Obskurantismus bei Bundesagentur für Arbeit

DEUTSCHLAND. (hpd) Staatliches Portal für berufliche Aus- und Weiterbildung ist anscheinend offen für Alles – auch für alle Sorten von Esoterik und Obskurantismus aus dem Bereich der Para- und Pseudowissenschaften.

Man kennt es schon. Dass deutsche Volkshochschulen, die mit Landesmitteln und aus kommunalen Haushalten gefördert werden, eine breite Palette esoterischer Diagniose- und Therapieverfahren unter ihren Bildungsangeboten ausweisen, ist nichts Neues. Ungeachtet fehlender Wirksamkeitsnachweise dürfen Hand-, Geist-, Stein- und Verdünnungsheiler ihre außergewöhnlichen Behauptungen in die Volkshochschulen tragen. Eine Stichprobe in Sachsen förderte Ende 2007 ein recht buntes Bild zutage.

Nicht viel anders verhält es sich mit dem Portal für berufliche Aus- und Weiterbildung der Bundesagentur für Arbeit KURSNET. Nicht nur seriösen Weiterbildnern, sondern auch Verbreitern von Esoterik aller Art wird eine komfortable und kostenfreie Pflege ihrer Bildungsangebote zugesichert.

Eine Meldung des EsoBlog (03.04.2009) macht darauf aufmerksam, dass diese Möglichkeit intensiv genutzt wird. Doch man suche selbst in KURSNET. Wer etwa in Sachsen Therapeut werden möchte, findet schnell die passenden Angebote, unter anderem auch solche aus dem Bereich der Para- und Pseudowissenschaften:

Akupunktur
Antlitzdiagnose
Augen- und Irisdiagnose
Aromatherapie
Ausleitende Verfahren (Blutegel, Schröpfen)
Ayurveda Bach-Blütentherapie
Chakrenarbeit
Cranio-Sacral-Therapie
Edu-Kinestetik
Homöopathie - Fachfortbildung
Reiki
Schüßler-Salze
Traditionelle Chinesische Medizin

Hier die gesamte Liste.
 

Über die Lehrpläne an staatlichen Schulen wachen ganze Kommissionen, in denen Menschen sitzen, die etwas vom jeweiligen Fach verstehen. Nur die Wissenschaftlichkeit garantiert, dass das, was an Schulen gelehrt wird, nicht der Willkür unterliegt. Andere Einrichtungen sehen das offenbar nicht so eng. Die unkritische Öffnung der Datenbank der Arbeitsagentur für die so genannte Alternativmedizin ist fast genauso fragwürdig wie die finanzielle Förderung von Volkshochschulen, in denen gelehrt wird, wie man an Wunder glaubt. Es ist zu wünschen, dass öffentlich-rechtliche Einrichtungen an externe Bildungsangebote wissenschaftliche Qualitätskriterien anlegen, bevor sie ihren guten Namen (und gegebenenfalls auch das Geld von Steuerzahlern) dafür hergeben.

Doch zunächst einmal herrscht für das Übersinnliche Hochkonjunktur. Wie die taz (29.03.2009) berichtete, scheint die momentane Wirtschaftslage der Esoterikbranche nicht zu schaden. Im Gegenteil: Mit Krisengebeutelten lassen sich Milliardenumsätze machen.

Es liegt nahe, der Branche jetzt keine Steine in den Weg zu legen - wegen der Arbeitsplätze natürlich.

Andreas Dietz