"Nahezu ungebrochen vertraten viele Erziehungsanstalten bis in die frühen 70er Jahre ein Konzept von Disziplinierung und Unterwerfung..." heißt es in einem Artikel von Eva Berger in der TAZ, der sich mit den Heimen für Kinder in Deutschland (Ost und West) befasst.
Bezugnehmend auf Peter Wensierskis Buch "Schläge in Namen des Herrn" schreibt die TAZ: "Totale Überwachung und Kontrolle, akkordähnliche Zwangsarbeit, hartes körperliches Strafregime und psychische Erniedrigung waren die christlichen Methoden der Erziehung."
Diese Zustände galten auch - bis zur Aufdeckung durch die TAZ - auch in den Heimen der Haasenburg GmbH. "Es herrschte Redeverbot während der Arbeit, in den Speise- und Schlafsälen. Gefängniszellen nannten die frommen Schwestern und Brüder 'Besinnungsräume', heute sprechen die Befürworter strafender Pädagogik wahlweise von 'Anti-Aggressionsraum' oder 'Timeout-Raum'. Als Mittel der Korrektur waren sie stets Bestandteil der Heimarchitektur."
Die Autorin stellt dabei fest - nach einem historischen Abriss zur Geschichte der Heime - dass sich die Kirchen bis heute davor drücken, die Verantwortung für die Missbrauchsfälle zu übernehmen, sondern im Gegenteil dieses Vorgehen noch verteidigen: "Die Nachrichtenagentur der Evangelischen Kirche, epd, ließ anlässlich der taz-Berichte über die Haasenburg-Gewalt einen Rostocker Psychiater ein unerschrockenes Plädoyer für mehr geschlossene Unterbringung halten. Dass es in einer repressiven Einrichtung auch zu Verletzungen kommen könne, wolle er gar nicht ausschließen. 'Das muss man sich so vorstellen, wenn auf der Straße jemand randaliert und die Polizei wird gerufen, dann kann es bei den Sicherungsmaßnahmen [...] zu Hämatomen kommen. [...] Das ist, sag ich mal, im Ernstfall eine Nebenwirkung einer Schutzmaßnahme.'"