Morddrohungen wegen entführter Hostie

PZ Myers über einen aktuellen Fall von hinterhältiger Hostienentführung. HINWEIS: Das ist keine Satire!

 

Aus aktuellem Anlass heute ein Bonusartikel von den Neuen Atheisten. Aber Vorsicht: Er könnte allerlei Gefühle beleidigen und enthält eine sehr krude Sprache.

 

Dieser Tage ist es eine Qual, die Nachrichten zu lesen, weil die Leute so gottverdammt bescheuert sind. Kleingeistig und bescheuert. Einfach nur bescheuert. Und nichts macht sie bescheuerter als Religion.

Hier ist ein Bericht, der Ihre Hoffnungen auf eine vernünftige Menschheit zerstören wird.

 

„Webster Cook sagte, er habe eine Hostie, eine kleine Scheibe Brot, die für Katholiken den Körper von Christus symbolisiert, aus der Messe geschmuggelt, nachdem sie ein Priester segnete. Er aß sie nicht, wie er es sollte, sondern er lief mit ihr davon.“

Das ist noch nicht der bescheuerte Teil. Er lief mit dem Keks davon, der in seinem Mund steckte, und Leute in der Kirche kämpften mit ihm, um ihn zurück zu bekommen. Es ist nur ein Keks!

Weltweit platzte Katholiken der Kragen.

Würden sie glauben, dass dies keine Übertreibung ist? Überall auf der Welt sind die Leute äußerst wütend darüber – Webster Cook erhielt Todesdrohungen wegen seinem Keks. Das sind nur Verrückte, könnten Sie vielleicht denken, aber sehen Sie sich hier diese durchdachte, bemessene Antwort einer lokalen Diozese an:

 

„‚ Uns ist nicht 100%ig klar, was die Motivation von Herrn Cook war‘, sagte Susan Fani, eine Sprecherin der lokalen katholischen Diözese. ‚Dennoch, falls es so etwas wie ein Verbrechen aus Hass gibt, dann sieht es wohl so aus.“

‚Wir erwarten einfach von der Universität, dass sie das ernst nimmt‘, fügte sie hinzu. ‚Sie soll nicht nur Herrn Cook, sondern der gesamten Gemeinde eine Nachricht zukommen lassen, dass ein solches Sakrileg nicht toleriert werden wird.‘“

Warten Sie mal, was? Einen Keks als Geisel zu halten ist nun ein Verbrechen aus Hass? Der Mord an Matthew Shepard war ein Verbrechen aus Hass. Der Mord an James Byrd Jr. war ein Verbrechen aus Hass. Das ist ein gottverdammter Keks. Kann man den Missbrauch echter menschlicher Wesen noch steigern?

Nun, Sie könnten es zum Beispiel mit einem Priester versuchen, der dieses Ereignis mit einer Entführung vergleicht.

 

„Es tut weh“, sagte Vater Miguel Gonzales im Namen der Diözese. „Stellen Sie sich vor, sie entführen jemanden und Sie bitten darum, dass dieses Individuum wieder zu seiner Familie zurückgebracht wird.“

Gonzales sagte, dass die Diözese bereit ist, sich mit Cook zu treffen und ihm dabei zu helfen, die Wichtigkeit der Hostie zu verstehen, in der Hoffnung, dass er sie zurückbringt. Die Diözese schickt eine Nonne zum Campus der UCF, um die nächste Messe zu überwachen und die Hostie zu beschützen und in der Hoffnung, dass Cook sie wieder herausrückt.

Ich mag die Idee, eine furchteinflößende Nonne einzuspannen, um die Zeremonie bei der nächsten Messe zu beschützen. Aber es geht noch besser... lasst uns Webster Cook zur Hölle schicken!

Gonzales sagte, dass die Katholische Kirche den absichtlichen Missbrauch einer Hostie als Todsünde betrachtet, die Schlimmstmögliche. Wenn sie nicht zurückgebracht wird, wird die Glaubensgemeinde um Vergebung bitten müssen.

 

„‚Wir müssen Wiedergutmachtung leisten‘, sagte Gonzales. ‚Die ganze Gemeinde wird sich dem Gebet zuwenden. Wir werden den Herrn um Vergebung bitten, um Frieden, nicht nur für die ganze Gemeinde, die davon betroffen ist, sondern auch für Cook, wir beten auch um ihn.“

 

Krieg dich mal wieder ein, Mann. ES IST EIN KEKS.

Und natürlich ist Bill Donohue außer sich (Ich weiß, Donohue wird eines Tages an einem Schlaganfall sterben, wenn eine Mücke seine Haferflocken schändet, aber das sagt nicht viel).

