesin, geleitet und bietet über 40 Kindern ein Zuhause, in dem sie sich zu kreativen und kritischen Menschen entwickeln können. Das Waisenhaus ist eine rein private Initiative, die sich aus dem Erlös von Aziz Nesin's Werken, aus Spenden und aus viel ehrenamtlicher Arbeit trägt.
Laufen für ein Kinderheim
Solch ein "Kinderparadies" ist ein sehr aufwendiges, sinnvolles, weltliches Sozial-Projekt, das nach Ansicht der Mitarbeiter der PANA Schaumstoff GmbH unterstützt werden muss. Also nahmen insgesamt 13 Mitarbeiter, ehemalige Mitarbeiter und Kinder von Mitarbeitern auf Initiative der "Chefin" von PANA den diesjährigen Stadtlauf der Stadt Geretsried (Oberbayern) zum Anlass, für das Kinderheim zu laufen. Für jeden gelaufenen Kilometer wurde der Geschäftsführer um 5,00 Euro gebeten, die an Nesin Vakfi gespendet werden. Am Samstag, den 26. April 2008 um 14h00 war es dann so weit: zuerst liefen die Kleinen (1,7 km), dann die etwas Größeren (2,5 km), die so genannten Hobbyläufer (5 km) und schließlich die ganz "Großen" (10 km). Von den gemeldeten PANA-Läufern sind fast die Hälfte die 10 km gerannt, so dass nach Ende der Veranstaltung über 500,00 Euro "erlaufen" waren. Dieser Betrag wird noch erhöht durch Spenden der Nicht-Läufer unter den PANA-Mitarbeitern und durch Spenden von geleisteten Überstunden, so dass rund 750,00 Euro überwiesen werden können. Das Geld geht direkt an den deutschen Unterstützer-Verein des Nesin Vakfi, Fönes.
Die PANAs freuen sich über ihren Erfolg! Stolz sind sie, dass überwiegend wenig Trainierte zum Start für den Lauf zum "Kinderglück" angetreten und ins Ziel gekommen sind. Unter den übrigen Teilnehmern am Stadtlauf interessierten sich viele für das Waisenhaus-Projekt, da außer PANA Schaumstoff GmbH überwiegend Sportvereine zum Wettbewerb angetreten sind. Warum die Chefin - neben "PANA Schaumstoff GmbH" auf dem Rücken - mit "Religionsfreie Zone" auf dem Kopf die ganze Strecke und ins Ziel lief, das erklärte sie allen bereitwillig und ausführlich. Die PANAs werden - für das Kinderparadies Nesin Vakfi und zum Gedenken an einen kleinen, ganz großen und mutigen Mann - sicher wieder laufen! Und freuen sich über zahlreiche Nachahmer hier und anderswo!
Assunta Tammelleo