„Dass ein Student die Messe stört, indem er den Leib Christi als Geisel nimmt – unabhängig von dem angeblichen Grund für seine Verstörung – ist jenseits von Hasspredigt. Das ist der Grund, warum die Leitung der UCF schnell und entschieden handeln muss, warum sie dafür sorgen muss, dass Gerechtigkeit vollstreckt wird. Alle Optionen sollten auf dem Tisch sein, inklusive Rauswurf.“

 

Ach, jenseits von Hasspredigt. Wo steht das auf der Holocaust-Skala, Bill? Es sollte nicht einmal wahrgenommen werden, aber hier ist Wütender Blick Bill, der Beleidigte, der zum Rauswurf eines Studenten auffordert... weil er einen Keks nicht heruntergeschluckt hat.

Würden Sie glauben, dass der beschwichtigende Präsident der Universität, John Hitt, darauf acht gibt, seinen Studenten bloß nicht zu verteidigen und stattdessen die Wichtigkeit der katholischen Kirche für die Universität aufspielt? Natürlich würden Sie das. Scheiß auf die Studenten, halte die Geldgeber und Staatsvertreter bei Laune.

Leider hat Webster Cook den Keks nun zurück gebracht. Warum?

 

„Webster möchte einfach nur, dass all dies ein Ende hat. Vor allem jetzt, wo er sein Leben in Gefahr sieht.“

 

Das ist wahr. Verrückte christliche Fanatiker gleich hier in unserem eigenen Land haben damit gedroht, einen jungen Mann wegen einem Keks zu ermorden. Das ist irre. Diese Leute sind gottverdammte Flachwichser. Und Cook ist den Flammen noch nicht entkommen – dieser Bericht von Fox News endet mit einem offenen Aufruf, ihm noch mehr Leid zuzufügen.

„Universitätsbeamte sagten, dass Webster Cook zunächst nicht in Schwierigkeiten steckt. Falls irgendjemand oder irgendeine Gruppe eine formale Beschwerde über das studentische Rechtssystem bei der Universitätsleitung einreichen möchte, kann das tun. Falls das geschieht, wird Webster an einer Anhörung entweder vor dem leitenden Ausschuss oder vor einem Ausschuss seiner Kommilitonen teilnehmen müssen.“

 

Haben Sie das verstanden? Wenn Sie nicht mögen, was Webster Cook getan hat, dann müssen Sie sich nur bei der Universität beschweren und sie wird für Sie die Drecksarbeit erledigen und seine Studienerfahrung ruinieren. Und gehen Sie nicht davon aus, dass die Universität Cook beschützen würde; in der Universität sind nun bewaffnete Polizeibeamte platziert worden, welche bei der Messe Wache stehen.

Ich finde das alles einfach nur unfassbar. Als ob mittelalterlicher Aberglauben und Bösartigkeit mit Unterstützung der säkularen Institutionen vom Amerika des 21. Jahrhunderts gedeien würden. Es ist eine Kultur verblendeter Spinner, die bestimmen, wo es langgeht und die menschliche Wesen nach ihrer mystischen Pfeife tanzen lassen.

 

Also: Was tun? Ich habe eine Idee. Kann irgendjemand da draußen mir ein paar gesegnete Kommunionskekse besorgen? Ich kann leider nicht persönlich an sie herankommen – meine lokalen Gemeinden haben Brandpfähle für mich vorbereitet, da bin ich mir sicher – aber falls mir einer von euch eine davon besorgen könnte und sie mir per Post zuschickt, dann zeige ich euch mit Freuden ein Sakrileg, und zwar mit lauten Fanfaren. Ich werde nicht versucht sein, sie als Geisel zu halten (nein, nicht einmal wenn ich die Wahl habe, entweder die Hostie zurück zu bringen oder zuzusehen, wie Bill Donohue dem Papst in die Eier tritt, was offenbar eine humanere Tat wäre, als einen gottverdammten Keks zu schänden), aber ich werde sie stattdessen mit einer tiefen Respektlosigkeit behandeln und sie auf hinterhältige Weise missbrauchen, alles fotografieren und hier im Netz veröffentlichen. Ich werde dies voller Freude tun und mit einem Lachen im Herzen. Falls Sie welche davon unter den Augen bewaffneter Polizisten und grimmiger Nonnen, die über Ihre örtliche Kommunion wachen, heraus schmuggeln können, dann schreiben Sie mir und schicken Sie mir Ihre Heimadresse.

Warten wir es ab. Nun wird eine Gruppe Jesuiten dafür bezahlt werden, jeden Tag meine Post zu durchwühlen.

 

 

Sie möchten PZ Myers bei der Hostienschändung unterstützen? Gesegnete Hostien bitte an die folgende Adresse:

 

Dr. PZ Myers
Division of Science and Mathematics
600 E 4th Avenue
University of Minnesota, Morris
Morris, MN 56267

 

Anmerkung: Einige Leser scheinen diesen Artikel für eine Satire zu halten. Das ist er nicht. Es gab tatsächlich Morddrohungen wegen einer Hostienentführung. Überprüfen Sie bitte einfach die Links, wenn Sie mir das nicht glauben wollen.

Übersetzung: Andreas Müller

Quelle: PZ Myers: IT'S A GODDAMNED CRACKER. Pharyngula, 8. Juli 2008

 

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